Eigentlich hatten sich die beiden Konfliktparteien darauf geeinigt, ab 18.00 Uhr MESZ für 24 Stunden die Waffen ruhen zu lassen.

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Khartum – Die für Dienstag geplante 24-stündige Feuerpause im Sudan im Sudan ist kurz nach dem vereinbarten Beginn in der Region der Hauptstadt Khartum gebrochen worden. Bewohner sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Abend, es werde weiter geschossen. Eine Person berichtete von einem Luftangriff in Omdurman auf der anderen Seite des Nils. Auch in Live-Übertragungen von arabischen Fernsehsendern war im Hintergrund Feuer aus schweren Waffen zu hören.

Es war die dritte gescheiterte Feuerpause seit Beginn der Gefechte am Samstag. Seitdem kamen laut Vereinten Nationen 270 Menschen ums Leben, 2.600 wurden verletzt.

Konflikt dauert an

Eigentlich hatten sich beide Konfliktparteien – der regierende Militärrat und die rivalisierenden Paramilitärs (RSF) – darauf geeinigt, ab 18.00 Uhr MESZ die Waffen schweigen zu lassen. Die RSF warf der Armee aber bereits um 18.14 Uhr auf Twitter den "Verstoß gegen die unter internationaler Vermittlung vereinbarte Waffenruhe" vor. "In den ersten Stunden der erklärten Waffenruhe" sei es zu Angriffen auf RSF-Kräfte gekommen, hieß es. Solche Angaben zu den Kämpfen ließen sich nicht überprüfen.

Ausgelöst wurde der Konflikt laut Beobachtern durch einen Streit über die Integration der Rapid Support Forces (RSF) in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung. Die Armee hatte im Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land. US-Außenminister Antony Blinken hatte in den vergangenen Tagen zwischen beiden Seiten vermittelt.

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In Häusern und Wohnungen gefangen

Laut Uno sind wegen des anhaltenden Beschusses Tausende Menschen im Sudan in ihren Wohnungen und Häusern gefangen, oft ohne Strom und Essen, Wasser oder Medikamente. Der Uno-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte am Dienstag ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen im Sudan. Das Völkerrecht verlange, dass Schulen und Krankenhäuser geschützt werden, sagte Türk in Genf mit.

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte, die Hilfsmittel, die die WHO vor dem Ausbruch der Kämpfe an Gesundheitseinrichtungen verteilt habe, seien nun aufgebraucht. Weil immer noch gekämpft werde, sei es nicht möglich, weitere Lieferungen zu organisieren. Die Krankenhäuser in der Hauptstadt Khartum hätten nicht genügend Material zur Versorgung von Verletzten. "Es gibt verstörende Berichte über die Plünderung einiger Gesundheitseinrichtungen und die Nutzung anderer für militärische Zwecke", sagte Tedros.

Krankenhäuser geschlossen

In Nord-Darfur mussten laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen alle Krankenhäuser schließen, entweder weil sie sich in der Nähe der Kämpfe befinden oder das Personal wegen der Gewalt nicht in die Einrichtungen gelangen kann. Patienten hätten daher nicht für weitere Behandlungen überwiesen werden können. "Unter anderem deshalb sind allein in den ersten 48 Stunden des Konflikts elf Menschen an ihren Verletzungen gestorben", so Cyrus Paye, der Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Al-Fashir, der Hauptstadt von Nord-Darfur.

Laut Außenministerium sind derzeit rund 45 Österreicher im Sudan registriert, die meisten davon Auslandsösterreicher und deren Angehörige. Aufgrund der Kampfhandlungen hat Österreich eine Reisewarnung für den Sudan ausgesprochen. Vor allen Reisen in den Sudan wird dringend gewarnt. Das Außenministerium empfiehlt Österreichern, die sich aktuell im Sudan aufhalten, dringend an einem sicheren Ort zu bleiben und sich laufend über die aktuelle Lage zu informieren. (APA, 18.4.2023)