Ihre deutsche Konzertagentur hat sich von Anna Netrebko getrennt. Die großartige russische Sopranistin war etwas zu kuschelig mit Putin und ließ sich auch mit der Fahne von "Neurussland" zusammen mit einem ostukrainischen Separatistenführer abbilden. Macht sich auch nicht gut für eine österreichische Staatsbürgerin.

Die russische Opernsängerin Anna Netrebko verliert ihre deutsche Vertretung.
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Künstler sein, auch reproduzierender Künstler, ist fast immer auch politisch. Dass manche die Nähe zur Politik suchen oder die Politik zu ihnen, ist noch nicht per se verwerflich. Es kommt darauf an, ob man sich mit einer bösartigen Macht gemein macht oder ihr etwas entgegensetzt.

André Heller, der jetzt anlässlich seines 75ers ausgiebig Gefeierte, hat seinerzeit das große "Lichtermeer" gegen Jörg Haiders Fremdenhass initiiert und mitorganisiert; eine Leistung, die in all der Poesie und dem Entertainment fast untergegangen ist.

Michael Haneke, ein Achtziger, hat in Filmen wie Funny Games, Die Klavierspielerin und Das weiße Band eine Psychopathologie der Bürgerlichkeit abgeliefert; Xaver Schwarzenberger, dem zum 75er gerade eine Retrospektive im Wiener Metro Kinokulturhaus gewidmet ist (bis 6. April), gab in seinem Spielfilm von 1982 – Der stille Ozean nach einem Roman des kürzlich verstorbenen Gerhard Roth – dem Antiheimatfilm künstlerischen Ausdruck.

Künstler, die, nebenbei gesagt, als alte weiße Männer gelten, was aber ziemlich egal ist angesichts ihrer auch politischen Relevanz. (Hans Rauscher, 23.3.2022)