Die Zeiten sind unsicher – auch in finanzieller Hinsicht. Doch noch fühlt sich die Mehrheit der Österreicher finanziell gut aufgestellt.

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Wien – Die Inflation ist in Österreich bei acht Prozent angekommen. Zu dem Preistreiber Energie gesellen sich immer mehr Lebensmittel, die sich verteuern. Kurzum: Die Inflation ist mittlerweile für jeden deutlich spürbar. Hinzu kommt, dass mit dem Krieg in der Ukraine und den Lieferkettenproblemen noch weitere Verteuerungen auf uns warten. Auch Händler sagen, dass sie bei weitem noch nicht alle Kosten, die die Produktion verteuern, an die Konsumenten weitergegeben haben.

Es sind finanziell also höchst unsichere und angespannte Zeiten. Dennoch geht es der Bevölkerung finanziell besser als noch vor einem Jahr. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Team-Bank. Im aktuellen Liquiditätsbarometer geben 66 Prozent der Befragten an, dass ihre finanzielle Situation gut oder sehr gut sei. Im Vorjahr waren es 64 Prozent, die sich so eingestuft haben. Knapp die Hälfte der Befragten rechnen aktuell gar mit einer Verbesserung ihrer finanziellen Lage in den kommenden drei bis fünf Jahren.

Erholung nach der Pandemie

Die Erholung der Privathaushalte nach den Jahren der Corona-Einschränkungen setzt sich also fort. Zwar geben immer noch 32 Prozent der Befragten an, sie seien schlechtergestellt als vor der Pandemie. Das ist jedoch ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (37 Prozent). Auf der anderen Seite des Spektrums geben 16 Prozent der Befragten an, dass es ihnen finanziell sogar besser als Anfang 2020 (Vorjahr: zwölf Prozent) geht.

"Die Umfrageergebnisse zeigen eine vorsichtige Erholung der Finanzen der Österreicher", sagt Frank Mühlbauer, Vorstandsvorsitzender der Team-Bank. Das sei angesichts der Corona-Situation und während eines Krieges in Europa nicht zwingend zu erwarten gewesen. "Allerdings stehen wir noch ganz am Anfang eines starken wirtschaftlichen Umbaus in Europa, den die russische Aggression der EU aufgezwungen hat", sagt Mühlbauer. Damit kämen neue Herausforderungen.

Licht und Schatten

In puncto Zukunft zeigen sich auch die Befragten verunsichert. Nur noch 47 Prozent (2021: 49 Prozent) gehen davon aus, dass es ihnen in fünf Jahren besser gehen wird als heute. Für diesen Rückgang gebe es zwei Gründe: Es gab im vergangenen Jahr eine reale Erholung mit einer Verbesserung der Finanzlage. Dass danach ein Teil der Befragten nicht mit weiterem Zugewinn rechnet, ist naheliegend. Zusätzlich trübt die weltpolitische Lage die Zukunftsaussichten.

In der Generation 50Plus nehmen 32 Prozent an, dass ihre finanzielle Lage sich in den kommenden fünf Jahren verschlechtern wird. Dass ein Teil dieser Gruppe mit Einbußen rechnet, ist zwar normal, da der Pensionseintritt und der damit verbundene Einkommensrückgang in diese Lebensphase fällt. Aussagekräftig ist aber, dass im Vorjahr nur 25 Prozent mit einer Verschlechterung gerechnet haben.

Bei den 18- bis 29-Jährigen weist die Entwicklung in die andere Richtung: 76 Prozent und damit sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr rechnen mit einer Verbesserung in Geldangelegenheiten. In Wien und Salzburg sind die Befragten am zuversichtlichsten, im Burgenland herrscht hingegen am wenigsten Optimismus. (Bettina Pfluger, 1.6.2022)