Über zwei Drittel der Studierenden zeigen sich laut einer Umfrage aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen besorgt.

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Discounter statt Supermarkt, mehr Nudeln und Gemüse, weniger Markenprodukte. Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem junge Menschen unfreiwillig sparen müssen. Erst wegen der Auflagen der Corona-Pandemie – und nun, weil wegen der Teuerung das Geld knapp ist. Dazu kommt, dass die stärkste Inflationswelle seit einem halben Jahrhundert ein für junge Menschen ungewohntes Phänomen ist, das Ängste im Alltag schürt.

Vor allem die Wohnkosten werden als großes Problem empfunden. Das ergibt eine aktuelle Onlinebefragung der Studierenden-App Studo, an der 1.450 Studentinnen und Studenten in Österreich teilgenommen haben. Über zwei Drittel der Befragten zeigen sich aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen besorgt. Das wirkt sich beim Großteil der Studierenden auch auf das Wohnverhalten aus: Es wird wenig geheizt, der Strom- und Gasverbrauch wird reduziert und beim Warmwasser gespart.

Ein Drittel der befragten Studierenden wohnt in Wohngemeinschaften, bei den Studentinnen lebt ein großer Teil zudem in einer Partnerschaft oder noch bei der Familie. Im Schnitt zahlen Studierende derzeit 457 Euro pro Monat für ihr Zimmer in einer Wohngemeinschaft – Frauen etwas weniger, Männer laut der Umfrage etwas mehr, weil sie im Schnitt häufiger allein leben und damit auch die Kosten nicht teilen können.

Beim Thema Wohnen stehen für die Befragten klar das Geld im Vordergrund, aber auch die Lage in der Stadt, die Nähe zur Hochschule und das WG-Leben sind Gründe, wegen denen sich Studierende für ihre aktuelle Wohnsituation entschieden haben. Und sie bleiben ihrer Wohnung oder Wohngemeinschaft treu: Über die Hälfte ist seit Antritt des Studiums nicht mehr umgezogen. Doch was, wenn die Kosten nun zu hoch werden? Ein Viertel der Befragten könnte sich vorstellen, im Notfall in eine kleinere Wohnung, in eine WG oder sogar zurück zu den Eltern zu ziehen.

Auch günstige Wohnungen immer teurer

Eine Erhebung der Arbeiterkammer Tirol ergab für das Jahr 2022 sogar bis zu 55,96 Euro pro Quadratmeter für WG-Zimmer in Innsbruck-Umgebung. Die Durchschnittpreise pro Zimmer stiegen von 424,57 auf 459,34 Euro. Auch die Bruttomieten rangieren auf hohem Niveau: Mit 890 Euro wurde die höchste Miete im Süden von Innsbruck gemessen, gefolgt von 800 Euro in Innsbrucks Innenstadt. "Der Studentencampus muss endlich mit Nachdruck angegangen werden. Es drängt die Zeit", sagt damals der AK-Präsident Erwin Zangerl.

In Salzburg und Wien ist die Situation ähnlich. 610 Euro legen Studierende in Salzburg beispielsweise für eine Singlewohnung hin. Die meisten Studentinnen und Studenten hingegen wohnen in Hauptstadt Wien. Hier kostet eine Studentenwohnung durchschnittlich 580 Euro. Die Mieten in der zweitgrößten Stadt Graz befinden sich mit 450 Euro zwar noch im leistbaren Rahmen, sie stiegen trotzdem um fünf Prozent an.

Mittlerweile sind selbst die Studentenbeihilfen kein sicherer Anker mehr. Die hohen Mieten verschlingen den Großteil davon. Selbst der Höchstsatz mit 855 Euro pro Monat reicht gerade noch für eine Miete. In Innsbruck gehen für die Gesamtmiete sogar 80 Prozent des Maximalsatzes drauf. Übersteigen Studierende außerdem die Altersgrenze, verringert sich dementsprechend auch der Förderungssatz.

Nicht nur Wohnkosten belasten

Zusätzlich zu den steigenden Wohnkosten drängt die Inflation viele Studierende an die Armutsgrenze. Zu den teureren Wocheneinkäufen, die selbst beim Discounter nicht mehr deutlich günstiger sind, kommen zum Semesterstart noch Ausgaben wie prüfungsrelevante Literatur hinzu, die aus eigener Tasche gezahlt werden müssen.

Trotz Nebenjobs leben viele Studierende in prekären Situationen. Um die jungen Menschen finanziell zu entlasten, gibt es von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) den Sozialtopf. Auf Antrag kann die ÖH Entlastung durch eine Einmalzahlung von bis zu 750 Euro bereitstellen. Die ÖH sieht diese Leistung jedoch als Symptombekämpfung eines Problems, das größerer Handlungen bedarf. "Es kann nicht sein, dass eine der wenigen Möglichkeiten für Studierende, direkte finanzielle Unterstützung zu bekommen, durch eine Einmalzahlung der ÖH Uni Wien erfolgt", heißt es von deren Seite.

Die ÖH-Vizechefin Sara Velic forderte bereits 2022 eine Studienbeihilfe, "die zum Leben reicht". Sie solle ausgebaut und dauerhaft an die Inflation angepasst werden, die Altersgrenze von 30 Jahren müsste fallen, der Bezug an die Regelstudienzeit angepasst und die Studienbeihilfe auch Drittstaatenangehörigen zugänglich gemacht werden.

Deckelung gefordert

Was das Wohnen betrifft, brauche es eine allgemeine Deckelung der Kosten für Miete und Studierendenheime – und beim Heizen. Hier seien Zuschüsse zu den Nebenkosten auch für Studierendenwohnheime und Nebenwohnsitze nötig.

Eine frühere Studo-Umfrage Ende des Jahres 2022 zeigte bereits, dass von 2.200 befragten Studierenden drei Viertel ihren Lebensstil aufgrund der Teuerung einschränken müssen. Die meisten gehen weniger auswärts essen (72 Prozent) und versuchen die Kosten bei Strom (62 Prozent) und Heizen (57 Prozent) deutlich zu reduzieren.

Um das Studium zu finanzieren, erhält der Großteil der Studierenden (60 Prozent) in Österreich finanzielle Unterstützung von der Familie. Ein Drittel der Befragten bezieht Unterstützung durch Beihilfen. 28 Prozent arbeiten nebenbei, um sich das Studium leisten zu können. (dang, mera, 12.4.2023)