Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy auf dem Rad ist durchaus eine Rarität. Er eröffnete am Freitag den neuen Radweg bei der Kagraner Brücke mit Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Wiens Radverkehrsbeauftragten Martin Blum.

Foto: PID/Christian Fürthner

Die Superlative beim Radweg-Ausbau hat sich die rot-pinke Stadtregierung selbst gegeben. Da ist von einem Projekt eines "Mega-Radhighways" die Rede, der von der Innenstadt sieben Kilometer lang via Praterstern über die Donau bis zum Kagraner Platz in die Donaustadt führen soll. Ein weiteres Teilstück dieses Vorhabens ist seit kurzem fertig: Es handelt sich um einen rund vier Meter breiten, baulich getrennten Zwei-Richtungs-Radweg zwischen Alter Donau (Ecke Arbeiterstrandbadstraße) und Donauzentrum (Ecke Siebeckstraße).

Bei der Umsetzung dieses 800-Meter-Teilstücks schaffte Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) das Kunststück, mehr Platz für den Radverkehr zu gewinnen – aber gleichzeitig keine Autofahrspur zu reduzieren. Des Pudels Kern: Auf der Kagraner Brücke wurde einfach bei der Breite des Grünstreifens in der Mitte eingespart – und auch die Autofahrspuren wurden etwas schmäler. Es gibt in diesem Bereich nach dem Umbau jedenfalls mehr Asphalt. Andererseits wurden 20 neue Bäume und 21 Hochstammsträucher gepflanzt.

Verbesserungen für Fußgänger

Für Fußgänger gibt es in diesem Bereich der Alten Donau einige Verbesserungen: So sind nun Geh- und Radweg über die Kagraner Brücke getrennt. Bisher gab es einen gemischten Weg, den sich Fußgänger und Radfahrer teilen mussten. Und: Der Kagraner Steg unterhalb der Wagramer Straße, der die Obere mit der Unteren Alten Donau verbindet, wird aktuell umfassend saniert. Der Holzsteg wird bis Ende Mai durch eine Glasfaser-Kunststoff-Konstruktion ersetzt.

Arbeiten bei der Lassallestraße laufen

Auf der anderen Seite der Donau – beim Teilstück auf der Lassallestraße von der Reichsbrücke bis zum Praterstern – sind die Umbauarbeiten für einen Zwei-Richtungs-Radweg im vollen Gang. Hier wird im Zuge des Umbaus eine Pkw-Fahrspur, die stadteinwärts führt, weggenommen. Stattdessen wird der bestehende 900 Meter lange Radweg in diesem Bereich auf mehr als vier Meter verbreitert, außerdem sollen Grünflächen vergrößert werden. Laut Sima soll dieses Teilstück im Frühjahr eröffnet werden können.

Umbau der Praterstraße ab Sommer

Danach erhält die Praterstraße – zwischen Praterstern und Donaukanal – ein neues Facelifting. Auf der stadtauswärts führenden Seite wird ein rund vier Meter breiter Zwei-Richtungs-Radweg geschaffen. Eine der beiden Autofahrspuren wird dafür gestrichen. Auf der anderen Seite bleibt der in die Stadt führende Radfahrstreifen bestehen, womit die Radler in diesem Bereich künftig insgesamt viel mehr Platz haben. Die Bauarbeiten werden im Sommer 2023 starten und sollen etwa zwei Jahre dauern.

Eine der beiden stadtauswärts führenden Autospuren auf der Praterstraße wird gestrichen. So soll das laut einem Rendering einmal aussehen.
Rendering: Zoom VP

Ebenfalls noch in diesem Jahr wird die Wagramer Straße zwischen Donauzentrum und Kagraner Platz umgestaltet. Hier entsteht ein neuer Zwei-Richtungs-Radweg, dazu sollen neue Grünflächen geschaffen und Bäume gepflanzt werden. Beim Umbau werden auch die seit der U1-Verlängerung nicht mehr benötigten Straßenbahngleise auf der Wagramer Straße entfernt. Geplant ist die Fertigstellung noch für heuer.

Die Wagramer Straße wird auch zwischen Kagraner Platz und Donauzentrum umgestaltet. Im Rendering ist der breite Zwei-Richtungs-Radweg angeführt.
Rendering: zoomVP.at

"Ich freue mich, dass wir im Zeitplan liegen", sagte Sima am Freitag. Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) verwies auch darauf, dass im Bereich der Alten Donau die Situation für die Fußgänger verbessert werden konnte. Im 22. Bezirk wurde zudem eine bessere Radverbindung in der Mayredergasse realisiert. In diesem Jahr stehen für den Radverkehr in der Donaustadt auch weitere Arbeiten in der Breitenleer Straße, der Donaustadtstraße sowie der Erzherzog-Karl-Straße oder der Kaisermühlenstraße an.

Freie Parkplätze nach Parkpickerl-Ausweitung

Die Pläne einer Offensive für den Radverkehr hatte Bezirkschef Nevrivy bereits vor einem Jahr präsentiert. Mehr Platz gibt es auch wegen frei gewordener Parkplätze, die seit dem Start des Wien-weiten Parkpickerls im März 2022 nicht mehr benötigt werden. Nevrivy hat allerdings erst für einen Bruchteil der wegfallenden Stellplätze Nachnutzungspläne vorgestellt. Was mit den anderen tausenden frei gewordenen Parkplätzen passieren soll, wurde vonseiten der Politik noch nicht präsentiert. Weitere Pläne könnten in Kürze mit dem neuen Wiener Radwege-Ausbauprogramm für 2023 präsentiert werden.

Argentinierstraße wird zur Fahrradstraße umgebaut

Die Argentinierstraße wird jedenfalls ab dem Herbst zu einer Fahrradstraße umgebaut. Im Vorjahr wurde dort erstmals mehr als eine Million Radfahrende gezählt. Die Argentinierstraße gilt als wichtige Radverbindung zwischen dem Stadtentwicklungsgebiet im Sonnwendviertel in Wien-Favoriten, Hauptbahnhof und Zentrum.

Auch sonst bleibt der Trend zum Radeln in Wien ungebrochen: Insgesamt wurden 11,7 Millionen Radfahrerinnen und Radfahrer an den insgesamt 18 automatischen Wiener Radverkehrszählstellen gezählt. Im Vorjahr kamen fünf neue Registrierstellen dazu.

Vergleicht man nur jene Zählstellen, die es zwischen 2019 und 2022 gegeben hat, zeigte sich auch hier jedes Jahr ein Anstieg. Zwischen 2021 und 2022 gab es bei diesen Zählstellen ein Plus von knapp 40.000 Radlern. (David Krutzler, 27.1.2023)