Das Jahreseinkommen der ersten Führungsebene lag 2021 bei 250.900 brutto, die Führungskräfte der zweiten Ebene kamen im Schnitt auf 142.600 Euro pro Jahr.

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Die Gehälter der Führungskräfte in den heimischen Unternehmen sind im zweiten Corona-Jahr 2021 kräftig nach oben gegangen. Im Durchschnitt verdienten die Spitzenmanager 225.680 Euro brutto pro Jahr – das waren um 4,5 Prozent mehr als 2020, wie aus einer Umfrage des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF) mit Unterstützung der Industriellenvereinigung (IV) hervorgeht. Befragt wurden 441 Führungskräfte der ersten und zweiten Managementebene, 90 Prozent der Teilnehmenden waren männlich.

Die Gagen der Führungsriege stiegen damit deutlich über die Inflation, die 2021 mit 2,8 Prozent den – vorerst – höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht hatte. Im Dezember zog die Teuerung auf 4,1 Prozent an. Zuletzt lag der Preisauftrieb laut Schnellschätzung der Statistik Austria für Juni bei 8,7 Prozent.

Auffällig ist, dass die Gesamteinkommen der zweiten Führungsebene, also Abteilungs- und Bereichsleiter miteingerechnet, im vergangenen Jahr mit einem Plus von 5,1 Prozent auf durchschnittlich 142.600 Euro brutto (81.200 Euro netto) fünfmal so stark zulegten wie jene der ersten Führungsebene mit plus einem Prozent auf 250.900 Euro brutto bzw. 137.500 Euro netto.

Variable Gehaltsanteile gestiegen

"Was die Kaufkraft beflügelt, sind die variablen Gehaltsbestandteile, die zunehmend auf Gewinn ausgerichtet sind", erklärte Studienautor Felix Josef am Donnerstag bei der Präsentation der Erhebung. "Das heißt, es gibt keine hochdotierten Grundgehälter mehr." 65 Prozent der Topmanager, also Generaldirektorinnen und Geschäftsführer, erhalten einen wesentlichen Teil ihres Einkommens erfolgsabhängig, in der zweiten Ebene liegt dieser Anteil sogar bei 73 Prozent.

Inmitten der Vielzahl an Krisen seien die Einkommen in der ersten Ebene aber auch an das Erreichen von Zielen wie etwa die Minimierung der Ausfälle oder das Aufrechterhalten der Lieferketten gekoppelt. "In der zweiten Führungsebene war das schon immer so", merkte Josef an. Die Basisgehälter der Spitzenmanager seien 2021 "moderat gestiegen" – um 1,2 Prozent in der ersten Führungsebene. In der zweiten Führungsebene seien es knapp vier Prozent gewesen.

Weit zurückblickend stagnieren die Gesamtgehälter aber seit 40 Jahren: "Inflationsbereinigt verdient die zweite Führungsebene kaum mehr als 1982, in der ersten Führungsebene ist es ein bisschen mehr geworden", sagte der Studienautor.

Große Herausforderungen

Corona ist und bleibt für die Führungskräfte die größte Herausforderung im Berufsalltag. 86 Prozent der Befragten gaben an, dass die Pandemie sie stark beschäftigt, 72 Prozent nannten den Angriffskrieg in der Ukraine. Im dritten Jahr der Pandemie seien Führungskräfte laut der Umfrage sogar noch einmal stärker gefordert: Waren es im Vorjahr 71 Prozent der Befragten, die häufiger systemkritische Entscheidungen treffen mussten, sind es aktuell sogar 76 Prozent. Der Krieg in der Ukraine führt für 44 Prozent dazu, häufiger solche Entscheidungen treffen zu müssen.

Wie zahlreiche andere Umfragen zeigen, beschäftigt sieben von zehn Managern außerdem die Verfügbarkeit von Personal. Kaum weniger relevant ist mit 64 Prozent die Knappheit von Rohstoffen. "Die Führungskräfte stehen aufgrund der immer noch spürbaren Corona-Pandemie und durch den Krieg in der Ukraine und der damit zusammenhängenden Wirtschaftskrise vor kumulierten und sich wechselseitig verstärkenden Herausforderungen", sagte Andreas Zakostelsky, Bundesvorsitzender des WdF. (APA, red, 7.7.2022)