Es ist der größte Kollaps seit der globalen Finanzkrise von 2008: Die Pleite der Silicon Valley Bank

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London – Nach der Pleite der US-Bank SVB geht an den Finanzmärkten die Sorge vor weiteren Zusammenbrüchen um. In den USA, aber auch in Großbritannien sorgte der Fall am Wochenende für Krisensitzungen. Die US-Behörden denken einem Medienbericht zufolge darüber nach, alle nicht gesicherten Einlagen bei der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank zu schützen. Sie erwägen eine Intervention, um eine mögliche Panik an den US-Finanzmärkten zu verhindern, wie die "Washington Post" unter Berufung auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve und des US-Einlagensicherungsfonds (FDIC) hätten darüber am Wochenende beraten.

Laut einem Bericht der Agentur Bloomberg hat die FDIC am späten Samstagabend einen Auktionsprozess für die SVB gestartet. Endgültige Gebote sollen demnach bis Sonntagnachmittag (Ortszeit) abgegeben werden. An einer Übernahme des britischen Arms der zusammengebrochenen US-Bank Silicon Valley Bank (SVB) sind offenbar mehrere Bieter interessiert. Die zum japanischen Technologieinvestor SoftBank gehörende OakNorth Bank erwäge eine Offerte für die Sparte, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Sonntag. ADQ, ein von Abu Dhabi gestützes Investmentvehikel, schaue sich die britische SVB-Sparte ebenfalls an, berichtete "Sky News". Kreisen zufolge soll darüber hinaus die Clearing-Bank The Bank of London über ein Gebot nachdenken.

Experten machen die starken Zinserhöhungen in den USA mitverantwortlich für die Probleme der SVB. Mit deutlichen Zinserhöhungen haben zuletzt Zentralbanken rund um den Globus versucht, die spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr sprunghaft gestiegene Inflation einzudämmen. In den USA hat die Notenbank Fed die Zinsen so stark angehoben wie seit den frühen 1980er-Jahren nicht mehr. Als Nebenwirkungen davon gelten ein Ausverkauf bei Technologieaktien, Turbulenzen bei Kryptowährungen sowie Druck auf amerikanische und britische Immobilienfonds.

US-Finanzministerin: Keine große Rettungsaktion geplant

Die USA wollen sich Finanzministerin Janet Yellen zufolge nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ohne eine größere Rettungsaktion um Konteninhaber und -inhaberinnen kümmern. Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) mit Sitz in Santa Clara ist der größte Kollaps seit der globalen Finanzkrise von 2008. Das Institut hatte Ende 2022 Vermögenswerte von 209 Milliarden Dollar in der Bilanz und war damit die Nummer 16 der US-Bankenbranche.

Bislang leiden vor allem Investoren unter der Pleite, die besonders riskante Wetten eingehen. Das könnte sich aber ändern, befürchten Experten. Bekannte Investoren wie Kyle Bass und Bill Ackman fordern von der Regierung ein schnelles Eingreifen, um zu vermeiden, dass Kunden und Kundinnen massenhaft ihre Bankeinlagen abheben wollen. Bei der SVB hatten Kundinnen und Kunden an nur einem Tag 42 Milliarden Dollar abgezogen. Die kalifornische Aufsichtsbehörde zog daraufhin am Freitag den Stecker und schloss das Institut. Wegen der Größe der SVB ist der Kreis möglicher Retter begrenzt.

Sitzung des Fed-Gouverneursrats

Die Fed kündigte für Montag eine Sitzung ihres Gouverneursrats an. Es werde dabei in erster Linie um Vorschuss- und Diskontsätze gehen, so die US-Notenbank am Sonntag. Die Regierung in London bemühte sich unterdessen darum, die Folgen des Zusammenbruchs der auch in Großbritannien vertretenen SVB so gering wie möglich zu halten. "Die Regierung behandelt dieses Thema mit hoher Priorität", sagte Finanzminister Jeremy Hunt. Die Bank von England hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass sie vorhabe, den britischen Arm der SVB in ein Insolvenzverfahren zu überführen.

In Deutschland gelten Auswirkungen derzeit als begrenzt, auch weil die SVB hierzulande keine Tochtergesellschaft hat. In den USA hatte die Fed zuletzt weitere Zinserhöhungen signalisiert. Mehr als 3500 Firmenchefs und Gründer aus den USA forderten dort die Politik auf, Kundeneinlagen absichern. Sonst seien die Gehaltszahlungen vieler Firmen gefährdet. Mehr als 100.000 Jobs könnten ebenfalls in Gefahr sein. Es brauche eine stärkere Aufsicht und schärfere Kapitalanforderungen an regionale Banken. In Großbritannien schickten mehr als 250 Chefs von Technologiefirmen einen gemeinsamen Brief an die Regierung in London, in dem sie diese zum Eingreifen aufriefen. (APA, Reuters, 12.3.2023)