Rainer Nowak verlässt die "Presse".

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Wien – Rainer Nowak zieht die Konsequenzen aus der Chat-Affäre mit Thomas Schmid: Der langjährige Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der "Presse" verlässt das Unternehmen, teilte die Styria am Freitag mit. "Rainer Nowak unternimmt dies, um klare, unmissverständliche Konsequenzen aus der aktuellen Debatte rund um öffentlich gewordene Chat-Protokolle zu ziehen, für deren unangemessenen Ton er sich bereits entschuldigt hat."

Weiters heißt es: "Dieser Schritt geschieht vor allem, um jeden Anschein von Befangenheit zu nehmen und die Unabhängigkeit der 'Presse' als Tageszeitung zu wahren, die Redaktion der 'Presse' und die Styria in der sehr emotional geführten Debatte vor Vorwürfen zu bewahren und um die Familie Nowaks vor weiteren unangebrachten Angriffen zu schützen."

Bereits am Mittwoch hatte ORF-TV-Chefredakteur Matthias Schrom seinen Rückzug angekündigt. Auch ihm wurde zu viel Nähe zur Politik zum Verhängnis.

Zuerst nur ruhend gestellt

Erst am Montag hatte die Styria Media Group AG als Mutterkonzern der "Presse" entschieden, die Vorwürfe gegen Nowak im Rahmen einer internen Prüfung zu untersuchen. Nowak hatte daraufhin seine Funktionen als Chefredakteur und Herausgeber ruhend gestellt. Die Chefredaktion führt derzeit Florian Asamer, stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

Nowak war seit 2012 Chefredakteur und seit 2014 Herausgeber der "Presse". Zur Tageszeitung kam er bereits im Jahr 1996. Dass Nowak nach dem Vorliegen der internen Untersuchung auf seine Posten zurückkehren würde, galt ohnehin als unwahrscheinlich. Bei der Redaktionsversammlung der "Presse"-Belegschaft am Montag soll die Empörung über Nowak sehr groß gewesen sein. Auch auf dem offiziellen Twitter-Account der "Presse" tat der Redaktionsausschuss jedenfalls seinen Unmut kund und sprach von "schweren Irritationen".

Ausschlaggebend für den Rückzug ist ein pikanter Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), über den der STANDARD berichtete. In diesem sind Chats von Nowak mit Thomas Schmid, dem damaligen Generalsekretär im Finanzministerium, enthalten.

Ambition auf ORF-Chefsessel

Der "Presse"-Chefredakteur hegte offenbar Ambitionen auf den ORF-Chefsessel und erhoffte sich Unterstützung von Schmid. So schrieb Schmid etwa: "Jetzt du noch ORF-Chef"/"Alter – dann geht's aber ab"/"Danke für alles." Nowak reagierte mit: "Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen." Schmid: "Unbedingt."

Darüber hinaus gab Nowak Schmid Wording-Tipps für die Kommunikation mit seiner Redaktion. Schmid ärgerte sich etwa über kritische "Presse"-Berichte, Nowak wollte ihm helfen.

Eine anonyme Anzeige rund um wohlwollende Berichterstattung und Interventionen für seine Partnerin dürfte unterdessen vor der Zurückstellung stehen, wie Nowaks Anwalt mitteilte.

Nowak hielt fest, dass es nie einen Deal mit Schmid gegeben habe. Zudem wandte er sich an die Leserinnen und Leser der "Presse" und entschuldigte sich für die "Tonalität und unangemessene Nähe" der Chatverläufe. (red, 11.11.2022)