Ronny Pecik, hier beim Opernball 2016, bestreitet, Thomas Schmid bestochen zu haben. Das hatte Schmid in seinem Geständnis behauptet. Die WKStA ermittelt gegen beide und hat Chats analysiert.

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Thomas Schmids Freude war riesig. "Du bist ein Engel", schrieb der damalige Kabinettschef und spätere Generalsekretär im Finanzministerium im Oktober 2015 an den Unternehmer und Investor Ronny Pecik, damals Aufsichtsratsvizechef der teilstaatlichen Telekom Austria. Einen Monat später war sein Glück perfekt: "Juhuuu! Freu mich schon … freue mich wirklich total", antwortete Schmid auf die Nachricht Peciks, dass "deine Anzüge nächste Woche Mittwoch kommen!!".

Doch nicht nur mit "Super Hammer Klamotten" (Schmid) machte Pecik den Generalsekretär froh. Er borgte Schmid auch regelmäßig Autos wie einen Porsche Panamera oder einen Mercedes ML aus seinem Luxusfuhrpark, mit denen er gern auf Kurzurlaub nach Italien, Südfrankreich oder in die Berge düste.

Schmid selbst sieht sein und Peciks Verhalten nun kritisch. Im Rahmen seines Geständnisses (er will ja Kronzeuge werden) hat er diesen Sachverhalt in eine Anzeige verpackt und der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) übermittelt. Pecik habe ihn mit all dem bestochen, schrieb Schmid in der Anzeige.

"29 Auto-Leihen"

Die WKStA hatte sich mit diesen Vorgängen allerdings schon davor beschäftigt: Im März 2021 hat sie ihren Fachexperten mit der Auswertung von Chats zwischen Pecik und Schmid beauftragt. Seit November ist der rund 200 Seiten starke Bericht fertig, aus ihm stammen auch die oben erwähnten Chats.

Insgesamt stieß der Experte zwischen Juni 2015 und August 2018 auf "29 Auto-Leihen" über 129 Tage. Und er rechnete dafür auch ein "marktübliches Entgelt" aus, das er bei 250 Euro am Tag ansetzt. Es bestünden aber Zweifel, ob es beim Porsche Panamera überhaupt "einen vergleichbaren aktiven Leihmarkt gibt". Insgesamt gehe es also allein bei den Autos um mehr als 32.200 Euro.

"Unfassbar geil"

Dazu kommen noch die Maßanzüge von Schneider Antonio V. Selbiger reiste ab und zu nach Wien, um Pecik einzukleiden, Schmid schloss sich dem an. Zumindest ein grauer und ein schwarzer Anzug wurden Schmid geliefert: "Thomas, mein Security Mann steht mit den Sachen um 16:30 vor dem Eingang von deinem Gebäude!!!!!! Und bringt dich nach Hause!!" Schmid, von Pecik dazu befragt, fand seine neue Ausstattung "total genial (…) die Sachen sind so unfassbar geil!". "So soll es sein", freute sich auch der Investor. Auch der Schneider versicherte sich Schmids Zufriedenheit und war "happy", dass alles passte. Einen der Anzüge soll Schmid getragen haben, als ihm im Dezember das Generalsekretärdekret übergeben wurde.

Nicht sehr happy dürfte Pecik gewesen sein, als sich Schmid im Sommer 2017 einmal das falsche Auto aus der Garage geholt hatte. "Du hast den ML genommen und nicht den GL!!!!", schrieb der Unternehmer. Der Mercedes, in dem Schmid gerade unterwegs war, sei schon verkauft und müsse übergeben werden. Schmid musste zurück nach Wien und holte sich eine andere "coole Kiste", wie Pecik kommentierte.

Warum all das für die WKStA relevant ist? Schmid selbst schrieb in seiner Anzeige, Pecik habe "weiterhin eine bevorzugte Behandlung im Hinblick auf seine Ta¨tigkeit als Aufsichtsrat bei der Telekom und den damit verbundenen Anliegen wie beispielsweise diverse Termine bei Minister Hans Jörg Schelling" erreichen wollen.

Kampf um die Telekom

In seinem Bericht beschreibt nun der Fachexperte der WKStA "mögliche Interessenlagen des Ronny Pecik". Seine Theorie: Als vom mexikanischen Telekom-Miteigentümer América Móvil nominierter Aufsichtsrat habe Pecik "Zugang" zu Schelling gebraucht, um "sein Standing" gegenüber den Mexikanern zu erhöhen. Dabei habe Schmid geholfen. Im Laufe der Zeit hätten sich Pecik und América Móvil aber entfremdet. Schmid diskutierte in Chats damals mit einem Kollegen, dass Pecik "Chef der Telekom" werden wolle, und zwar einer "zu 100% privatisierten Telekom Austria", was der mit einem "Haha geil" quittierte. Möglicherweise habe Pecik Ambitionen gehabt, vom Vize- zum Aufsichtsratschef der Telekom aufzusteigen, sagte Schmid aus.

Ab 2016 hat Pecik laut WKStA-Bericht "in recht auffallender Weise" Margarete Schramböck, Chefin von Telekom-Tochter A1, gefördert. Sie sollte in der Ära Kurz bekanntlich Wirtschaftsministerin werden. Von Türkis zeigte sich Pecik jedenfalls sehr begeistert. Im März 2018 schrieb er nach einem Termin beim Kurz-Vertrauten Gernot Blümel: "Endlich passiert was fürs Land!! Meine Stimme und meine Unterstützung habt ihr! Anytime!!!"

Für Peciks Anwalt Norbert Wess sind Schmids Darstellungen "verkürzt, verzerrt und zum Teil auch nachweislich falsch". Die Rechnungen für den Schneider seien an Schmid ausgestellt worden, der sei aber bis heute nicht bereit gewesen zu bezahlen. Das werde Schmid "zu gegebener Zeit erklären müssen". Und: Pecik habe von Schmid gar nichts gebraucht. Er als Vize-Aufsichtsratschef habe alle notwendigen Kontakte selbst gehabt. Im Jänner wird Pecik vor den Ermittlern zu den Vorwürfen Stellung nehmen, es gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, Fabian Schmid, 15.1.2023)