Im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus stehen zwei große Veränderungen an: eine stadtgestalterische und eine politische. Die Verbindung zwischen beiden: das Ikea-Grätzel beim Wiener Westbahnhof.

Konkret ist damit jener Bereich gemeint, der von äußerer Mariahilfer Straße, dem ÖBB-Gelände, Gerstnerstraße und Rosinagasse begrenzt ist. Dort sind großangelegte Bauarbeiten im Gang. Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, wird derzeit auf dem Langauerplatz – einer schmucklosen Fläche, die bisher vor allem als Parkplatz diente – der Asphalt aufgebrochen und abgetragen.

Im Anschluss daran wird die Fläche begrünt und mit einem Fahrverbot weitgehend autofrei gemacht. Nur Autolenkerinnen und Autolenker mit Garagenplätzen und Lieferantinnen und Lieferanten dürfen dort künftig fahren.

Der Langauerplatz im 15. Bezirk wird begrünt und weitgehend autofrei gemacht. So soll er künftig aussehen.
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Zusätzlich sind in dem Viertel zwei neue Fußgängerzonen vorgesehen – eine am Friedrichsplatz und eine in der Staglgasse (im Abschnitt Friedrichsplatz bis Gasgasse). Dazu kommen mehrere verkehrsorganisatorische Änderungen. Ein Linksabbiegegebot von der Fuchsgasse in die Gasgasse gilt bereits. Die Gasgasse wird für Autolenkerinnen und Autolenker künftig eine Einbahn bis zur Zwölfergasse, Radlerinnen und Radler dürfen auch in die Gegenrichtung fahren. Für sie ist außerdem in der Gerstnerstraße eine Verbesserung geplant: Dort wird ein Radweg entstehen.

All das wird flankiert von Begrünungen. Insgesamt werden in dem Grätzel 13 Bäume gepflanzt und Staudenbeete angelegt beziehungsweise verbreitert. 120 Parkplätze fallen weg. Bis Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Betont freundliche Bezirks-SPÖ

Ausschlaggebend für den Umbau ist die Eröffnung des City-Ikea an der Kreuzung von äußerer Mariahilfer Straße und Mariahilfer Gürtel im August 2021. Die Idee: Damit parkplatzsuchende Kundinnen und Kunden des schwedischen Möbelhauses in dem unmittelbar angrenzenden Viertel kein Verkehrschaos anrichten, macht man das Autofahren dort möglichst unattraktiv.

Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gab sich am Donnerstag bei einem Lokalaugenschein mit dem Fortschritt zufrieden. "Ich freue mich, dass wir in diesem Grätzel gemeinsam mit dem Bezirk eine massive Aufwertung und neue Grünflächen schaffen", teilte sie per Aussendung mit.

Mit betont freundlichen Worten gegenüber der Stadt kamen darin auch Simas Parteikollegen aus Rudolfsheim-Fünfhaus, Vizebezirkschefin Merja Biedermann und Dietmar Baurecht, Vorsitzender der Verkehrskommission, zu Wort. Von einem "wirklich tollen Gemeinschaftsprojekt für den 15. Bezirk" und einem "Danke an die Stadt für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung" war da die Rede.

Der große Abwesende

Das ist wohl kein Zufall – und hat mit dem großen Abwesenden der Baustellenbesichtigung zu tun: dem roten Noch-Bezirkschef Gerhard Zatlokal. Er hat vor kurzem angekündigt, sich nach 14 Jahren im Amt spätestens Ende 2022 zurückziehen zu wollen. "Wenn meine Gesundheit es nicht mehr zulässt, dann vielleicht früher", sagt er.

Selbige ist auch der Grund für Zatlokals Fehlen beim Lokalaugenschein. Der 62-Jährige ist bis Anfang Juli auf einer mehrwöchigen Reha. "Ein Teil dieser Reha ist es auch, Abstand zu meinem Job zu bekommen", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD.

Streit mit der Rathaus-SPÖ

Was Zatlokal den Abschied zumindest nicht schwerer machen dürfte: die Kämpfe, die er – auch bezüglich Ikea-Grätzels – mit der Rathaus-SPÖ und Stadträtin Sima führte. Wäre es nach Zatlokal gegangen, hätte die Verkehrsberuhigung beim Westbahnhof bereits im Vorjahr zumindest provisorisch umgesetzt werden sollen. Doch dazu kam es nicht. Weil die Stadt nicht wolle, wie der Bezirkschef damals auf Facebook wetterte.

Das war nicht die erste Art von Spannungen dieser Art. Seitdem Zatlokal im Sommer 2020 gemeinsam mit Markus Reiter, dem grünen Bezirkschef von Neubau, einen mobilen Pool am Gürtel aufstellte, kam es immer wieder zu Konflikten. Vor allem mit seinen verkehrspolitischen Ansätzen, die in gewissen roten Kreisen als zu grün empfunden werden, eckte Zatlokal an.

Sein Nachfolger ist übrigens schon auserkoren: Der erwähnte Dietmar Baurecht wird in Zatlokals Fußstapfen treten. Ob er auch verkehrspolitisch in selbiger Richtung weitergeht, bleibt abzuwarten. (Stefanie Rachbauer, 2.6.2022)