Die nun eingesammelten 3,37 Prozent erhöhen den Aktienanteil der ominösen Austrialier nicht wesentlich. Sie haben sozusagen im kleinen Gepäck Platz.

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Wien – Ihr selbst gestecktes Ziel, weitere 9,99 Prozent der Aktien der Flughafen Wien AG zu vereinnahmen, hat die Airports Group Europe (AGE) klar verfehlt. Es sind lediglich 3,37 Prozent geworden, um die der Anteil der AGE, ein Ableger des IFM Global Infrastructure Fund (IFM GIF), auf nunmehr 43,37 Prozent angewachsen ist. Das teilte die auf Cayman Islands domizilierte und auf Investments in Flughafeninfrastruktur spezialisierte Fondsgesellschaft am Freitag mit.

Wiewohl sich der mit der Abwicklung in Österreich betraute Anwalt und Executive Director von IFM Investors, Werner Kerschl, über das Interesse der Anleger erfreut zeigte. Von einem berauschenden Erfolg zu sprechen, wäre wohl übertrieben. Das Angebot lag zuletzt unter dem aktuellen Börsenkurs und war damit schlicht nicht gut genug. Als "erfreulichen Vertrauensbeweis" wertet das Airport-Management, dass zwei Drittel der Streubesitzaktionäre das Kaufangebot von IFM nicht angenommen haben.

Nicht ausgestanden

Aufatmen sollte das Flughafen-Management rund um das Vorstandsduo Günther Ofner und Julian Jäger dennoch nicht. Denn ausgestanden ist die Sache noch lange nicht. Die von institutionellen Anlegern in Großbritannien, Europa, Asien, Australien, USA und Kanada getragene IFM-Gruppe kann jetzt weiter Aktien zukaufen.

Anders als bei einem gescheiterten Pflichtangebot gibt es nach einem hinter den Erwartungen gebliebenen freiwilligen Angebot gemäß Übernahmegesetz keine Sperrfrist, in der dem Bieter verwehrt ist, Anteilsscheine zu erwerben. Erreicht er allerdings beim Neuerwerb von Aktien eine Schwelle von weiteren drei Prozent, könnte eine neuerliche Angebotspflicht ausgelöst werden.

Beherrschender Einfluss

Dies dann, wenn es sich um eine kontrollierende Beteiligung handelt, mit der auf die Zielgesellschaft beherrschender Einfluss ausgeübt werden kann. Das dürfte angesichts der Eigentumsverhältnisse beim Vienna International Airport (VIE) eine Einzelfallprüfung auslösen, für die dann die Übernahmekommission der Wiener Börse zuständig ist.

Auf den ersten Blick scheint eine Beherrschung aufgelegt. Allerdings hat Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) im Rahmen des Investitionskontrollverfahrens für Investoren aus Drittstaaten Hürden aufgestellt, die kaum zu überspringen sind. Gemäß Auflagen darf IFM die 50-Prozent-Marke nicht überschreiten und auch auf sonstige Weise keinen beherrschenden Einfluss auf den Flughafen in Wien-Schwechat erlangen. Als eine Art Giftpille darf auch verstanden werden, dass es dem Investor verwehrt ist, mehr als zwei Aufsichtsratsmandate zu besetzen oder Nominierungen für Vorstandsmandate vorzunehmen. Darüber hinaus sind Satzungsänderungen tabu. Änderungen der Unternehmensverfassung sind damit ausgeschlossen.

Streubesitz schmilzt weg

Zumindest vorerst. Denn umschlagen könnte das Klima rasch, etwa wenn IFM peu à peu weitere Aktien zukauft und der ohnehin stark dezimierte Streubesitz wie Schnee zusammenschmilzt. Dann würde es an der Wiener Börse früher oder später eng für den Flughafen. Je kleiner der Streubesitz, desto näher rückt ein Rauswurf aus dem Wiener Leitindex ATX, wie bei der Telekom Austria passiert.

Fehlt es einem Titel nachhaltig an Liquidität, ergibt eine Börsennotiz keinen Sinn. Ein Delisting fürchtet man in Schwechat, denn dann wären börsliche Verpflichtungen perdu und nicht nur die einst als australischer Pensionsfonds nach Wien gekommene IFM könnte nach Macht und Einfluss streben, sondern auch die Lokalpolitik. Aktuell ist der Einfluss der staatlichen Kernaktionäre Wien und Niederösterreich fein austariert, aber das muss nicht so bleiben, unken mit der politischen Praxis vertraute Flughafen-Manager hinter vorgehaltener Hand.

Diskrete Eigentümer

Zur schlechten Stimmung trägt letztlich die Diskretion über die Eigentumsverhältnisse bei. Welche Eigentümer tatsächlich hinter dem Fondskonstrukt IFM stehen, blieb bis zuletzt ein Geheimnis. Wer das Firmenkonstrukt zurückverfolgt, landet nicht etwa in Australien, sondern bei einem Trust auf den Cayman Islands. Erst im Februar 2022 setzte die EU-Kommission die karibische Inselgruppe auf ihre schwarze Liste jener Länder, von denen hohes Geldwäscherisiko ausgehe. Hinter dem Cayman-Trust stecken 17 weitere Fonds. Ob auch russisches Kapital im Spiel sei, das indirekt in die Flughafen Wien AG fließe, hat IFM auf STANDARD-Anfrage zuletzt nicht bestätigt – aber auch nicht dementiert. (Luise Ungerboeck, 10.2.2023)