In seinem Gastblog skizziert Christian Kreil drei Ärzte und eine Ärztin, deren Weg die Stiftung Gurutest in den letzten Jahren in Sachen Covid-19 gekreuzt hat. 

Der Linzer Mediziner Rainer U. war mit einem Beitrag der Stiftung Gurutest über Daniele Ganser nicht zufrieden. Als die Stadt Steyr Ganser kurz darauf mitteilt, dass man ihm keine Bühne für seinen putinfreundliche Agitprop zur Verfügung stellt, packt U. die grobe Kelle aus. Er schreibt mehrere öffentliche Mails an eine lange Empfängerliste. Alle Parteien und Gemeinderäte, Unternehmer, Ämter und Polizeikommissariate und ausgewählte Personen der Demoszene erfahren, was U. vom Steyrer Bürgermeister hält: "Aus meiner Sicht als Arzt besteht der Verdacht auf eine CORONA-impfbrühenbedingte Gehirnschrumpfung als Nebenwirkung dieser das menschliche Genom manimupierender Impfplörre, welche zum Teil ihr Verhalten in der Öffentlichkeit erklären kann, jedoch nichts davon entschuldigt!" 

Eine Frage des Stils

Über den Stil der Schreiben kann man streiten, Stil beweist der ehemalige Arzt in einer seiner Signaturen: "Docent Dr. med. univ. Rainer U. - Medicus purus". Freilich: U. verfügt schon seit einiger Zeit über keine Approbation als Arzt mehr, aber über umso mehr Sendungsbewusstsein gegen die "Satanisten", die uns angeblich mit ihrer "Coronoia" erniedrigten.

Heute richtet er Personen aus Politik und Exekutive und der "korrupt-kriminellen Ärztekammermafia" in seinen öffentlichen Rants aus, dass "es kein Vergeben gegenüber diesen abartigen Kreaturen ohne Herz und Verstand geben darf!" 

In der Querdenkerszene ist U. seit längerem als "Walking Doc" bekannt. Medienscheu ist der ehemalige Arzt nicht. U. trällert im Jahr 2021 am Linzer Bahnhofsvorplatz ein Lied in sein Megaphon. Der Refrain: "Steckt Euch Eure Spritze in den Arsch." U. ist aber nicht der einzige Mediziner, der den Weg der Stiftung Gurutest in den beiden letzten Jahren gekreuzt hat und der seine Wunschrolle als vermeintlicher Dissident nun mit eher bizarren Deklamationen erfüllt.

Der Weg von der Uniklinik zur Telegram-Influencerin

Im Juli 2020 machte die Stiftung Gurutest die Auftritte der damaligen Grazer Klinikärztin Konstantina Rösch publik. Rösch bestritt recht resch von den soeben ins Leben gerufenen Querdenkerbühnen herab, dass "gesunde Menschen Überträger einer akuten Atemwegserkrankung sein können" und plädierte für Maskenfreiheit. Der Klinik in Graz gefiel das nicht, es folgten Verwarnungen und die Kündigung. Man musste nicht allzu angestrengt im Kaffeesud lesen, um vorherzusehen, dass der Entzug der Approbation nur eine Frage der Zeit war.   

Demonstration in Wien. Ein wiederkehrendes Motiv ist der Vergleich mit dem Nürnberger Kodex.
Foto: IMAGO/SEPA.Media/Isabelle Ouvrard

Heute versorgt Rösch anstelle Kranker die Szene im Netz. Wir besuchen die Medizinerin auf ihrem Telegram-Kanal. Fast im Stundentakt postet sie kurze Videobotschaften, natürlich auch zum Thema Impfen: Dort rät Rösch "Ärzten mit der Spritze in der Hand" schon mal: "Wartet auf Nürnberg 2.0". Die kurzen Rants beschließt Rösch oft mit den Worten: "Wir sehen uns in der Exekutive, in der Legislative in der Judikative und natürlich auf der Straße." Rösch bringt die Allmachtsfantasien einer Szene, in der sich ein paar hundert polternde Querdenker auf der Straße zu einer Mehrheit fantasieren, recht gut zum Ausdruck. Mit Geimpften hat Rösch kein Mitleid: "Und wenn Ihr jetzt krepierts an Eurer Schlumpfung, dann sag ich Tschüss mit ü und Tschau mit au, weil das erleichtert uns das Aufräumen gewaltig."

