Die Kryptofirma Celsius steckt in der Krise.

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Nach dem Absturz des Stablecoin Terra USD im Mai – der auch Bitcoin in die Tiefe riss – dürften Krypto-Anleger gehofft haben, dass sich der Markt rasch von seinem Schock erholt. Vergeblich. Bereits Montagfrüh zeichnete sich ab, dass sich Bitcoin weiterhin auf Talfahrt befindet. Dieser Trend setzte sich auch am Dienstag fort. Zwischenzeitlich steuerte die älteste Kryptowährung auf die 20.000-Dollar-Marke zu.

Auslöser sind eine hohe Inflation und die Sorge vor einer weiteren Erhöhung des Leitzinses der US-Notenbank Fed. Aber nicht nur das. Am Sonntag gab die Kryptofirma Celsius Network bekannt, keine Transaktionen mehr durchzuführen. Das Unternehmen mit 1,7 Millionen Kundinnen und Kunden agiert als eine Art Kryptobank, verwaltet laut den "New York Times" Vermögenswerte in Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar – und steckt nun in einer Krise, die den gesamten Markt ins Straucheln bringt. Derzeit wissen Investorinnen nicht, ob sie ihre Einlagen jemals wiederbekommen werden.

Milliardenbewertung

Das US-amerikanische Celsius Network wurde bereits 2017 gegründet und agiert mittlerweile international. Userinnen können einerseits Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum über die Plattform kaufen, unterschiedliche Währungen tauschen und sogar Kredite aufnehmen. Zuletzt konnte das Unternehmen 750 Millionen Dollar von Investoren sammeln, was ihm eine Bewertung von drei Milliarden Dollar bescherte.

Laut "New York Times" kam in der Vergangenheit jedoch immer wieder Kritik an Celsius auf. Mehrfach sei das Unternehmen zudem von staatlichen Aufsichtsbehörden untersucht worden. "Für Celsius wie für den Rest des Kryptomarkts gibt es keine regulatorische Aufsicht, keinen Verbraucherschutz, keine Nettokapitalanforderungen", sagt John Reed, ein ehemaliger Beamter der US-Börsenaufsicht, gegenüber der US-Zeitung.

(Keine) Desinformation

Noch am Wochenende bezeichnete Celsius-Gründer Alex Mashinsky erste Berichte über gesperrte Konten als Desinformation. "Mike, kennen Sie auch nur eine Person, die ein Problem damit hat, von Celsius abzuheben?", antwortete er einem Twitter-User. Am Tag darauf wurden alle Transaktionen gestoppt.

In einer Stellungnahme schrieb das Unternehmen dann, eine Klausel in den Nutzungsbedingungen aktiviert zu haben, die eine solche Sperre ermögliche. "Celsius verfügt über erhebliche Vermögenswerte, und wir arbeiten sorgfältig daran, unseren Verpflichtungen nachzukommen", heißt es weiter. "Wir ergreifen diese notwendige Maßnahme zum Wohle unserer gesamten Community, um die Liquidität und den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, während wir Schritte zur Erhaltung und zum Schutz der Vermögenswerte unternehmen." Die Zuversicht, dass Kundinnen tastsächlich ihre investierten Krypto-Vermögen zurückerhalten werden, scheint sich derzeit allerdings in Grenzen zu halten. Dementsprechend pessimistisch reagiert der Markt. (mick, 14.6.2022)