Porträtbild von Elka Xharo
Die Physikerin Elka Xharo kämpft gegen pseudowissenschaftlichen Unsinn an.
Lisa Lux

Wie kann man verhindern, dass sich Verschwörungsmythen in den Köpfen der Menschen festsetzen? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die Medizinphysikerin und Wissenschaftskommunikatorin Elka Xharo. Auf ihrem Instagram-Kanal "The Sciency Feminist" und in Vorträgen kämpft sie nicht nur gegen Verschwörungstheorien an, sondern zeigt auch auf, wie Wissenschafterinnen in der Geschichte vergessen wurden und Frauen im Wissenschaftsbetrieb noch immer benachteiligt und ausgeschlossen werden.

"Feminismus und Wissenschaft haben mich immer interessiert, ich war auch immer feministisch engagiert. Zur Naturwissenschaft und Technik bin ich nicht zuletzt deshalb gekommen, weil meine Mutter in Albanien Elektrotechnik studiert hat. Das war der Auslöser dafür, dass ich mir eine Ausbildung an der TU Wien ausgesucht habe", erklärt Xharo über ihre Anfänge und ihr Studium im Fach Biomedical Engineering. Ihrer Leidenschaft, Wissenschaft zu vermitteln, kann sie nicht nur bei ihrer Stelle als akademische Expertin und Vortragende an der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien nachgehen, sondern seit 2020 auch auf ihrem Instagram-Account "The Sciency Feminist". Dort erreicht sie inzwischen über 15.000 Followerinnen und Follower.

Neben diesen Themen spricht Xharo auch über Albanien, dessen Geschichte und ihre persönlichen Erfahrungen. Dort wurde sie geboren und wuchs dann in Österreich auf. Außerdem spricht Xharo zusammen mit Kolleginnen im Podcast Cosmic Latte über Astronomie und Astrophysik. Während der diesjährigen Langen Nacht der Forschung hält sie einen Vortrag darüber, wieso Verschwörungsmythen so erfolgreich sind und was man dagegen tun kann.

Wissenschaft und Feminismus

Eines ihrer wichtigsten Themen ist die feministische Kritik am Wissenschaftsbetrieb. Denn Frauen wurden in der Wissenschaftsgeschichte immer wieder vergessen, deren Forschungsleistungen oft Männern zugeschrieben. "Die Informatik war eigentlich schon von Anfang an eine weibliche Branche, und die ersten Programmiererinnen waren Frauen", fügt Xharo hinzu. Frauen wie Ada Lovelace oder Grace Hopper behandelt Xharo auch in einer Lehrveranstaltung an der FH Wien zum Thema Rollenbilder in der Technik.

Ein malerisches Porträt von Lovelace
Ada Lovelace, Computer-Pionierin.
imago images/Artepics

Im Cosmic Latte-Podcast wiederum bespricht Xharo nicht nur die Himmelsgestirne, sondern hebt auch hier die Beiträge von Frauen wie Caroline Herschel – einer bedeutenden Astronomin im 18. und 19. Jahrhundert – hervor. Außerdem erklärt sie, wieso Astrologie keine Wissenschaft ist.

Wider die Verschwörung

Pseudowissenschaftliche Erzählungen wie Astrologie sind auch Teil des zweiten großen Themas, dem sich Xharo widmet: Verschwörungstheorien und der Ablehnung von Wissenschaft. Während der Covid-Pandemie wurde ihr klar, wohin Wissenschaftsskepsis führen kann. "Ich habe gesehen, welche Verschwörungsmythen aufgekommen sind, die zu einer ablehnenden Haltung gegenüber lebenswichtigen Impfungen führen, und wie stark diese in der Gesellschaft verankert sind", erklärt Xharo.

Während der Corona-Hochzeiten erklärte sie, wie Pandemien, Testungen und Impfstoffe funktionieren und warum die Mythen darum falsch sind. Heutzutage klärt sie auch über andere Impfstoffe wie die gegen Masern oder HPV auf und tritt gegen diesbezügliche Fake News ein. Kritik an ihrer Arbeit nimmt sie gelassen: "Die Interaktionen waren nicht so negativ, wie man es sich vielleicht denkt."

Es gab insbesondere auf ihre Beiträge zum Thema Impfen immer wieder Kommentare, die behaupteten, dass sie falsch liege und von Pharmafirmen bezahlt sei. Doch wenn höfliche Diskussion zu keinem Ergebnis führte oder gar nicht möglich war, war Xharo klar, dass sie keine weitere Energie in diese Interaktionen hineinstecken musste.

Ihren Followerinnen und Followern möchte sie nicht nur Wissenschaft erklären, sondern ihnen auch Werkzeuge mitgeben, um selbst gegen Verschwörungsmythen vorzugehen. "Es hat sich gezeigt, dass der einzige erfolgreiche Zugang, um gegen Verschwörungsmythen vorzugehen, ist, Leute darin zu schulen, diese zu erkennen, bevor sie überhaupt an diese Erzählungen glauben", nimmt Xharo auf eine Metastudie aus dem Jahr 2023 Bezug.

Die "Informationsimpfung"

Diese Studie zeigte, dass eine sogenannte Informationsimpfung am besten gegen Verschwörungstheorien hilft. Dahinter verbirgt sich die Methode, Menschen häppchenweise Verschwörungstheorien auszusetzen, diese jedoch sofort zu widerlegen. Stück für Stück baut sich dadurch eine Art Immunität auf, indem man diese Mythen immer besser zu erkennen und entlarven lernt – ähnlich wie bei einer Impfung, die das Immunsystem mit toten oder abgeschwächten Krankheitserregern lehrt, diese zu erkennen und zu bekämpfen.

Impfpass für Masern, Mumps, Röteln
Viele Impfgegner weigern sich, ihre Kinder vor gefährlichen Krankheiten wie Masern zu schützen.
APA/HELMUT FOHRINGER

Xharo warnt auch, dass man nie davon ausgehen kann, gegen Verschwörungsmythen immun zu sein. "Es gibt da keinen Unterschied zwischen Bildungsgraden – das kann auch im akademischen Milieu passieren", so die Kommunikatorin. Das zeigte auch die 2023 veröffentlichte Studie zu den Ursachen der Wissenschaftsskepsis in Österreich.

"Während der Corona-Pandemie habe ich immer wieder einfache Erklärungen und Argumentationsleitfäden für meine Followerinnen und Follower geschrieben, damit sie diese Themen ihren Familien erklären können", erinnert sich Xharo. "Meine Followerinnen und Follower haben mir immer wieder geschrieben, dass sie diese auch einsetzen konnten. Das hat mich immer sehr gefreut."

Auch bei ihrem Vortrag bei der Langen Nacht der Forschung möchte Xharo den Zuschauerinnen und Zuschauern Werkzeuge mitgeben, um Verschwörungsmythen frühzeitig zu erkennen und sich selbst und andere dagegen zu impfen. (Thomas Zauner, 23.5.2024)