Ein Bild aus besseren Tagen: Zhurong mit seiner Landeplattform 2021.

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Ein Prestigeprojekt der chinesischen Raumfahrt könnte sein Ende gefunden haben: Der Marsrover Zhurong, der im Mai 2021 auf dem Roten Planeten gelandet ist, meldet sich nicht mehr. Schon vor Wochen hätte das Forschungsvehikel nach einem energiebedingten "Winterschlaf" wieder Signale zur Erde schicken sollen – doch offenbar herrscht Funkstille. Während sich Chinas Raumfahrtbehörde bedeckt hält, spekulieren Fachleute, dass Zhurong den winterlichen Staubstürmen auf dem Mars zum Opfer gefallen sein könnte.

Der Rover war im Mai für den kalten, staubigen Winter auf dem Roten Planeten in den Ruhezustand versetzt worden und hätte sich eigentlich wieder selbstständig aktivieren sollen. Möglicherweise hat sich aber zu viel Sand auf seinen Sonnensegeln abgelagert, um seine Energiereserven ausreichend aufzuladen.

Abschied von Nasa-Rover

"Es wäre nicht überraschend, wenn es der Rover nicht mehr aus seinem Ruhezustand schafft, weil er solarbetrieben ist", sagte David Flannery von der Queensland University of Technology im australischen Brisbane zu "Nature". Zhurong wäre nicht das erste Landefahrzeug, dem auf dem Mars die Energie ausgeht, merkte der Astrobiologe an, der selbst im Team des amerikanischen Mars-Rovers Perseverance mitarbeitet.

Erst im Dezember hatte die US-Weltraumbehörde Nasa nach vier Jahren den Kontakt zu ihrem solarbetriebenen Mars-Lander Insight verloren und die Mission für beendet erklärt. Auch in diesem Fall dürften verstaubte Solarmodule dafür verantwortlich sein, dass der Rover nicht mehr ausreichend mit Strom versorgt werden konnte. Die Mission galt dennoch als voller Erfolg, der Rover hatte seine wissenschaftlichen Ziele bereits nach zwei Jahren erreicht und mehr als 1.300 Marsbeben registriert, die Aufschluss über die innere Beschaffenheit des Planeten geben.

Wissenschaftlich erfolgreich

Auch Zhurong hat bereits alle geplanten Vorhaben ausgeführt und zahlreiche wissenschaftliche Daten gesammelt. Der Rover fuhr fast zwei Kilometer über die Marsoberfläche, führte atmosphärische und geologische Messungen durch und fand Spuren von einstigen Wasservorkommen. War es das nun mit der Mission?

Nicht alle Experten schätzen Zhurongs Lage als hoffnungslos ein. Wenn die Temperaturen steigen und die Solarzellen doch noch mehr Sonnenstrahlen aufnehmen könnten, wäre eine Reaktivierung nach wie vor denkbar, sagte Baptiste Chide vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico. "Es ist zu früh, um zu sagen, dass irgendetwas nicht stimmt", sagte Chide, der ebenfalls dem Perseverance-Team angehört. Er hoffe, dass der Rover wieder aufwachen wird.

Dass es aber keine offiziellen Updates zum Status des Rovers gibt, sei merkwürdig, zitierte "Nature" einen chinesischen Forscher, der selbst an der Mission mitarbeitet und namentlich nicht genannt werden wollte. Die letzten Aufnahmen habe Zhurong im Juni zur Erde geschickt. (dare, APA, 26.1.2023)