In Märtyrerpose vor dem AKH Wien

Im August 2021 sprach das AKH Wien gegen Rösch ein dreijähriges Betretungsverbot aus. Rösch wollte sich ohne Maske, aber mit Nachdruck, Zugang zur Station für Leukämiekranke verschaffen. Das "Maskenattest", das Rösch bei sich hatte, war – quelle surprise – für das Haus wenig überzeugend. Rechte und Truthermedien feiern Rösch für ihre vermeintliche Märtyrerrolle. Die Kamera eines dieser Portale war zufällig zugegen, als Rösch sich vor dem Haus fein inszeniert selbst Blut abnimmt und die Opferrolle füllt. Rösch spricht dabei in den Kamera, beklagt sich und warnt zugleich, dass man sich "in dieser verschissenen Nazi-Diktatur" nicht mit ihr spielen soll.

Peer Eifler residiert heute am Fuß des Kilimanjaro 

Apropos Maskenatteste: Im Mai 2020 thematisierte die Stiftung Gurutest ein recht unkompliziertes Angebot des Arztes Peer Eifler aus dem Ausseerland. Er bot recht freimütig und ohne jede Nachfrage oder Inzidenz Maskenbefreiungsatteste feil. Um die 30 Euro kostete der ärztliche Stempel auf dem Blanko-Vordruck, der per E-Mail zugestellt wurde. Solche Berichte können auch dem Berichterstatter Unannehmlichkeiten bescheren. Im Februar 2022 wurde die Stiftung Gurutest als Zeuge vor das Bundesverwaltungsgericht geladen, es ging um die Approbation Eiflers, die ihm die Ärztekammer entziehen will. 

Dessen Anwalt schien mir mäßig motiviert. Das lag vielleicht daran, dass Klient Eifler längst in Tansania im Exil weilte und sich dort vermutlich keinen Bruch hebt. Auf Eiflers Webseite finden wir einen Hinweis auf das Projekt "Living Hope Tansania, wo in den West Kilimandscharos ein Platz der Zuflucht vor dem globalen Wahnsinn entsteht." Spenden nimmt Eifler gerne für das Projekt oder für sich persönlich entgegen. Hier kann der Spender oder die Spenderin fein unterscheiden, wohin das Geld fließen soll. Einen Button, um für eine Safari für Herrn Eifler zu spenden, finde ich leider nicht, so lasse ich das bleiben.

Als Eifler noch in Österreich weilte, konnte auch er auf tumbe Vergleiche nicht verzichten. Bei einer Demo der Verschwörerszene in Wien sehnte sich Eifler im Jahr 2020 nach "Nürnberger Prozessen" für die Verantwortlichen der Maßnahmen und die Ärztekammer.

Sucharit Bhakdi: eine Eskalation seit fast drei Jahren

Sucharit Bhakdi flüchtete nicht vor dem Corona-Regime, er ist im inneren Exil. Der emeritierte Professor hat sich zu Beginn der Covid-Krise aus dem Ruhestand zurückgemeldet und sich als Maßnahmenkritiker zu einer Art Säulenheilgen für die Szene gemausert. Dazu trugen seine beiden Bücher "Corona Fehlalarm" und "Corona Unmasked" bei. Bei seiner Radikalisierung konnte man Bhakdi in den mittlerweile fast drei Jahren der Krise zusehen. Bhakdi begann als Maßnahmenkritiker, erklärte im Oktober 2020 die Pandemie für beendet und empfahl im Februar 2021, als es anders kam als von ihm prophezeit, das Gurgeln von Chlordioxid gegen die Erkrankung. Im April 2021 orakelte Bhakdi ob der Impfoffensive in Israel: "Das ist das Schlimme an den Juden: Sie lernen gut. Es gibt kein Volk, das besser lernt als sie. Aber sie haben das Böse jetzt gelernt - und umgesetzt."

Mittlerweile zieht Bhakdi nicht mehr nur gegen die Covid-19 Vakzine ins Feld. In einem Interview mit einem Schwurbelportal sagt Bhakdi, dass die gesamte Impfindustrie "ein Riesenbetrug" sei, die Impfungen gegen Covid-19 wären nur die Spitze des Eisbergs. in den letzten zweieinhalb Jahren habe er mehr über Impfungen gelernt habe "als in den letzten 30 Jahren zuvor, als ich darüber gelehrt habe.“  (Christian Kreil, 19.1.2023)

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