Wäre die Fassade des Hauses in der 5 rue de Verneuil in Paris nicht so vollgepackt mit Graffiti und Postern, könnte man glatt daran vorbeigehen, ohne groß davon Notiz zu nehmen. Der Ort wirkt wie ein bunter Fremdkörper in dieser eher bescheidenen Gegend.

Bunte Fassade für einen speziellen Ort.
Foto: APA/AFP/MARTIN BUREAU

Immer wieder halten aber Touristinnen und Touristen an, um zu fotografieren. Einige kommen wohl zufällig vorbei, andere haben das Haus gezielt aufgesucht: Immerhin ist es der Ort, wo der legendäre französische Chansonnier Serge Gainsbourg bis zu seinem Tod gelebt hat. Bald, noch im September dieses Jahres, soll es als "Maison Gainsbourg" auch öffentlich zugänglich sein.

Gainsbourg mit Jane Birkin
Foto: AFP/MICHEL CLEMENT

Lange habe sie die früheren Privaträume ihrer Familie "wie einen Schatz" gehütet, sagte Charlotte Gainsbourg, Besitzerin des Hauses und Tochter des weit über Frankreich hinaus verehrten Sängers und Provokateurs und selbst eine gefeierte Schauspielerin. Aber der Ort gehöre einfach zum Pariser Kulturerbe, sagte sie der französischen Nachrichtenagentur AFP. In dem kleinen Haus mit niedriger Decke am linken Seine-Ufer könne man viel über die Persönlichkeit ihres Vaters entdecken. Serge Gainsbourg hatte dort von 1967 bis zu seinem Tod am 2. März 1991 gelebt. Er starb im Alter von 62 Jahren an einem Herzinfarkt.

"Es ist ziemlich überraschend", sagte Charlotte Gainsbourg. "Unser Bild von Künstlern ist, dass sie in riesigen luxuriösen Räumen leben, aber dieses Haus ist ziemlich bescheiden." Ihr Vater habe es "schon zu seinen Lebzeiten in ein Museum verwandelt und mit Sammelsurien vollgestopft – wir hatten als Kinder immer Angst, etwas kaputt zu machen".

So kannte ihn die Welt: immer mit einer filterlosen Zigarette in der Hand.
Foto: AFP/PHILIPPE WOJAZER

Nach und nach füllte er es mit zahlreichen Musikinstrumenten, Erinnerungsstücken und Sammelobjekten – inklusive überquellender Aschenbecher mit filterlosen Gitanes-Zigaretten. Die waren, neben seinem Schlafzimmerblick, das Markenzeichen des Sängers, der auch als Schriftsteller und Schauspieler aktiv war.

mtorringa

"Ich weiß auch nicht, was das sein soll, ein Wohnzimmer, ein Musikstudio, ein Riesenchaos oder ein Museum", sagte Serge Gainsbourg einmal in einer Fernsehsendung über seine vier Wände. Für seine Tochter zeichnet das Haus das Leben ihres Vaters nach. Es "entspricht seinem Charakter". Als "besonders berührend" bezeichnet Charlotte Gainsbourg eine Büste, die ihre Mutter Jane Birkin von ihrem Vater anfertigte. Mit Jane Birkin nahm Serge Gainsbourg 1969 auch einen seiner größten und damals auch vieldiskutierten Hits auf, das lustvoll gestöhnte "Je t'aime ... Moi non plus". (APA, AFP, red, 23.4.2023)