Filmstill aus Ulrich Seidls "Sparta".

Foto: Stadtkino Filmverleih

Nach den vergangene Woche im Spiegel erhobenen Vorwürfen gegen Regisseur Ulrich Seidl, die Kinderrechte seiner rumänischen Darsteller am Filmset von Sparta verletzt zu haben, liegt ein Blick auf die Bestimmungen zum Dreh mit Kindern nahe. In Österreich ist die Arbeit mit Minderjährigen im Kinder- und Jugendlichen-Beschäftigungsgesetz geregelt: Filmarbeiten werden nur bewilligt, "wenn die Gesundheit, die körperliche, geistige und sittliche Entwicklung nicht gefährdet" werden. Die Produktionsfirma muss eine Vollmacht der Eltern und zwei ärztliche Atteste vorlegen. Das Arbeitsinspektorat stellt daraufhin einen Leitfaden aus und kontrolliert die Einhaltung der Regeln.

Eine Produktionsfirma schildert auf Anfrage des STANDARD einen aktuellen Dreh mit Kindern in Wien so: Die Arbeitszeiten für Kinder seien auf vier bis sechs Stunden begrenzt, Ruhepausen obligatorisch, ebenso getrennte Räume zum Aufhalten und Umziehen. Am Set sei eine geschulte Betreuungsperson anwesend, die gegebenfalls einschreiten kann. Eltern hätten immer Zutritt zum Set. Diese Regeln leiten sich von der UN-Kinderrechtskonvention ab und gelten auch in Rumänien in ähnlicher Ausführung. Aus dem Bericht des Spiegels geht jedoch hervor, dass dort nicht die Produktion, sondern die Eltern die Nachweise ans Jugendamt liefern müssen – worüber diese aber nicht informiert worden seien. Eine Anfrage des STANDARD, ob man Einsicht in die Information der Produktionsfirma an die Eltern erhalten könne, blieb unbeantwortet.

Maßnahmen gegen Übergriffe

Filmproduktionsfirmen haben sich über das geltende Recht zu informieren und sind für Arbeitsbedingungen am Set verantwortlich. Doch da sich Berichte über Übergriffe an Filmsets häufen, wird in Österreich nun die Vergabe von Fördergeldern überdacht. Das Österreichische Filminstitut (Öfi), das auch Sparta kofinanzierte, implementierte erst 2021 einen Code of Ethics, basierend auf dem Antidiskriminierungsgesetz. Daneben treibe man laut Öfi-Stellvertreterin Iris Zappe-Heller die Ausbildung von Intimacy Coordinators voran, die dafür sorgen, dass die Privatsphäre von Beteiligten am Set nicht verletzt wird – gerade für Kinder sei dies wichtig.

Auch der Fachverband Film & Musik in der WKO setzt gemeinsam mit der Beratungsstelle #we_do! auf Aufklärung in der Branche. "Wir müssen sicherstellen, dass Filmsets sichere Orte für alle sind", so Fachverbandsobmann Alexander Dumreicher-Ivanceanu. Und erst am Dienstag wurde die Vertrauensstelle vera* vom Kulturminister vorgestellt.

Den Vorwürfen über Kinderrechtsverletzungen am Set von Sparta wird von den Förderstellen nachgegangen. Sofern es aber zu keinem Gerichtsbeschluss komme, halte das kommende Woche startende Filmfestival in San Sebastian an der Europapremiere fest. (Valerie Dirk, 6.9.2022)