Der Gastgarten des Restaurants Lucullus im dritten Wiener Bezirk ist in den Wintermonaten üblicherweise gut gefüllt. Unter den rund 40 Heizstrahlern machen es sich die Gäste auch bei frischen Temperaturen gerne gemütlich. Im Innenbereich hingegen trifft man mitunter nur vereinzelt auf Gäste. Das könnte sich heuer ändern. Denn für einen beheizten Platz im Gastgarten des Lucullus zahlt man dieses Jahr extra.

"Natürlich nicht nur unserer Geldbörse zuliebe, sondern auch für unsere geliebte Umwelt haben wir beschlossen, nun eine kleine Tischpauschale für Verwendung der Heizstrahler zu verlangen", verkündete das Lokal Anfang Oktober auf seinen Social-Media-Plattformen. Fünf Euro kosten die Heizstrahler für einen kleinen Tisch, zehn Euro für einen großen: ein Pauschalpreis für die gesamte Nutzungsdauer des Tisches.

Fürs Energiesparen sensibilisieren

Carmen Pachschwöll ist Betreiberin des Lucullus. Auf Anfrage des STANDARD war sie zu keinem Statement bereit. Auf Social Media gibt sie an, durch die Tischpauschale die Kosten für den gestiegenen Energieverbrauch der Heizstrahler decken zu wollen. Aber auch das Bewusstsein der Gäste für die Problematik solle geschärft werden: "Mit dieser kleinen Pauschale wollen wir unsere Gäste zum Denken anregen, dass ein Beheizen der Umwelt nicht immer das Notwendigste ist", heißt es auf Instagram.

Im Endeffekt können die Gäste selbst entscheiden, ob sie die Heizstrahler in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Die Plätze im Gastgarten können auch ohne Heizschwammerl genutzt werden.

Videoumfrage: Heizschwammerl-Verzicht: "Einfach wärmer anziehen"
DER STANDARD

Heizschwammerl-Diskussion

Die Diskussion über das Betreiben von Heizschwammerln ist nicht neu. In Anbetracht der Klima- und Energiekrise entflammen emotional geführte Debatten über den Einsatz der Geräte immer wieder. Diese gelten wegen ihres hohen Energieverbrauchs als "Klimasünder". Erst im September kündigte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) an, ein Verbot für Heizschwammerln im öffentlichen Raum prüfen lassen zu wollen, was zu einem Aufschrei der Gastronomen führte. Viele Betriebe hatten erst in den vergangenen Jahren aufgrund des Rauchverbots und der Corona-Pandemie in teure Heizstrahler investiert. Vergleichbare Verbote gibt es bereits in manchen deutschen Städten, beispielsweise in Nürnberg, Tübingen und Hannover.

Heizschwammerln am Graben im ersten Wiener Bezirk: Die Bezirksvertretung der Inneren Stadt rief Lokalbetreiber dazu auf, die Heizstrahler heuer kalt zu lassen.
Foto: Matthias Cremer

Decken statt Heizschwammerln

Ende September beschloss die Regierung einen 1,3 Milliarden Euro schweren Energiekostenzuschuss für Betriebe. Gefördert wird aber nur, wer auf Heizschwammerln verzichtet. Betriebe, die wirtschaftlich stark von ihrem beheizten Außenbereich abhängig sind, stellt das vor eine schwierige Abwägungsfrage. Das Lucullus im dritten Bezirk geht dabei einen eigenen – und diskussionswürdigen – Weg. (Judith Steinkellner, 27.10.2022)