Mit Vermögenssteuern kann Habsburg-Lothringen wenig anfangen.

Foto: Matthias Cremer

Trotz großen Waldbesitzes und viel Arbeit in Kärnten zieht es Dominik Habsburg-Lothringen immer wieder nach Wien, was nicht nur, aber auch mit seiner Funktion bei den Pfadfindern zu tun hat. Seit vier Jahren ist er Präsident einer der größten Jugendorganisationen Österreichs. Im Interview spricht er über Waldsterben, Rindfleischimporte und Vermögenssteuern.

STANDARD: Wie geht es dem Wald, Ihrem Wald?

Habsburg: Gut. Ich habe ein tolles Team um mich, und wir versuchen alles zu tun, dass es unserem Wald weiterhin gutgeht.

STANDARD: Anfang der 1980er-Jahre war reihum vom Waldsterben die Rede. War das damals übertriebene Panikmache?

Habsburg: Nein, das Waldsterben gab es tatsächlich, verursacht vor allem durch Schwefeldioxid aus Kraftwerken. Das hatten wir bei uns im Lavanttal auch, da wurde in einem Kraftwerk schwefelhaltige Kohle verbrannt, das führte zu saurem Regen und einem massiven Absterben vor allem der Tannen, aber auch der Fichten.

STANDARD: Es ist aber letztlich gut ausgegangen?

Habsburg: Es war unter anderen mein Großvater, der mit Aufklärungsarbeit begonnen hat, zusammen mit der Universität für Bodenkultur, und der in Gerichtsprozessen erreicht hat, dass die Situation besser, dass Filter eingebaut und das Kraftwerk bei uns in der Region auf Steinkohle umgestellt wurde. Die Luftverschmutzung hat massiv abgenommen, der Wald konnte sich gut erholen.

STANDARD: In Kärnten gelten Sie als einer der größten Waldbesitzer. Ihnen gehört die halbe Koralm, sagen die Leute.

Habsburg: Das ist etwas übertrieben, aber es ist – zugegeben – ein schöner Besitz. In Summe sind es 3600 Hektar, davon sind etwa 2800 Hektar Wald. In der Vergangenheit sind sehr viele Betriebe in Österreich geteilt worden. Wir sind bestrebt, den ganzen Betrieb als Einheit zu erhalten.

Will das Gut erhalten: Habsburg-Lothringen.
Foto: Matthias Cremer

STANDARD: Einen Wald zu besitzen, ist das heutzutage mehr Last oder Freude?

Habsburg: Es ist schon eine große Herausforderung. Es heißt zwar immer, mit einer großen Waldfläche bist du reich. Das bist du aber nur, wenn du den Wald verkaufst. Wir leben von dem, was unsere Großeltern gepflanzt haben, im Prinzip von der Rendite.

STANDARD: Ich nehme an, bei Ihnen landet auch Geld aus dem EU-Agrarbudget?

Habsburg: Wir haben auf Agrarförderungen verzichtet, auch weil wir kaum landwirtschaftliche Flächen haben. Es gibt aber Förderungen für die Bewirtschaftung des Schutzwaldes oder für sogenannte Pflegeeingriffe, das wird von der EU kofinanziert.

STANDARD: Im Moment gibt es eine Diskussion, ob Förderungen nicht gedeckelt werden sollten, weilGroßgrundbesitzer unverhältnismäßig viel, Kleinbauern aber vergleichsweise wenig erhalten.

Habsburg: Ich sehe das kritisch. Wer legt die Grenze fest? Wenn ich eine große Fläche bewirtschafte, habe ich eine große Verantwortung, wenn ich eine kleine Fläche habe, eine kleine. Rechtlich ist es schwierig zu sagen, nur weil der eine größer ist, bekommt er, heruntergebrochen auf den Hektar, weniger Förderung, er hat ja auch höhere Aufwände.

STANDARD: Nerven Sie die Biker, Pilzesammler und wer sich sonst noch in Ihrem Wald herumtreibt?

Habsburg: Es war schlimm, die Situation hat sich durch Information, warum etwa Ruhezonen für Tiere und schützenswerte Pflanzen respektiert werden müssen, gebessert. Inzwischen leben wir eine gute Partnerschaft, mit Wanderern genauso wie mit Mountainbikern oder Schwammerlsuchern. Es passiert halt immer wieder, dass sich jemand verirrt.

STANDARD: Was dann?

Habsburg: Die Leute verlassen sich darauf, dass ihr Telefon überall funktioniert. Auf rund 80 Prozent unseres Waldgebiets gibt es aber keinen Handyempfang. Früher gab es oft großangelegte Suchaktionen mit Sirenen, Feuerwehr, Hubschrauber, allem Drum und Dran. Niemand kennt den Wald aber besser als wir. Jemand von uns ist immer draußen, auch am Wochenende. Wir wissen, wo zu suchen ist, wenn Beerenpflücker, Pilzesammler oder Wanderer vermisst werden. Inzwischen ruft mich, weil ich unsere Dienste angeboten habe, die Polizei an und sagt: Herr Habsburg, es warat wieder so weit.

