Der Ausstoß von Treibhausgasen verursacht Kosten, deren genaue Kalkulation einigermaßen komplex ist.

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Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände oder Hagelkatastrophen: Was die Veränderung des Klimas und ihre Folgen anrichten, lässt sich tagtäglich nachlesen. Auch die Versicherungen stöhnen bereits unter den steigenden Belastungen. In Österreich werden klimawandelbedingte Katastrophen von Uniqua, Wiener Städtische und Co mittlerweile auf Platz drei der Risiken gereiht. Das Brüsseler Forschungszentrum Cred hat zuletzt in einer Analyse vorgerechnet, dass Schäden durch extreme Wetterereignisse die Weltwirtschaft bis 2050 5,6 Billionen Dollar kosten dürften.

Falsch eingeschätzt

Die unaufhaltsam steigenden Treibhausgasemissionen – die US-Umweltbehörde NOAA berichtete erst am Mittwoch von neuen Rekordwerten – wirken sich aber auf vielen Ebenen negativ auf Wirtschaft und Gesellschaft aus. Nun zeigte sich, dass die finanziellen Einbußen durch Treibhausgase insgesamt deutlich höher liegen, als man bislang angenommen hatte, wie ein Team um David Anthoff von der University of California, Berkeley, in einer aktuellen Studie für die Vereinigten Staaten darlegt. Und das ist in gewisser Hinsicht ein ermutigendes Ergebnis.

Aktuell beziffert die US-Regierung die gesellschaftlichen Kosten mit 51 US-Dollar pro Tonne CO2, die in die Atmosphäre geblasen wird. Die Forschenden gehen im Fachjournal "Nature" dagegen davon aus, dass die verursachten Kosten eher im Bereich von 185 US-Dollar pro Tonne CO2 liegen. Diesen Berechnungen kommen insofern große Bedeutung zu, als die höher angesiedelten Werte auch den erwartbaren Nutzen von Strategien zur Minderung von Treibhausgasen steigern würden.

CO2-Bepreisung

Die Feststellung von sozialen Kosten des Treibhausgasausstoßes zielt in erster Linie darauf ab, die negativen Folgen von CO2-Emissionen zu bepreisen. Dieser Maßstab ist nützlich, wenn es darum geht, den Nettonutzen der Klimapolitik zu ermitteln. Letzterer ergibt sich aus der Differenz zwischen den wirtschaftlichen Kosten der Emissionsreduzierung und dem finanziellen Ausmaß der Schäden, die durch solche Klimaschutzstrategien verhindert werden.

Anthoff und seine Gruppe kommen nun zu dem Schluss, dass die von der US-Regierung verwendeten Methoden zur Schätzung der Kosten des CO2-Ausstoßes veraltet sind und nicht mit den jüngsten Erkenntnissen in den Klima-, Wirtschafts- und Demografiewissenschaften Schritt halten dürften.

Bessere Modelle

Das von den Forschenden präsentierte neue Modell zur Quantifizierung der Kosten und Nutzen von Emissionsminderungsstrategien stützt sich auf bisher nicht berücksichtigte Faktoren sowie auf verbesserte sozioökonomische Projektionen, aktuellere Klimamodelle und Klimafolgenabschätzungen sowie auf verbesserte Modellierungen künftiger wirtschaftlicher Entwicklungen.

Auf Grundlage der neuen Ergebnisse fordern die Autorinnen und Autoren, ihren Ansatz für die Schätzungen der sozialen Kosten von Treibhausgasemissionen anzuwenden, denn bisher seien klimabedingte Migration, Konflikte oder der Verlust von kulturellem Erbe nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt worden. Der höhere Wert von 185 US-Dollar pro Tonne CO2 im Vergleich zur derzeit verwendeten Schätzung von 51 US-Dollar würde den erwarteten Nettonutzen einer strengeren Klimaschutzpolitik deutlicher hervorheben, schlussfolgert das Team. (tberg, 1.9.2022)