Sergej Surowikin ist der neue Kommandeur der Truppen Russlands in der Ukraine.

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"General Armageddon" wird er gerne genannt, oder auch einfach nur "der Schlächter". Und man kann getrost davon ausgehen, dass dies Sergej Surowikin mehr schmeichelt, als dass es ihn stört. Schließlich gilt der neue Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine als überzeugter Hardliner, wie seine Vita belegt – und wie nun auch die massiven Raketenangriffe auf die Ukraine zeigen.

Bereits 1991 bewies er Härte, als seine Soldaten in Russland brutal gegen antikommunistische Demos vorgingen und dabei drei Menschen starben. Dafür musste er noch sechs Monate ins Gefängnis. 2004 wurde er beschuldigt, ihm untergeordnete Offiziere physisch attackiert zu haben. Ein Oberst soll Suizid begangen haben, nachdem er von Surowikin zurechtgewiesen worden ist, heißt es in einem Bericht des US-Thinktanks Jamestown Foundation. Darin festgehalten ist auch, dass der neue Feldherr des Angriffskriegs gegen die Ukraine im russischen Militär für seine "völlige Skrupellosigkeit" bekannt sei.

Steile Militärkarriere

Diese Eigenschaft und sein Wille, jeglichen Befehl mit Nachdruck und ohne Tabu auszuführen, haben dem am Dienstag 56 Jahre alt Gewordenen eine steile Militärkarriere beschert, mit führenden Rollen in den Kriegen in Tschetschenien und Syrien. Nicht wenige sind der Meinung, dass sich Bashar al-Assad nur durch Surowikins brutales Vorgehen in Syrien an der Macht halten konnte.

Aus diesen Kriegen werden Surowikin, der verheiratet ist und vier Kinder hat, zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. In Tschetschenien sollen seine Soldaten geplündert und gefoltert haben. Angeblich hatte er auch gefordert, dass er für jeden getöteten russischen Soldaten drei tote Tschetschenen sehen wolle. In Syrien werden ihm unter anderem brutale Bombardements auf die Stadt Aleppo zur Last gelegt. In der Heimat wurde er dafür mehrfach mit dem Tapferkeitsorden und dem Ehrentitel "Held der Russischen Föderation" ausgezeichnet.

Vorliebe für Raketenschläge

In der Ukraine leitete er die Truppengruppierung Süd, bis er am Samstag zum alleinverantwortlichen Kommandeur befördert wurde. Dass diese Ernennung von zwei anderen Hardlinern – dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow und dem Gründer der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin – ausführlich gelobt wurde, passt da gut ins Bild. Genauso wie ein Bericht des unabhängigen russischen Onlineportals Meduza, der Surowikin eine Vorliebe für massive Raketenschläge attestiert – bevorzugt auf zivile Ziele. (Kim Son Hoang, 11.10.2022)