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Die Steuerbefreiung von Kerosin sieht Habsburg kritisch.
Foto: Dpa/Karl-Josef Hildenbrand

STANDARD: Wenn man den Blick auf die große weite Welt richtet, bemerkt man Tendenzen zu verstärkter Marktabschottung – Stichwort Handelskrieg USA – China. Wie beurteilen Sie die Situation?

Habsburg: Ich bin Forstwirt, bei Handelskriegen kenne ich mich nicht aus. Aus Umweltgesichtspunkten sollte man einige Auswüchse der Globalisierung aber schon hinterfragen. Wir haben in Österreich gute lokale Lebensmittel. Erdbeeren im Herbst oder Winter von weither importieren, das muss nicht sein, es gibt anderes saisonales Obst und Gemüse. Auch auf den Import von Fleisch, das noch dazu einen hohen CO2-Fußabdruck hat, könnten wir verzichten. Früher gab es einmal pro Woche Fleisch zu essen, heute fast jeden Tag, das muss nicht sein.

STANDARD: Bei anderen Gütern ...

Habsburg: ... sind wir auf Importe angewiesen, etwa bei seltenen Erden. Die gibt es vor Ort nicht oder nur in unzureichendem Ausmaß. Wir brauchen auch Öl für chemische Prozesse, es in Autos oder Heizungen zu verbrennen ist aber Schwachsinn, weil es schade um diesen wertvollen Rohstoff ist. Insofern halte ich es für problematisch, wenn jetzt mit dem Abschotten von Märkten begonnen wird. Das fängt beim Handel an und geht – niemand weiß, wie weit.

STANDARD: Wenn Sie politisch Verantwortung übernehmen könnten, wo würden Sie den Hebel als Erstes ansetzen?

Habsburg: Meine Ambitionen für die Politik sind gering.

STANDARD: Nie damit geliebäugelt, Ihrem Onkel Ulrich Habsburg nachzueifern, der für die Grünen im Kärntner Landtag saß, zwar nicht Bundespräsident wurde, aberden sogenannten Habsburger-Paragrafen zu Fall brachte, der Angehörigen des ehemaligen Kaiserhauses das passive Präsidentschaftswahlrecht verwehrt hatte?

Habsburg: Nein, wirklich nicht. Ich komme aus der Land- und Forstwirtschaft, das kann ich, liebe ich, da bin ich daheim. Die Politik ist ein schwieriges Pflaster.

STANDARD: Ist der Name Habsburg eine Last oder ein Türöffner?

Habsburg: Sowohl als auch. Wir verwenden den Firmennamen Schütte, der auf meine Großmutter Helle Schütte, eine gebürtige Dänin, zurückgeht, denn von ihr stammt auch der Besitz auf der Koralpe. Nach dem ersten Krieg war es in Österreich schwierig mit dem Namen Habsburg. Mein Großvater Heinrich Habsburg hat meine Großmutter beim Studium an der Boku in Wien kennengelernt. Sie war übrigens die erste Frau der Welt, die Forstwirtschaft studiert hat.

STANDARD: Wie ist Ihre Einstellung zu Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer?

Habsburg: Es gab ja bis 2008 eine Erbschafts- und Schenkungssteuer in Österreich, die wurde abgeschafft und man hat einen Ersatz geschaffen in Form der Grunderwerbssteuer. Es macht keinen Sinn, zahlen zu müssen, was ein Gutachter schätzt oder was der Verkehrswert ist, wenn man etwa ein großes Haus geschenkt bekommt. Wie viel die Erhaltung so eines Hauses mitunter kostet, wird gar nicht berücksichtigt. Deshalb bin ich ein großer Verfechter einer Vermögenszuwachssteuer. Was ich an Vermögenszuwachs habe, das sollte versteuert werden.

STANDARD: Und zu einer möglichen CO2-Steuer?

Habsburg: Klar ist, wir müssen den Ausstoß von Kohlendioxid ganz bremsen, wenn wir die Erderwärmung eindämmen wollen. Um Lenkungsmaßnahmen wird man nicht herumkommen. Das kann eine CO2-Steuer sein, muss aber nicht. Man könnte auch die Förderungen für CO2-verursachende Dinge aufheben, das Dieselprivileg etwa oder die Begünstigung von Kerosin. Sollte man sich zu einer CO2-Steuer durchringen, sollte man aber unbedingt darauf achten, dass die Einnahmen für Klimaschutzmaßnahmen zweckgewidmet werden.

STANDARD: Was ist Ihr persönlicher Luxus, den Sie sich leisten?

Habsburg: Eine Almhütte auf über 1600 Meter Höhe, wo die ganze Familie den Sommer verbringt, und ein Pferd. Reiten ist nicht nur schön, es ist für mich auch eine Möglichkeit der Stressbekämpfung, ich und das Pferd, allein im Wald.

(21.9.2019)