Ruhig. Das ist die Eigenschaft, die alle dem Kärntner ÖVP-Chef zuschreiben. Und das könnte auch der Schlüssel dazu sein, dass Martin Gruber so gut mit dem ebenfalls zurückhaltend wirkenden Landeshauptmann Peter Kaiser zusammenarbeitet. Nach zweieinhalb Jahrzehnten, in denen die Kärntner Politik von Aufreger zu Skandal, von Skandal zu Gerichtsurteil gestolpert ist, waren die vergangenen zehn Jahre geradezu langweilig. Die SPÖ-ÖVP-Koalition verwaltete mehr, als sie gestaltet hätte.

Martin Gruber hat sich mit konstruktiver Politik etablieren können.
Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Genau genommen: Wo es etwas zu gestalten oder einen Posten zu besetzen gab, setzte die SPÖ meist ihre Machtposition durch. Gruber aber ließ es sich nicht verdrießen: Mitstreiter attestieren ihm, dass er seinen Gestaltungswillen nicht aufgibt, "auch wenn ihm der Koalitionspartner wenig Luft lässt". Und dass er absolut loyal zu Bundesparteichef und Kanzler Karl Nehammer ist. Niedergeschlagen hat sich beides auch im Wahlkampf: Da hat Gruber darauf bestanden, dass das Land den Klagenfurter Flughafen zur Gänze übernehmen soll – eine klare Gegenposition zur SPÖ.

Eine Gegenposition, die auch als eines der wenigen landespolitischen Themen des Wahlkampfs wahrgenommen worden ist. Und sie ist belohnt worden: Der für viele überraschende Gewinn an Stimmen und Mandaten wird die ÖVP in den Koalitionsverhandlungen stärken – und auch bundespolitisch auffallen. Denn die ÖVP hat nicht nur erstmals seit der Oberösterreich-Wahl 2021 bei einer Landtagswahl zulegen können – der Mandatsgewinn sichert auch wieder die Mehrheit im Bundesrat.

Für den knapp 40-jährigen Gruber – er hat nichts dagegen, wenn sein Name "Grubär" ausgesprochen wird, so hieß auch sein Wahlkampfmaskottchen – auch eine Motivation, sich mehr Gehör zu verschaffen. Das hatte der Politiker aus Kappel am Krappfeld schon in der Landjugend probiert: Dreimal gewann er bundesweite Redewettbewerbe, wurde mit 25 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde und mit 35 Landesparteiobmann.

Regierungserfahrung sammelte er erst als Referent des damaligen Landesrats Josef Martinz und war danach Kammerrat in der Landwirtschaftskammer. Somit ist Gruber nicht nur mit den früheren Problemen des Landes (Stichwort: Alpe-Adria-Skandal) engstens vertraut, sondern auch mit der politischen Mechanik über die Agrarpolitik hinaus. Apropos Agrarpolitik: Der Bauernbündler Gruber ist auch Nebenerwerbslandwirt. Um den Hof wird sich auch künftig Ehefrau Ulli kümmern müssen. (Conrad Seidl, 5.3.2023)