Visualisierung: Kaffee, Kuchen, Brötchen – und eine Extraportion Ausblick wird die Café-Bar im Terrassengeschoß bieten.
Foto: Certov / Winkler + Ruck Architekten

Die schmalen Haerdtl-Fenster mit ihren goldenen Metallverkleidungen sind quasi das Gesicht des Wien-Museums am Karlsplatz. Im Rahmen des laufenden Umbaus werden sie durch neue Exemplare ersetzt, die den Originalen zum Verwechseln ähnlich sein sollen. Und sie bekommen Konkurrenz: durch sogenannte Haerdtl-Türen.

Über diese Hommage an den Architekten des Hauses werden die Besucherinnen und Besucher im Erdgeschoß künftig eine der zentralen Neuerungen des Stadtmuseums betreten. Erstmals in der Geschichte des Hauses wird es dort ein richtiges Restaurant geben. Im sogenannten Terrassengeschoß, einem großzügig verglasten und von der Gebäudekante etwas zurückversetzen Bereich, ist zusätzlich eine Café-Bar geplant.

Visualisierung: Über große Türen im Stil der Haerdtl-Fenster kann das Restaurant im Erdgeschoß betreten werden.
Foto: Certov / Winkler + Ruck Architekten

Ein Begriff, der beschreibt, worauf man mit den beiden Lokalen hinauswill, fehlt dem Team im Wien-Museum offenbar noch. Einstweilen muss das etwas inflationär verwendete Schlagwort "gastronomischer Hotspot" herhalten, wie ein Sprecher selbstkritisch anmerkt. Überhaupt fehlen noch einige Details – zum Beispiel ein Name und eine letztgültige Version der Speisekarte. Die großen Eckpunkte werden aber bereits verraten.

Wiener Küche und schattiger Schanigarten

Das Restaurant wird insgesamt 150 Gäste bewirten – 75 im Innenbereich und noch einmal so viele im Schanigarten neben dem Eingang. Damit dieser schön schattig ist, wurden bereits Bäume eingepflanzt. Serviert wird Wiener Küche.

In der Café-Bar im Terrassengeschoß liegt der Fokus auf Getränken, kleinen Gerichten und Mehlspeisen wie Brötchen und Kuchen. Ein ähnliches Lokal hatte bereits das alte Wien-Museum: Im Atrium war eine Art Café-Sandwichbar eingerichtet.

Ist-Zustand: Die Bäume, die künftig den Schanigarten des Lokals beschatten werden, sind bereits eingepflanzt.
Foto: Kramar [Kollektiv Fischka]

Die genaue Sitzplatzzahl in der neuen Bar beziehungsweise im Außenbereich ist noch offen. Fix ist aber bereits, dass die Öffnungszeiten an jene des Museums gekoppelt sein werden. Ein Ticket für das Museum muss man für einen Besuch allerdings nicht lösen: Bar und Terrasse sind öffentlich zugänglich.

Das Restaurant im Erdgeschoß wird Gäste gänzlich unabhängig vom Museumsbetrieb empfangen – zu eigenen Öffnungszeiten. Während im westlichen Teil des Karlsplatzes im Restaurant Heuer und im Café-Restaurant Resselpark eingekehrt werden könne, sei der östliche Teil derzeit "eine gastronomische Wüste", sagt ein Wien-Museum-Sprecher. Das wolle man definitiv ändern.

Erfahrung mit Museumsgastro

Betreiberin der Lokale wird die GMS Gourmet GmbH. Sie wurde laut Wien-Museum nach einer Ausschreibung in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt. Insgesamt habe es zehn Bewerbungen gegeben, die Entscheidung sei im Herbst gefallen. Ausschlaggebend gewesen sei eine Kombination aus zwei Aspekten, sagt ein Sprecher. Von der Größe und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Unternehmens verspricht sich das Wien-Museum angesichts der gegenwärtigen Probleme in der Gastrobranche – wie Personalmangel und Nachzieheffekte von Corona – Verlässlichkeit. Zudem habe das kulinarische Angebot überzeugt.

