Die Münze Österreich berichtet von einer Rekordnachfrage nach Gold, selbst der Philharmoniker ist mitunter knapp.

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Die Liebe der österreichischen Bevölkerung zu Edelmetallen, also eigentlich vor allem Gold, ist ungebrochen. Die Münze Österreich berichtet wiederholt von einer Nachfrage nach Goldprodukten, die seit der Finanzkrise 2008 auf hohem Niveau und seit der Corona-Pandemie gewaltig sei. "Wir sind fast dauernd ausverkauft. So niedrige Lagerbestände hatten wir noch nie", sagt Andrea Lang, Sprecherin der Münze Österreich. Auch der Gold-Philharmoniker sei teilweise ausverkauft, die Nachfrage befindet sich ihr zufolge auf Rekordniveau.

Dazu passend hat der Wiener Edelmetallhändler Philoro eine Studie präsentiert, der zufolge 59 Prozent der Befragten explizit Gold als bevorzugte Anlageform nennen. Demnach sollen sich hierzulande 388 Tonnen Gold mit einem Wert von 21,4 Milliarden Euro in privaten Händen befinden.

Warum Menschen in Gold investieren? "Die Menschen haben erkannt, welche Vorteile Edelmetalle bieten, wenn es um Langfristigkeit, Stabilität und Krisenvorsorge geht", sagt Studienautor Sven Reinecke von der Universität St. Gallen, die im Auftrag von Philoro die Studie durchgeführt hat. Zudem führen die Befragten die Gold zugeschriebene Eigenschaft als Inflationsschutz als Grund für eine Veranlagung an. Allein, stimmt das eigentlich auch?

Schadensfall eingetreten

Denn der Schadensfall ist mit dem aktuellen Inflationsschub eingetreten, aber die Versicherung will nicht zahlen. Zwar hat das Edelmetall im März, also knapp nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs, ein Hoch markiert, allerdings geht es seitdem stetig abwärts. Im Gegensatz zur Teuerung, die sich im selben Zeitraum in der Eurozone von 7,4 auf 10,7 Prozent sogar weiter erhöht hat.

Was dem Edelmetall an den Finanzmärkten derzeit zusetzt, sind die fast weltweit steigenden Zinsen. "Gold muss mit viel höheren Opportunitätskosten fertig werden: stetig steigenden Zinsen und dem stärksten US-Dollar seit 20 Jahren", sagt Juan Carlos Artigas, Chefanalyst beim Word Gold Council.

Nachfrage der Notenbanken

Zur Verdeutlichung: Während etwa sichere zehnjährige deutsche Staatsanleihen bereits mehr als 2,2 Prozent Rendite pro Jahr einspielen, gehen Investierende bei Gold leer aus – in dieser Marktphase ein großer Nachteil. Dennoch blickt Artigas "vorsichtig optimistisch" auf die künftige Preisentwicklung von Gold. Denn die Zinsstraffungen der US-Notenbank Fed werden ihm zufolge bald schwächer ausfallen, zudem sei auch die Nachfrage nach dem Edelmetall von vielen Zentralbanken hoch.

Andere Edelmetalle führen in Österreich neben Gold übrigens nur ein Schattendasein. Gemäß der Philoro-Studie investieren bloß zwölf Prozent bevorzugt in Platin, elf Prozent haben Silber auf der Rechnung und Palladium acht Prozent. Dennoch wird allein die hohe Goldnachfrage wohl weiterhin für lange Schlangen vor den Geschäftslokalen der Münze Österreich sorgen. (Alexander Hahn, 13.11.2022)