Der gigantische Sternencluster Westerlund 2, der 20.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, ist auf dieser legendären Hubble-Aufnahme zu sehen.
Foto: NASA, ESA, the Hubble Heritage Team (STScI/AURA), A. Nota (ESA/STScI) and the Westerlund 2 Science Team

Spieglein, Spieglein draußen im All ... Seit seinem Eintritt in die Umlaufbahn 1990 war Hubble der unbestrittene Star unter den Teleskopen. Fernab von jedem Streulicht sollte es, mit einem vergleichsweise kleinen Spiegel von 2,4 Meter Durchmesser einsam im Orbit kreisend, Bilder in nie dagewesener Qualität liefern. Doch erste Tests offenbarten eine Katastrophe. Hubble hatte eine Sehschwäche. Aufgrund eines Konstruktionsfehlers des 234 Millionen Dollar teuren Teleskops waren die Bilder unscharf.

Mit künstlich am Computer nachgeschärften Aufnahmen rettete man sich über etwas hinweg, das ein früher Shitstorm hätte werden können, bis es 1993 gelang, Hubble eine "Brille" zu verpassen. Mit dem Space Shuttle wurde eine Korrekturoptik zu Hubble gebracht und in einem elf Tage dauernden Weltraumeinsatz installiert, was nach wie vor als eine der Glanzleistungen der bemannten Raumfahrt gelten darf. Die Übung gelang, und das Teleskop lieferte die erwarteten scharfen Bilder, unbeeinträchtigt von atmosphärischen Störungen. Sechs Mal war das Shuttle insgesamt bei Hubble, um neue Sensoren zu installieren und die Qualität der Aufnahmen weiter zu verbessern.

Das Hubble-Teleskop in all seiner Pracht in einer Aufnahme aus dem Jahr 1990.
Foto: AP/NASA

Tausende ferne Galaxien

Seinen wohl größten Moment hatte Hubble 1995, als es so tief ins All blickte wie kein von Menschen gemachtes Instrument zuvor. Das Team richtete den Fokus des Teleskops auf eine Stelle im Sternbild des Großen Bären, die vollkommen dunkel erschien. Niemand wusste, was passieren würde, es war ein Blick ins absolut Unbekannte. Das Ergebnis wurde Hubble Deep Field genannt und war eine Sensation: Zum Vorschein kamen über 3000 Galaxien, die von der Erde aus aufgrund der Atmosphäre auch für die besten Teleskope unsichtbar gewesen waren. Das Bild zeigte eine ferne Vergangenheit, denn das Licht hatte über zwölf Milliarden Jahre gebraucht, um die Erde zu erreichen.

Seither wurden über 1,3 Millionen Beobachtungen in allen Teilen des Alls durchgeführt. Hubble bildete fernste Galaxien und benachbarte Objekte des Sonnensystems ab. Die bedeutendste Entdeckung war laut Ex-Hubble-Chef Robert Williams die beschleunigte Expansion des Universums. Die Erkenntnis, dass das Universum sich überhaupt ausdehnt, ist Beobachtungen des Astronomen Edwin Hubble Anfang des 20. Jahrhunderts zu verdanken. Die Geschwindigkeit dieser Ausdehnung wird seither durch die Hubble-Konstante beschrieben. Es ist kein Zufall, dass auch das Teleskop nach dem britischen Forscher benannt wurde, war doch eines seiner wichtigsten Ziele, mehr Klarheit über die Ausdehnung schaffen.

Durch Deep-Field-Aufnahmen konnten mit dem Hubble-Teleskop tausende Galaxien entdeckt werden.
Foto: AP/NASA, ESA, G. Illingworth, D. Magee, and P. Oesch (University of California, Santa Cruz), R. Bouwens (Leiden University), and the HUDF09 Team

Die Entdeckung der beschleunigten Expansion war ein Riesenerfolg und brachte Adam Riess und Paul Perlmutter 2011 den Nobelpreis, warf aber neue Fragen auf, denn eigentlich sollte sich das Universum aufgrund der enthaltenen Masse zusammenziehen. Das Phänomen lässt sich nur durch eine mysteriöse dunkle Energie erklären, die dem entgegenwirkt. Woraus diese Dunkle Energie besteht, ist aktuell eines der größten Rätsel der Wissenschaft und wird gerne unter dem Schlagwort "Hubble Trouble" diskutiert.

Beinaheverlust im Juni 2021

Über 19.000 wissenschaftliche Publikationen entstanden in den 32 Jahren seit Hubbles Inbetriebnahme. Ein Problem im Juni letzten Jahres hätte fast zum Verlust von Hubble geführt. Seit das Space Shuttle nicht mehr zur Verfügung steht, sind Reparaturmaßnahmen wie jene von 1993 nicht mehr möglich. Doch Hubble konnte vorerst gerettet werden und wird weiterarbeiten, auch wenn Webb nun mit ersten Bildern seinen Betrieb aufnimmt und damit der neue Star der Weltraumteleskope sein wird.

Einige Jahre wird Hubble voraussichtlich noch Daten liefern, bevor es aufgrund seiner niedrigen Umlaufbahn und der damit einhergehenden Reibung durch die Erdatmosphäre abstürzen wird. Bis 2026 ist die Finanzierung in jedem Fall gesichert, und weitere wunderschöne Bilder werden folgen. Deshalb an dieser Stelle: Danke für alles, Hubble! (Reinhard Kleindl, 10.7.2022)