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Es herrscht Uneinigkeit zwischen Italien und den USA wegen des Untersuchungsberichts zum Tod des Geheimagenten Nicola Calipari.

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Vor Veröffentlichung des US-Berichts wurden zahlreiche Passagen geschwärzt.

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Nur in einem Punkt sind sich Rom und Washington einig: Die Erschießung des italienischen Geheimdienstoffiziers Nicola Calipari am 4. März in Bagdad war keine vorsätzliche Tat.

In einem 67-Seiten-Dossier hat die italienische Regierung Montagabend dem Pentagon- Bericht über die Umstände, die zum Tod des Geheimdienstoffiziers Nicola Calipari führten, in allen entscheidenden Punkten widersprochen. Die Straßensperre in der Nähe des Bagdader Flughafens, an der Calipari erschossen wurde, sei "irregulär" gewesen. Die US-Patrouille sei zur Sicherung eines Konvois mit US-Botschafter John Negroponte entsandt und dann dort "vergessen" worden.

Die Soldaten hätten sich hinter einer Kurve aufgehalten und keine sichtbaren Zeichen gegeben. "Sie waren nervös, unerfahren, gestresst und neigten zu unkontrollierten Reaktionen", heißt es in dem Bericht, in dem bestritten wird, dass der Wagen mit Calipari und der freigelassenen Journalistin Giuliana Sgrena zu schnell gefahren sei: "Wegen der Dunkelheit und der nassen Fahrbahn war der Wagen langsam unterwegs. Zudem befand er sich in einer Kurve und fuhr auf eine große Pfütze zu."

Scharfe Kritik übt die italienische Regierung an den "Manipulationen" am Tatort. "Die US-Truppen verhinderten eine genaue Rekonstruktion des Tathergangs." Die US-Armee habe es sogar versäumt, das Magazin im Schnellfeuergewehr des Todesschützen Mario Lozano zu beschlagnahmen, um die Zahl der abgegebenen Schüsse festzustellen.

Sgrena erhob neue Vorwürfe gegen Washington: "Calipari ist bestimmt nicht absichtlich ermordet worden, es wurden aber Hintergründe geschaffen, die den Unfall begünstigt haben", sagte die Journalistin am Dienstagabend im Interview mit dem Staatssender RAI.

Der US-Botschafter in Rom, Mel Sembler, hat für eine Einstellung der Ermittlungen der römischen Staatsanwaltschaft plädiert. Es liege ein tragischer Unfall vor. Der US-Sender CNN zitierte am Montag Pentagon-Quellen, wonach Italien für Sgrenas Freilassung zehn Millionen Dollar gezahlt habe. Premier Silvio Berlusconi hatte die Zahlung eines Lösegelds strikt bestritten. Er nimmt am Donnerstag im Parlament zum Fall Calipari Stellung. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.5.2005)