Tassilo Wallentin war Montagabend zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

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Geahnt hat man es lange: Man braucht keinerlei entsprechende Ausbildung oder Erfahrung, um in Österreich Fußballnationaltrainer, Virologe oder Außenpolitikexperte zu werden (Gendern ist hier nicht nötig). Warum nicht auch Bundespräsident? Ein bisschen Selbstvertrauen, ein paar Finanziers für eine Kampagne, 6.000 Unterschriften – und schon sitzt man in der ZiB 2 Armin Wolf gegenüber. Wie Tassilo Wallentin am Montagabend.

Dort wurde er gefragt, ob seine Kandidatur ein Racheakt ist, weil Amtsinhaber Alexander Van der Bellen ihn nicht als Verfassungsrichter wollte. Nein. Doch die "multiplen Krisen", Inflation, "Asylchaos", "Neutralitätsproblem" habe er alle in Büchern und Kolumnen "behandelt und dazu die Lösungen gefunden". Wolf hatte sich offenbar wirklich – vor allem sich selbst – erbarmungslos auf das 15-minütige Interview vorbereitet. Gleich acht Bücher des Rechtsanwalts und Kolumnisten hat Wolf gelesen und darin viele Fehler gefunden. Die kann man, da muss man Wallentin recht geben, gar nicht alle in ein paar Minuten erklären.

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Dass der Mann aber mit Fakten "kreativ" umgeht, konnte man auch live auf Sendung sehen. Den Hinweis von Wolf, dass Asylwerber, anders als von Wallentin in einem Buch behauptet, keine Mindestsicherung erhalten, quittierte er, nachdem ihm erklärt worden war, dass das nur bei Asylberechtigten der Fall sei, mit "wie auch immer". Auf gut Deutsch: Eh wurscht. Jedenfalls sei er vollkommen unabhängig, auch von dem Milliardär, der ihn unterstütze, und der "Kronen Zeitung", für die er schreibt. Er sei Gegenstück zu jenen im "Vorhof der Macht". Gut, dass wir das jetzt auch wissen. (Colette M. Schmidt, 20.9.2022)