Die Open Source VIRUP ermöglicht es, ein detailliertes, virtuelles Universum in Echtzeit anzusehen, das auf aktuellen Daten basiert.
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Wissenschaft werde, so hört man oft, im Elfenbeinturm betrieben, ihre Resultate seien einer ausgewählten Elite vorbehalten. Seit geraumer Zeit versucht die Wissenschaftswelt, solchen Vorurteilen entgegenzutreten. Sie tut dies unter dem Schlagwort Open Science, das eine wissenschaftliche Ethik der Transparenz und des Teilens von Forschungsresultaten als zentrale Prinzipien propagiert.

Demokratisierte Daten

Doch Open Science ist keineswegs ein Image-Programm zur Steigerung der Reputation von Wissenschaftern, betont Markus Preißinger, Forschungsleiter an der FH Vorarlberg: "Viele denken, Open Science bedeutet einfach nur, wissenschaftliche Papers ohne Gebühr frei zugänglich zu machen", sagt er. "Open Science bedeutet aber auch Open Data, also dass alle Daten, die im Zuge der Forschung erhoben werden, frei verfügbar zugänglich sein sollen."

Immer öfter wird auch im Rahmen von Forschungsprojekten entwickelte Software kostenfrei zur Verfügung gestellt. Hinter dieser Freigiebigkeit steht für Preißinger der Anspruch, der Öffentlichkeit zu geben, wofür sie zuvor bezahlt hat. Während das für staatlich geförderte Grundlagenforschung grundsätzlich unkontroversiell ist, stellt die anwendungsorientierte Forschung oft einen Grenzfall dar, wenn Unternehmen als Partner an Projekten beteiligt sind.

Gesellschaftlicher Nutzen

"Oft will die an einem Projekt beteiligte Firma eine Entwicklung als Patent anmelden", sagt Preißinger. Den Unternehmen entstehen durch die Projektbeteiligung Kosten, für die sie legitimerweise einen Gegenwert erwartet, gibt er zu bedenken. Zudem solle Forschung stets darauf ausgerichtet sein, gesellschaftlichen Nutzen zu generieren. "Wenn wir mit einer Firma etwas entwickeln und diese damit Erfolg hat und Arbeitsplätze schafft, dann haben wir so auch einen gesellschaftlichen Impact erreicht."

Das schließt nicht aus, dass im Einzelfall diskutiert werden muss, ob ein Forschungsresultat unter das Ideal von Open Science fällt oder als patentierbares geistiges Eigentum einer kommerziellen Verwertung zugeführt wird. Die FH Vorarlberg ist Teil des Network of Open Science Ambassadors, das 2022 im Rahmen des europäischen Projekts RUN-EU (Regional University Network – European University) gegründet wurde. Ziel des internationalen Netzwerks ist es auch, zur Popularisierung von Open Science in der akademischen Welt beizutragen.

"Wir tauschen uns regelmäßig aus und überlegen unter anderem, welche Weiterbildungsangebote wir für die Forschenden in ganz Europa anbieten wollen, um das Thema Open Science stärker in die Organisationen hineinzubringen", erklärt Preißinger. "Gerade junge Studierende sind damit oft noch gar nicht in Berührung gekommen. Für sie bieten wir gezielte Schulungen an", fügt er hinzu. (Raimund Lang, 19.2.2023)