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Flyer verteilen wäre so ein typischer Studentenjob, den viele nicht mehr machen wollen.

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Eines ist jungen Menschen besonders wichtig, wenn sie einen Job suchen: Er soll sinnvoll sein. Immer wieder kristallisiert sich aus Studien und Gesprächen über die Generationen und ihre Vorstellung von Arbeit heraus, dass der Nachwuchs Arbeit nicht nur als Lebensgrundlage sieht. Der Job muss Spaß machen, erfüllen, sie wollen meist ein höheres Ziel verfolgen, am besten noch sozial oder nachhaltig arbeiten.

Diese Eigenschaften zeigen sich häufig in der Art und Weise, wie Studierende heute arbeiten wollen. Der typische Studi-Job, der einfach nur die Zeit an der FH finanzieren soll, zieht immer weniger an. Speisen servieren, Süßigkeiten oder Getränke verkosten, Flugblätter in der Fußgängerzone austeilen? In der riesigen Messehalle Geschenke verteilen oder Besucher beim Glücksrad drehen lassen? Warum, wenn es auch das Praktikum bei der NGO oder der Teilzeitjob als Softwaredeveloper sein kann und letztendlich Pluspunkte für den Karriereweg einbringt.

Der Geschäftsführer von Stepstone Österreich, Nikolai Dürhammer, sieht einen Wandel im Verhältnis der Ausschreibungen von berufsbegleitenden Praktika und Volontariaten auf den Plattformen zu typischen Studentenjobs wie Catering oder Promotion. "Vor einigen Jahren war das Verhältnis eher eins zu eins", sagt Dürhammer.

Namhafte Unternehmen beliebter

"Jetzt gibt es doppelt so viele Praktikumsplätze." Einerseits kommt der Wandel vom generellen Umbruch am Arbeitsmarkt und der Verschiebung von Angebot und Nachfrage, analysiert er. "Somit haben auch Studierende die Möglichkeit zu wählen. Personalberatungen und -vermittlungen wollen nicht in Stein meißeln, dass niederschwellig verfügbare Hilfsjobs niemand mehr machen will, wenn man sie fragt. Dafür fehlen ihnen auch konkrete Zahlen. Trotzdem nehmen sie wahr, dass einfache Studentenjobs immer schwieriger zu besetzen sind.

Bei Easystaff, einer Wiener Personalvermittlungsfirma für Events, Catering, und Promotion, merkt Geschäftsführer Gerhard Huber, dass vor allem Jobs wie das Eventcatering und Werbeaktionen im Gegensatz zu kurzen Jobs bei namhaften Unternehmen immer schwerer zu besetzen sind. Die Jungen würden außerdem zwei bis drei Euro mehr für einen Hilfsjob in der Stunde verlangen als noch vor einigen Jahren. "Auch die Verbindlichkeiten haben sich verändert", sagt er. Passe jemandem ein Job doch nicht gut in den Zeitplan, würde er eben wieder absagen, auch wenn es dafür Konsequenzen gibt. "Sie nehmen sich dann einfach den nächsten verfügbaren Job." Denn diese gäbe es mehr als genug.

Traineestellen statt Studijobs

Die 21-jährige FH-Studentin Julia Pazour hat ihre neue Teilzeitstelle passend zu ihrem Studium ausgewählt. Seit September studiert sie Journalismus und Unternehmenskommunikation an der FH Wiener Neustadt. Nebenbei gestaltet sie den Social-Media-Auftritt für eine politische Partei in Wien.

Weil sie kaum Anwesenheitspflicht an der FH hat, kann sie 20 Stunden pro Woche arbeiten. Zuvor hat sie auch wie einige ihrer Kommilitonen gekellnert, aber im neuen Studium hat sie gemerkt, wie viel Freude ihr Kommunikation und Pressearbeit bereitet. Mit dem Job erhofft sie sich einen leichteren Zugang zu einer langfristigen Stelle in der Öffentlichkeitsarbeit.

"Wenn wir in meinem Jahrgang sprechen, kommen oft die Fragen, ob jemand eine Ausschreibung in unserem Gebiet gesehen hat", erzählt Pazour. "Es wirkt, als würden immer mehr Leute etwas arbeiten wollen, was ihnen für die Zukunft etwas bringt." So in etwa auch bei dem 22-jährigen Studenten der Wirtschaftsberatung Markus Dopler. Sein Studium hat er direkt mit einer Trainee-Stelle bei einer Bank verbunden. "Direkt nur ein Studium zu machen wäre mir etwas zu wenig", sagt der Student. "Es ist schon schön, ein fixes Einkommen dabei zu haben, und die Erfahrung ist für später ein Muss."

Alternative Zielgruppen

Was Vermittler wie Easystaff vor allem bemerken, ist die Verzweiflung vieler Restaurants, Hotels und anderer Gaststätten, die notgedrungen Personal suchen. Die Suche nach Angestellten verlagert sich bei vielen laut Stepstone-Österreich-Chef Dürhammer auf alternative Zielgruppen, wie nichtakademische Gruppen oder ältere Personengruppen. Huber sieht sein Geschäft jedenfalls nicht in Gefahr. Der Zahn der Zeit zeige, dass junge Menschen kaum noch 40 Stunden arbeiten wollen und die meisten auch flexible Einteilung attraktiv finden.

Genau das würden Hilfsjobs beim Eventcatering, Flyerverteilen und bei der Eventpromotion erlauben. Je nach der finanziellen Situation sind Studierende außerdem auf schnell verfügbare Jobs angewiesen. "Ich glaube, arbeiten wollen wir jungen Menschen auf jeden Fall", sagt Studentin Pazour, "aber viele wollen nur noch etwas machen, was sie später im Bewerbungsgespräch für den Wunschberuf erwähnen können." (Melanie Raidl, 10.2.2023)