Foto: Elsa Okazaki
Foto: Elsa Okazaki

Alexander Dumreicher-Ivanceanu gehört ganz gewiss zu jenen Menschen, die den 1. Jänner 2023 mit Freude begrüßen werden. Mit dem Anreizmodell, das ab 1. Januar 2023 für die Filmbranche eingeführt wird, erhofft sich die österreichische Branche ein schlagkräftiges Instrument für mehr internationale Wettbewerbsfähigkeit. Der Filmproduzent Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands für die Musik- und Filmwirtschaft in der Wirtschaftskammer, war maßgeblich am Gelingen beteiligt. Von Besuchen bei Filmfestivals in Reykjavík und Les Arcs berichtet er von dem großen Interesse, auf das das Modell stößt: "Die Leute stehen Schlange."

DER STANDARD bittet zum Jahreswechsel Medienmenschen um ihre Prognose, was die Branche im Jahr 2023 erwartet.

Kommt 2023 der große Film- und Serienboom von österreichischen Produktionen?

"Das Filmstandortmodell ist ein echter Meilenstein, der sich auf die Filmwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt positiv auswirken wird. Es ist für alle Formate offen: für Kino, Fernsehen, Streaming und VR ebenso wie für Service- und Postproduktion. Damit wird sich der Kreis jener Firmen, die Zugang zu Finanzierungen haben, deutlich erweitern, und erstmals überhaupt werden Virtual Reality, Streaming, Animation, Musik, Ton und VFX direkt einbezogen. Also ja, ich gehe davon aus, dass es 2023 einen Boom sowohl bei Filmen und Serien und als auch in der gesamten Postproduktionskette geben wird."

Wie wird sich Österreich als Schauplatz von Dreharbeiten positionieren?

"Die Attraktivität des Filmstandorts Österreich wird massiv gesteigert, sowohl für Dreharbeiten als auch in der Postproduktion. Das wird 2023 unmittelbare Auswirkungen in all jenen Bundesländern haben, die über Film-Commissions und im Idealfall auch über Regionalförderungen verfügen, wie Wien, Niederösterreich oder Tirol. 2024 wird sich die Situation dann nochmals verbessern, wenn das Filmstudio im Wiener Hafen seinen Betrieb aufnehmen wird. Eine Studie von Paul und Collegen geht davon aus, dass das zusätzliche Produktionsvolumen im Jahr 2023 den Betrag von 41,2 Mio. Euro, im Jahr 2024 dann 48,4 Mio. Euro und im Jahr Jahr 2025 bereits 70 Mio. Euro erreichen wird."

Um drehen zu können, braucht es Infrastruktur, die im Moment noch in bestimmten Bereichen fehlt. Gibt es Anzeichen, dass sich diese Lücke schließt?

"Green Producing ist ein entscheidender Eckpfeiler des Anreizmodells. Die Branche wird motiviert, Green Filming ernsthaft zu betreiben und Maßnahmen zu ökologischer Nachhaltigkeit umzusetzen. Wer jetzt in die ökologische Transformation investiert, investiert auch in die Zukunft des eigenen Unternehmens. Der Bonus von fünf Prozent für nachhaltig produzierte Filme ist europaweit einmalig und ein echter Game-Changer: Er ermöglicht die Finanzierung der Transformation hin zum grünen Produzieren und hilft, die Übergangskosten in der ganzen Branche abzudecken. Das betrifft Bereiche wie die Logistik und das Catering ebenso wie das Kamera- und Lichtequipment und die Postproduktion. Das Anreizmodell wird hier zum Katalysator für die grüne Transformation werden." (Doris Priesching, 27.12.2022)