Das Zweite, das mir aufgefallen ist: Hat Michael mir doch tatsächlich zwischen Tür und Angel diese Kurzbetrachtung aufs Auge gedrückt. Er sei leider nicht dazugekommen, das Fahrzeug verwendungszweckmäßig in Augenschein zu nehmen, Armin und ich hingegen sehr wohl. "Ja, aber wir haben auch jeweils nur die Strecke Wien–München bzw. München– Wien zurückgelegt." "Macht nichts, das ist mehr, als ich vorweisen könnte." Na gut.

Fünfmeteracht in voller Pracht. Im M850i verbirgt sich ein 4,4-Liter-Biturbo-V8 mit 530 PS unter der Haube, damit erwächst Porsches Panamera seriös Konkurrenz.
Foto: Stockinger

Und das Erste: laut und straff. Der ungerechte Eindruck stellte sich ein, sobald ich losgefahren war. Ungerecht deshalb, weil ich zwecks Retournierung vorher im Rolls-Royce Ghost, Mit-Hauptakteur des diesjährigen STANDARD-"Supertests" (mehr davon im "Rondo mobil" am 24. September), aus Baierbrunn bei München angereist war. Welch eine Oase der Stille und des Schwebens.

Im Vergleich dazu ist das M850i xDrive Gran Coupé ein lauter Geselle und rollt viel straffer ab, der Firmenslogan von der Freude am Fahren ist plausibel übertragen auf das gegebene Niveau. Bemerkbar machte sich das auf der eben gekommenen Autobahn München–Salzburg unter anderem dadurch, dass der 8er auf freier Strecke Kurven im hohen Tempobereich ganz anders angeht und wegsteckt. Wäre ja noch schöner, wenn dem nicht so wäre.

Würdevoller Arbeitsplatz, und noch ist das weltbeste Bediensystem mit Dreh-Drück-Regler an Bord. Bei manchen BMWs ist’s schon Geschichte.
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Und das zumindest ließ sich auf den 440 km Wegstrecke eindeutig feststellen: Die Maschine ist ein Traum. V8, 530 PS. Mag sein, Auslauftechnik, weil Elektro kommt, aber pures Ingenieurskunstwerk. Mehr will ich dazu gar nicht sagen – außer, dass Fahrwerk und Lenkung punktgenau auf das Triebwerk und seine jederzeit abrufbare Potenz abgestimmt sind, der lange Radstand von 3,02 Metern tut ein Übriges, Länge läuft, alte Weisheit. Auch der Verbrauch auf der geschilderten Strecke hat uns überrascht: Sofern der Bordrechner sich nicht verkalkuliert hat, sind wir mit 11,7 l / 100 km in Wien angekommen. Ich hatte mit zwei, drei mehr gerechnet.

Mit das Schönste an diesem 8er ist der schlichte Umstand, dass es sich um keinen SUV handelt, es muss nicht immer Hochbau sein. Wie schon beim 4er hat die in dem Fall tendenziell noch vermögendere Klientel drei Modellvarianten zur Auswahl: Coupé, Cabriolet und eben Gran Coupé. Vier Türen, rahmenlose Scheiben, Coupéschwung, außerdem schonen die Designer unser ästhetisches Empfinden: Es geht auch ohne die gefürchtete Monsterniere. Wer hätte gedacht, dass BMW noch so elegante Autos bauen kann.

Matchen muss der Schönling sich eigentlich nur mit Porsche Panamera und Mercedes-AMG GT Limousine. Meine Einschätzung: Es gibt genug Platz für alle drei. (Andreas Stockinger, 20.9.2022)