Vor mehr als einer Woche krachte die Nasa-Sonde Dart in den Asteroiden Dimorphos. Der Zusammenstoß in rund elf Millionen Kilometern war kein Unfall, sondern vielmehr der vorläufige Schlusspunkt eines historischen Experiments. Der Versuch sollte Antworten auf die Frage liefern, ob ein herannahender Asteroid auf Erdkurs mit einem künstlichen Flugkörper von unserem Heimatplaneten weggelenkt werden kann.

Fontäne nach dem Aufprall

Ob es gelungen ist Dimorphos, ein etwa 160 Meter durchmessender Begleiter des fünfmal so großen Asteroiden Didymos, ein wenig aus der Bahn zu schubsen, steht noch nicht fest. Immerhin haben zahlreiche Bilder von erdgebundenen und Weltraumteleskopen inzwischen die Wucht verdeutlicht, mit der die Dart-Sonde mit 22.000 Kilometern pro Stunde auf den Asteroiden traf: Oberflächenmaterial war wie eine Fontäne von dem Brocken weit ins All hinaus geschleudert worden.

Die Aufnahme mit dem SOAR-Teleskop in Chile zeigt die Wolke und einen langen Schweif aus Staub und Trümmern, die von der Nasa-Sonde Dart beim Einschlag von der Oberfläche des Asteroiden Dimorphos gesprengt wurde.
Foto: CTIO/NOIRLab/SOAR/NSF/AURA/T. Kareta (Lowell Observatory), M. Knight (US Naval Academy)

Eine besonders spektakuläre Aufnahme dieser Trümmerwolke, die Dimorphos nun hinter sich herzieht wie einen Kometenschweif, haben Forschende am Inter-American Observatory auf dem Cerro Tololo im Norden Chiles eingefangen. Das mit dem Southern Astrophysical Research Telescope (SOAR), das 4,1 Meter im Durchmesser misst, geschossene Foto entstand zwei Tage nach dem Einschlag und zeigt eine deutliche Staubfahne, die sich vom Asteroiden bis zum rechten Rand des Sichtfelds erstreckt.

Solarer Stahlendruck

Die mehr als 10.000 Kilometer lange Struktur gleicht nicht nur äußerlich einem Kometenschweif, sie kommt auch aufgrund derselben Mechanismen zustande: Das Material wird hauptsächlich vom Strahlungsdruck der Sonne fortgerissen, wie Matthew Knight vom US Naval Research Laboratory (NRL) erklärte. Das Team erwartet, dass sich der Schweif noch deutlich weiter ausbreiten wird, bis er so ausdünnt, dass er nicht mehr nachweisbar ist.

Auch das Hubble-Weltraumteleskop hatte Dimorphos nach dem Einschlag im Blick: Diese Aufnahmen entstanden 22 Minuten, fünf Stunden und etwas mehr als acht Stunden nach dem Impakt.
Fotos: NASA, ESA, Jian-Yang Li (PSI); image processing: Alyssa Pagan (STScI)

"Zu diesem Zeitpunkt wird sich das Material von Dimorphos nicht vom restlichen Staub unterscheiden", sagte Knight. "Es ist erstaunlich, wie gut wir die Struktur und das Ausmaß der Nachwirkungen in den Tagen nach dem Einschlag erfassen konnten", ergänzter Teddy Kareta, Astronom am Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona.

Materialanalyse aus der Ferne

Inzwischen läuft die nächste intensive Arbeitsphase für das Dart-Team, das einen wachsenden Berg von Daten und Beobachtungen von Observatorien rund um den Globus analysieren muss. Unterdessen wird Dimorphos auch weiterhin im Visier der Astronominnen und Astronomen bleiben.

Dies ist das letzte vollständige Bild vom Asteroiden Dimorphos, ehe Dart zwei Sekunden später daran zerschellte.
Foto: NASA/Johns Hopkins APL

"Weitere Untersuchungen mit SOAR werden es uns ermöglichen, neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Oberfläche von Dimorphos zu gewinnen", sagte Knight.

So sollen die Beobachtungen Anhaltspunkte dafür liefern, wie viel Material durch die Kollision ausgeworfen wurde, wie schnell es ausgeworfen wurde und wie es um die Partikelgrößen in der sich ausdehnenden Staubwolke bestellt ist. (tberg, 6.10.2022)