Ka Ruah in der Hitt’n! Kroatien muss nur Kroatien bleiben, dann ist der Weg frei
Gut, man könnte auch nach dem Ausscheidungsverfahren vorgehen. Kroatien wird es, weil es Argentinien, Frankreich und Marokko bekanntlich nicht werden. Am argentinischen Ausscheiden wird Kroatien nicht ganz unbeteiligt sein, auch Frankreich, das im Turnierverlauf, wenn wir uns ehrlich sind, immer mehr nachgelassen hat, wird bald auf der Strecke bleiben. Und Marokko im Finale wird eine harte Nuss, doch Kroatien wird sie knacken.
Ka Ruah in der Hitt’n, der Spruch kommt vom Schnapsen, wenn Karo quasi Trumpf ist. Im Fußball ist es das regelmäßig, die Kroaten mischen immer schon mit. Der legendäre Rapidler Zlatko Kranjcar war ihr erster Teamkapitän und Aljoša Asanovic ihr erster Torschütze, als er am 17. Oktober 1990 beim 2:1 gegen eine US-Auswahl in Zagreb das 1:0 erzielte. Zehn Jahre später stand Asanovic bei der Wiener Austria unter Vertrag, bestritt aber wegen einer Verletzung kein einziges Spiel.
Nicht einmal vier Millionen Einwohner hat das Land, doch im Fußball ist es seit jeher eine Macht. 1996 EM-Viertelfinalist, bestritt Kroatien 1998 seine erste WM – und wurde Dritter. Klar gab es Durststrecken, jene nach dem EM-Viertelfinale 2008 endete 2018, als die Kroaten bei der WM in Russland sensationell das Endspiel erreichten. Siegen über Dänemark, Russland (jeweils im Elferschießen) und England (in der Verlängerung) folgte ein finales 2:4 gegen Frankreich.
Auch diesmal hat Kroatien das Achtel- wie das Viertelfinale im Penaltyschießen überstanden. Zufall ist das keiner. Es zeugt von Abgebrühtheit der Schützen und vom Selbstvertrauen des Torhüters Dominik Livakovic, der bald mit einem Transfer viel Geld in die Kassen von Dinamo Zagreb spülen wird.
Die meisten seiner Vorderleute sind längst g’standene, mit allen Wassern gewaschene Legionäre, und Luka Modric steht mit 37 in der Blüte seines Schaffens. Sie müssen nicht zaubern, sie müssen es einfach nur runterspielen. Kroatien ist reif, reif, reif, reif für den Titel, Kroatien ist reif, reif, reif, überreif. (Fritz Neumann)