Viele Aktien kosten mehr als hundert Euro. Wer sich mit Einzeltitel ein Portfolio aufbauen will, muss also tief in die Tasche greifen. Teilaktien sollen den Portfolioaufbau erleichtern.

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In der Pandemie haben viele Menschen – vor allem jüngere – begonnen, sich mit Aktien und Veranlagung auseinanderzusetzen. Tradings-Apps haben dazu beigetragen, dass eine neue Zielgruppe von Anlegern den Schritt auf den Kapitalmarkt gewagt hat.

Investiert wird dort vor allem in Sparpläne. Aber auch Einzelaktien werden gerne ins Portfolio gelegt. Dabei gibt es aber eine Hürde. Viele gefragte Aktien sind teuer. So kostet etwa ein Anteilsschein von Apple rund 146 Dollar, Amazon ist für 121 Dollar pro Stück zu haben, und wer am Anlageerfolg von Warren Buffetts Berkshire Hathaway partizipieren will, muss für die B-Aktie 280 Dollar in die Hand nehmen. Wer die Class-A-Aktie der Investorenlegende zeichnen will, müsste sagenhafte 424.000 Dollar investieren.

Hohe Kosten schrecken ab

"Die hohen Kurse schrecken viele Anleger ab, die sich mit Einzeltiteln ein Portfolio zusammenstellen wollen", sagt Oswald Salcher, Österreich-Chef vom 2015 in Deutschland gegründeten Neobroker Trade Republic. Denn für ein Einzeltitel-Portfolio sollten mindestens zehn Unternehmen ausgewählt werden.

Damit das auch für Kleinanleger möglich ist, hat Trade Republic die Möglichkeit geschaffen, Teilaktien zu erwerben. Das funktioniert so: Wer 100 Euro in Apple investieren will, kann das nun tun und bekommt im Depot seinen Anteil an der Aktie gutgeschrieben. Den Rest der Aktie, die Trade Republic aufs eigene Buch kauft, behält der Broker. Möchte ein Anleger später diesen Rest übernehmen, ist das möglich. "So können sich Anleger auch Stück für Stück ganze Aktien kaufen und dennoch in das Unternehmen investiert sein", sagt Salcher.

Die Nachfrage nach den Teilaktien kam von den Anlegern selbst, erklärt Salcher. Man sei mit Trade Republic angetreten, um "das Investieren zu demokratisieren", sagt Salcher. Das erfordere auch Neuerfindungen für Anleger.

100-Euro-Grenze

32 Prozent der 40 im Dax gelisteten Aktien kosten aktuell mehr als 100 Euro, bei den 100 Werten in der Nasdaq sind 55 Prozent teurer als 100 Dollar. Bedenke man, dass die durchschnittliche monatliche Sparleistung eines österreichischen Haushalts bei 250 Euro liegt, bedeute das für viele Anleger, dass sie sich für ein oder zwei Aktien pro Monat entscheiden müssten. Es dauert dann bis zu einem halben Jahr, bis man ein gut diversifiziertes Portfolio aus zwölf bis 15 Aktien beisammen hat.

Die Möglichkeit, Teilaktien zu kaufen, ist nicht neu. Das bieten auch andere Broker an. Doch Salcher betont, dass Trade Republic hier einen anderen Weg geht, indem die jeweilige Aktie immer gekauft werde. Die Aktie wird nicht über Derivate im Portfolio abgebildet. Das habe vor allem den Vorteil, dass das Emittentenrisiko, das bei Derivaten zu beachten ist, ausgehebelt ist. Denn Aktien und Fonds gelten als Sondervermögen, und das ist im Fall einer Pleite geschützt.

Anleger werden vorsichtiger

Die derzeit hohen Preise für Energie und Lebensmittel spiegeln sich im Anlageverhalten noch nicht wider, sagt Salcher. Bei Sparplänen gebe es bisher keine Rückgänge, die Zuflüsse seien stabil. Aufgrund der zuletzt vermehrten Turbulenzen an den Börsen merke man aber schon, dass die Anleger bei Einzeltiteln vorsichtiger geworden seien.

Ungebrochen sei auch der Trend zu nachhaltigen Investments. Aufgrund des Krieges in der Ukraine stünden Themen rund um Energie und ein nachhaltigeres Leben im Zentrum vieler Überlegungen. (Bettina Pfluger, 6.10.2022)