Bereitstellen wird GMS Gourmet auch Caterings für Veranstaltungen. Einerseits für vom Wien-Museum organisierte Events. Und andererseits für externe Veranstaltungen, für die im Terrassengeschoß Räume angemietet werden können.

Ist-Zustand: Die Café-Bar im Terrassengeschoß nimmt Gestalt an.
Foto: Kramar [Kollektiv Fischka]

Das Unternehmen betreibt in Wien unter anderem das Café Schwarzenberg, die Bar in der Staatsoper, den Rathauskeller und auch zwei Lokale in Museen: das Café-Restaurant im Technischen Museum und das Café im Kunsthistorischen Museum. Die verwendeten Lebensmittel seien "so oft wie möglich" bio, erklärte Geschäftsführer Herbert Fuchs zuletzt in einer Aussendung.

Vom "look and feel" her werde für die Gastro im Wien-Museum ein unkompliziert-schickes Ambiente angestrebt, sagt Stephan Glas, Bereichsleiter für Restaurants und Kulturstätten bei GMS Gourmet im Gespräch mit dem STANDARD. "Es wird so gemütlich sein wie im Motto am Fluss, nur nicht ganz so edel." Was die Kulinarik angeht, seien zusätzlich zur regulären Karte Frühstück und Mittagsmenüs geplant. Preislich werde ein Zweigangmenü voraussichtlich bei 13 bis 16 Euro liegen.

Eröffnung am 6. Dezember

Gebaut wird am neuen Wien-Museum seit 2020. Bereits 2019 wurde es komplett geschlossen und ausgeräumt. Seither wächst der 1959 eröffnete und von Oswald Haerdtl entworfene Bau in die Höhe und in der Tiefe. Auf das bestehende Gebäude, bestehend aus Erdgeschoß und zwei Obergeschoßen, wurden zwei Etagen aufgesetzt: das Terrassengeschoß und ein viertes Obergeschoß. Das Untergeschoß wurde in Richtung Karlsplatz vergrößert, um Platz für ein Grafikdepot und für die Haustechnik zu schaffen.

Insgesamt kann sich das Museum künftig auf 12.000 Quadratmetern Nettonutzfläche ausbreiten – was fast einer Verdopplung entspricht. Allein die Dauerausstellung wird von 2.000 auf 3.000 Quadratmeter vergrößert. Letztere wird bereits ab Februar wieder aufgebaut. Ein Großexponat ist aus logistischen Gründen vorab eingezogen: Im Sommer wurde der 1,7 Tonnen schwere Praterwal in die Halle gehievt. Zuvor war er – wie viele andere Objekte – restauriert worden. Insgesamt sind für den Umbau 108 Millionen Euro veranschlagt.

Gut verpackt: Im Juli zog der Praterwal – unter großem Medienrummel – zurück auf den Karlsplatz.
Foto: Christian Fischer

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl skizzierten am Mittwoch den weiteren Fahrplan. Ab März sollen die Innenräume – darunter Kassenbereich, Büros und auch die Lokale – eingerichtet werden. Spätestens im Mai kommen weitere Großobjekte wie die Galakutsche des Bürgermeisters, das Waldheim-Pferd und der Südbahnhof-Schriftzug auf ihren Platz. Über den Sommer ziehen schließlich die restlichen 1.700 Objekte der Dauerausstellung in das umgebaute Haus ein.

Ab Oktober wird dieses in Betrieb genommen. Die Eröffnung ist schließlich für 6. Dezember angesetzt. Zu diesem Termin soll auch die Gastronomie öffnen. Einen Vorgeschmack kann sich voraussichtlich zwei bis drei Wochen früher das Museumspersonal holen: Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein Soft Opening angedacht. (Stefanie Rachbauer, 25.1.2023)