FTX' eigener Token FTT fiel innerhalb von drei Tagen von 22 auf knapp über drei US-Dollar.

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New York – Die in Turbulenzen geratene Kryptobörse FTX wird in den USA Insolvenz beantragen. Das teilte FTX am Freitag mit. Gründer Sam Bankman-Fried tritt von seinem Posten als CEO zurück. Ihm soll John J. Ray III nachfolgen, Bankman-Fried will bei einer "geordneten Übergabe" unterstützen.

Vor wenigen Tagen hatte Konkurrent Binance ein Übernahmeangebot zurückgezogen und das Unternehmen mit der Aufgabe zurückgelassen, 9,4 Milliarden Euro von Investoren einzusammeln. FTX war in Liquiditätsengpässe geraten, da viele Anlegerinnen und Anleger ihre Einlagen gleichzeitig von der Börse abziehen wollten. Am Donnerstag erklärte die Wertpapieraufsichtsbehörde der Bahamas – des Sitzes von FTX –, sie habe die Vermögenswerte von FTX Digital Markets, einer Tochtergesellschaft von FTX, eingefroren.

Zu große Abhängigkeit von eigenem Token

Begonnen hatte die Flucht von FTX, nachdem Binance-CEO Changpeng Zhao bekanntgegeben hatte, alle FTT-Tokens – also digitale Anteilsscheine an FTX – abstoßen zu wollen. Beobachter vermuteten, FTX habe sich zu abhängig vom eigenen Token gemacht. Auch Bankman-Frieds Hedgefonds Alameda Research sei in zu starker Abhängigkeit von FTT gestanden. Auch Alameda Research und rund 130 weitere Unternehmen hätten am Freitag Insolvenz beantragt, hieß es am Freitag.

"Aauf Sand gebaut"

Schon vor dem Insolvenzantrag wurden in den USA Forderungen nach einer strengeren Regulierung des Sektors lauter. "Börsen sollten keine derartigen Risiken bergen", kritisierte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Aber da draußen ist der Wilde Westen, und Imperien sind dort auf Sand gebaut." Die zyprische Börsenaufsicht hatte den europäischen Ableger von FTX aufgeordert, den Betrieb einzustellen. Außerdem froren die Behörden der Bahamas einige Aktiva einer FTX-Tochter ein. "Von den USA über Japan bis zu den Bahamas haben Regulierer bereits eingegriffen", sagte Experte Zeng. "Da kommt noch mehr."

Die Kryptobank BlockFi, die im Sommer von FTX übernommen werden sollte, stoppte vorerst sämtliche Abhebungen von Kundengeldern. Beim Brokerhaus Genesis stehen nach eigenen Angaben 175 Millionen Dollar im Feuer, die in Handelsgeschäften an der FTX stecken. In Japan schrieb der Technologie-Investor Softbank seine Beteiligung an der Kryptobörse komplett ab. Einem Insider zufolge lag der Betrag bei weniger als 100 Millionen Dollar.

Bereits in den letzten Tagen waren Kryptowerte im Zuge des FTX-Crashes massiv unter die Räder gekommen. Nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags gab der Bitcoin noch einmal um über sechs Prozent nach und sank auf rund 16.500 US-Dollar. Andere Kryptowährungen wie Ether oder Solana sanken in vergleichbarem Ausmaß. FTT sank innerhalb der letzten drei Tage von rund 22 auf knapp über drei US-Dollar. (Reuters, miwi, 11.11.2022)