Dass pipifeines Trinkwasser in Österreich die Toilette hinuntergespült wird, verwundert vor allem Touristinnen und Touristen aus dem Ausland immer wieder. Doch auch unter Einheimischen löst der Umgang mit Wasser häufig Diskussionen aus. Laut Landwirtschaftsministerium spült jede einzelne Person in Österreich durchschnittlich rund 33 Liter Wasser pro Tag das Klo hinunter.

Ein eigenes Nutzwassersystem für Wasser, das keine Trinkwasserqualität hat, ist, neben dem Trinkwasserzugang, in Neubauten daher durchaus sinnvoll. Das sagt zumindest Robert Neunteufel, der am Institut für Siedlungsbau, Industriewirtschaft und Gewässerschutz an der Universität für Bodenkultur Wien forscht.

Umrüstung bei alten Gebäuden schwierig

Häufig muss Grundwasser in Österreich nicht extra aufbereitet werden. Es hat bereits ein hohes Qualitätsniveau, man kann es trinken. Laut Neunteufel stammt Trink- und Nutzwasser häufig aus derselben Ressource. Wasser sparen würde eine Nutzwasserleitung damit also nicht. Wirtschaftlich kann sie zwar sinnvoll sein, allerdings eher in neu gebauten Mehrparteienhäusern und wenn die Wasserressource direkt daneben liegt.

Rund 33 Liter Trinkwasser spült jeder Mensch in Österreich täglich die Toilette hinunter.
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Ältere Häuser nachzurüsten sei technisch oft schwierig und aufwendig, das mache die Sache auch rasch teuer. In Wassermangelgebieten könnte künftig eine zentrale Nutzwasserversorgung helfen, empfiehlt der Experte. Das Wasser wird dabei durch eigene Leitungen unter der Straße herangebracht. Zwar haben einzelne Gebiete temporär mit knappen Ressourcen zu kämpfen, ausgeprägte Wassermangelgebiete gibt es aber bis dato nicht in Österreich. Wasser wird von den Nutzern bis jetzt immer noch aus der Region geholt.

Zwei Leitungen im Neubau denkbar

Für den Experten Neunteufel ist durchaus denkbar, dass Neubauten in den kommenden Jahrzehnten vermehrt mit einem zusätzlichen Nutzwassersystem gebaut werden. Schon heute gibt es Wohnanlagen, die einen eigenen Nutzwasserbrunnen, etwa für die Toilettenspülung oder den Garten, haben. Meist greife zwar auch er auf das Grundwasser zu, doch dieses muss eben nicht extra auf Trinkqualität geprüft werden.

Günstig könnte das für die Bewohner und Bewohnerinnen von Neubauten auch deshalb sein, weil Wasser aus der Trinkwasserleitung teurer ist als Wasser aus dem Brunnen. Das liegt daran, dass Trinkwasser eine eigene Leitungsinfrastruktur benötigt, die Trinkwasserqualität muss außerdem überprüft und das Wasser gegebenenfalls aufbereitet werden. Das gilt aber wohl eher für Mehrparteienhäuser, denn in Einfamilienhäusern ist die Amortisierung der Errichtungskosten "nicht oder erst nach überdurchschnittlich langer Nutzungsdauer" möglich. Zu diesem Schluss kommt ein "ExpertInnenpapier" des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftverbandes.

In die meisten Gebäude in Österreich führt nur eine Leitung mit Trinkwasser.
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Diese Methode ist lediglich ein Ersatz für Trinkwasser, weiß Helga Lindinger vom Umweltbundesamt. Wasser sparen würde die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser – also jenem Wasser, das durch die Kläranlage gelaufen ist. Das ist in Österreich aber noch kein Thema. Abwasser wird bisher zwar geklärt, aber nicht zurück ins Wassernetz gespeist und als Nutzwasser verwendet.

Grauwasser wiederverwenden

Der Grund ist simpel: "Unsere Grundwasserressourcen sind für den derzeitigen Gebrauch noch ausreichend", sagt Neunteufel. Sollte sich das ändern, müssten Oberflächengewässer wie Flüsse und Bäche angezapft werden. Doch Flüsse, in denen das möglich ist, gibt es nicht überall. Was es hingegen überall gibt, wo Menschen wohnen, ist Grauwasser – also benutztes Wasser in Haushalten, etwa Dusch- oder Waschmaschinenwasser. Toilettenabwasser zählt nicht dazu.

Das bereits benutzte Wasser kann wiederverwendet werden. Etwa fürs WC. Durch einen durchschnittlichen Duschkopf laufen in etwa 15 Liter pro Minute. Bereits nach zwei Minuten Duschen hätte eine Person genug Wasser für die Klospülung des gesamten Tages gesammelt. Wichtig ist laut Lindinger, das Grauwasser entsprechend aufzubereiten. Die hygienischen Anforderungen seien nicht zu unterschätzen. (Julia Beirer, 2.4.2023)