Der Ort

Mein Alltag ist meist voller Termine. Wenn ich zwischendurch eine Pause brauche oder mich mit Leuten treffe, komme ich gerne in das Kolin. Es ist gut gelegen, ruhig und gemütlich. Leider habe ich nicht so viel Zeit, um mich durch die Speisekarte zu essen. Meistens trinke ich nur einen Kaffee oder einen Holundersaft – und schon geht’s wieder weiter.

Das Menü

Auch wenn ich selbst koche, muss es schnell gehen. Mehr als eine halbe Stunde will ich nicht am Herd stehen. Mir ist die Zeit zu schade. Ich habe vor kurzem einen Thermomix geschenkt bekommen. Der ist ein Gottessegen. Man gibt alles rein, während das Gerät die Zutaten verarbeitet, kann man sich um den Tisch oder die Kinder kümmern, und kurze Zeit später hat man ein fertiges Risotto, eine Gazpacho, ein Sorbet oder was auch immer. Ich bin ein großer Fan.

Geduld habe ich, wenn es um den Anbau von Lebensmitteln im eigenen Garten geht. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, und noch heute ist das für mich etwas Besonderes. Während der Pandemie habe ich zum Beispiel in meinem Garten in Spanien eine 780 Gramm schwere Ochsenherztomate hochgezogen. Ich habe eine dicke Scheibe abgeschnitten und sie mit Olivenöl, etwas Salz und Koriander gegessen. Das war fast orgasmisch.

"Wenn ich selbst koche, muss es schnell gehen", erklärt Elīna Garanča.
Foto: Katharina Gossow

Der Auftritt

Vor Konzerten verzichte ich auf Histamin-haltige Speisen. Auf die reagiere ich sehr empfindlich. Kaffee trinke ich nur vormittags, weil meine Kehle davon ein bisschen austrocknet. Auch säureproduzierende Lebensmittel, die Reflux begünstigen, lasse ich vor Auftritten weg. Man verausgabt sich fürs Publikum auf der Bühne. Lange Abendessen mit mehreren Gängen und Smalltalk in lauter Umgebung strengen mich dann allzu sehr an. Wobei ich in solchen Situationen auch oft sehr interessante Tischnachbarn habe, wie zum Beispiel einmal Angela Merkel. Doch am liebsten mag ich nach einem Konzert ein Würstel und ein Bier und dann ab nach Hause. Oft muss ich am nächsten Tag früh auf.

Die Erinnerung

Es gibt ein Dessert in Lettland, das ich wirklich hasse. Es heißt Kissel und besteht aus Beerenkompott und Milch, die mit Kartoffelstärke geliert wird. Wahre Glücksgefühle erzeugt hingegen das süßsaure Brot meiner Großmutter, das Honig und Kümmel enthält und zu dem man "Bernsteinkäse", einen Schmelzkäse, isst. Das Gericht versetzt mich sofort in meine Kindheit. (RONDO Exklusiv, Michael Steingruber, 13.05.2023)