Sechs Lehrlinge der Firma Haberkorn haben letztes Jahr einige Verbesserungspotenziale in ihrer Firma entdeckt. Zum Beispiel suchten sie nach recycelten Klebebändern.
Foto: Bianca Brunner

"Ich habe mich vorher ehrlich gesagt nicht wirklich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt", erzählt eine der Auszubildenden. Sie ist Lehrling in der Firma Haberkorn, einem Händler für technische Produkte in Österreich. So wie ihr geht es vielen in Österreich: Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind für die Zukunft wichtig, aber irgendwie wird kaum gehandelt.

Klimaschutz noch nicht so wichtig bei Berufswahl

Laut einer Umfrage der Oecolution Austria mit 500 Jugendlichen ist die Möglichkeit, "etwas für die Umwelt zu tun", nur für 17 Prozent der österreichischen Jugendlichen bei der Berufswahl ein wichtiger Parameter. Allerdings gibt ein hoher Anteil (54 Prozent) an, bereits an die Bedeutung von Fachkräften im Kampf gegen den Klimawandel gedacht zu haben.

Diese Motivation scheint aber noch nicht in den Arbeitsalltag übergegangen zu sein. Ein Grund könnte die mangelnden Informationen sein. Insgesamt 81 Prozent junger Menschen fordern laut dieser Umfrage mehr Informationen zu den Zukunftsberufen.

Hier sitzen Stefanie Winkler und Marko Novak gemeinsam an den ersten Plänen ihres Projekts.
Foto: Bianca Brunner

Klimawissen im Beruf

Es führt also kein Weg daran vorbei, auch Prozesse innerhalb der Unternehmen zu verändern. Und das kann – vielleicht völlig wider erwarten – Spaß machen, das Team stärken und Kosten sparen. Wie das gehen kann, zeigt das Projekt "Klimachecker:innen@work – Lehrlinge als Klimabotschafter:innen" des Klimabündnisses Oberösterreich. Das Projekt startete 2021. Seitdem haben rund 60 Auszubildende sich in ihren Unternehmen Klimaprojekte überlegt und teils auch schon umgesetzt.

Die Idee: Unternehmen melden sich für das Projekt an, und eine kleine Gruppe ihrer Lehrlinge darf dann an mehreren Sessions des Klimabündnisses teilhaben. Sie entwickeln eigenständig Projekte und präsentieren dieses dann am Ende vor allen Teilnehmenden und der eigenen Firma. Im Jahr 2022 haben 35 Lehrlinge von fünf Unternehmen teilgenommen.

"Wir haben dadurch mehrfach gewonnen: Jetzt haben wir Ideen für nachhaltige Alternativen, und unsere Lehrlinge haben viel gelernt und sind als Team gewachsen", sagt der Vertriebsleiter für Oberösterreich und Salzburg der Firma Haberkorn, Siegfried Poldlehner. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie Klimaschutz gehen kann.

Hier werden von den Lehrlingen der Firma Haberkorn gerade die 100 Prozent recycelbaren Packsackerln getestet.
Foto: Bianca Brunner

Klebt das gut?

Die sechs Auszubildenden der Firma Haberkorn fingen auf der Suche nach nachhaltigen Verbesserungsvorschlägen zuerst mit einem Rundgang durch die ganze Firma an. Sie sahen sich an, was durch klimafreundliche Produkte ersetzt werden könnte.

Schnell stießen sie auf die Klebebänder und die Verpackungssackerln, mit denen die Produkte verschickt werden. Sie fanden recycelbaren Alternativen und ließen die Logistik diese testen, bestellten wieder andere – bis sie die richtigen gefunden hatten. Und diese sind sogar günstiger.

Statt des Plastikfüllmaterials für die Pakete suchten die Lehrlinge nach einer nachhaltigeren Lösung. Sie fanden eine Füllmaschine, die altes Papier und Kartonage zerkleinert und zu Füllmaterial umwandelt. Plastik ade. Nur: Diese Maschine ist ziemlich teuer.

Die Ideen stehen. Präsentiert wurden sie auch. Nun müssen die Veränderungen aber noch mit den anderen Standorten der Firma in Österreich abgesprochen werden. Die endgültigen Entscheidungen stehen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels noch aus.

Klimaschutz: kein Trend, sondern Notwendigkeit

In vielen Firmen fehlt es massiv an Arbeitskräften. Ein Unternehmen zu sein, das Maßnahmen für Klimaschutz setzt, könnte mehr Menschen anlocken. Eine Deloitte-Studie aus dem Jahr 2021 zeigt: Nachhaltigkeit ist bei der Jobwahl nicht mehr nur ein modernes Schlagwort, sondern wird erwartet. Und: Wichtig ist die Umsetzung. (Natascha Ickert, 27.4.2023)