LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger gefällt der Entwurf des Umweltministeriums nicht.

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Wien – Die Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) lehnt den vorliegenden Entwurf des Umweltministeriums für eine nationale Biodiversitätsstrategie ab und sieht darin ein "grobes Foul" des Ministeriums, wie LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger erklärte. Das Brachliegenlassen von Äckern und Wiesen und eine Halbierung der Pflanzenschutzmittel würden die Versorgungssicherheit gefährden, kritisierte Moosbrugger. Umweltschützer werfen den Bauern vor, die Biodiversitätsstrategie zu blockieren.

Kritik am Entwurf

Sollte der aktuelle Entwurf beschlossen werden, brächte dies massive Verschlechterungen mit sich, kritisierte Moosbrugger am Donnerstag in einer Aussendung – "nicht nur für die heimische Land- und Forstwirtschaft und Österreichs Versorgungssicherheit, sondern auch für den Umwelt-, Klima- und Biodiversitätsschutz selbst".

So sehe der aktuelle Entwurf vor, dass zehn Prozent aller Äcker, Wiesen und Wälder außer Nutzung gestellt werden sollen. "Wir brauchen mehr denn je eine regionale Versorgung mit Lebensmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und Energie", sagte der LKÖ-Präsident.

Weiter sehe der Entwurf eine Halbierung der Pflanzenschutzmittel sowie eine pauschale Reduktion von Düngemitteln vor. "Das hätte einen Rückgang der Lebensmittelproduktion um mindestens 15 Prozent zur Folge." Auch das aktuell vorgesehene Verbot der Beweidung und Bejagung in großen Gebirgsregionen hält Moosbrugger für nicht akzeptabel. "Aus all diesen Gründen können wir dem vorliegenden einseitigen Entwurf der Biodiversitätsstrategie nicht zustimmen."

WWF befürchtet "Papiertiger"

Die Umweltschutzorganisation WWF hingegen befürchtet, dass die Biodiversitätsstrategie "ein neuer Papiertiger" werden könnte. "Die künftige Strategie braucht unbedingt einen verbindlichen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen, klaren Zuständigkeiten sowie Zeit- und Finanzierungsplänen. Ansonsten droht ein neuer Papiertiger", sagte WWF-Experte Arno Aschauer.

Das Umweltministerium ging auf die Kritik der Landwirtschaftskammer nicht ein und kündigte lediglich an, man werde "zügig an der Strategie und dem Aktionsplan zum Schutz unserer Vielfalt weiterarbeiten".

Kritik an der Landwirtschaftskammer kam von der SPÖ. "Die ambitionierte Biodiversitätsstrategie droht offenbar an der Blockade der Agrar- und Forstlobby zu scheitern. Der aktuelle Bericht und die Warnungen des Weltklimarates dürften vor allem an Vertretern von Landwirtschaftskammer und ÖVP-Bauernbund spurlos vorübergegangen sein", so SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr.

Auch für die Umweltschutzorganisation Global 2000 sind die Aussagen von Moosbrugger nicht nachvollziehbar. "Das einzige grobe Foul ist bei der Landwirtschaftskammer zu suchen. Der aktuelle Entwurf wurde von der ursprünglichen Version bereits sehr zugunsten der Interessen der LKÖ abgeändert und jetzt trotzdem von ihnen selbst abgeschmettert", sagte der Biodiversitätsexperte von Global 2000, Martin Wildenberg, in einer Mitteilung.

Der Präsident des Umweltdachverbandes, Franz Maier, appellierte an die politischen Vertreter, den Dialog nicht abzubrechen. Auf dem Spiel stehe nichts weniger als die Lebensversicherung der Menschen. "Biodiversitätsschutz ist Lebensschutz, wir dürfen das große Ganze nicht wegen einiger weniger Konfliktpunkte aufs Spiel setzen." (APA, 7.4.2022)