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Bis es soweit ist, könnte mehr Zeit vergehen als die Politiker erhoffen.

Foto: AP/LM Otero

Wien – Bis zum Ende des Jahres könnten in Österreich 600.000 Impfdosen von verschiedenen Herstellern für 300.000 Menschen bereitstehen – das zumindest verkündete Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei seiner "Erklärung" am Dienstag. Es sehe jedenfalls derzeit ganz gut aus, so der Ressortleiter. Auf welcher Grundlage dieser Optimismus fußt, bleibt dagegen freilich unklar, immerhin handelt es sich um eine bislang einzigartige Situation, in der sich die Impfstoffhersteller befinden. Aktuell arbeiten rund um den Globus mehr als zwei Dutzend Unternehmen und Forschungsinstitute an Vakzinen gegen das neue Coronavirus, darunter Branchengrößen wie Pfizer und Astra Zeneca.

Wenige Impfstoffe in der letzten Prüfphase

Laut dem Coronavirus Vaccine Tracker der "New York Times" befinden sich derzeit neun Impfstoffe in der entscheidenden letzten Prüfphase III. Dass das so schnell überhaupt möglich war, liegt an den in der Geschichte der Impfstoffentwicklung einmaligen Fast-Approval-Verfahren, bei denen die potenziellen Impfseren die einzelnen Studienetappen nebeneinander oder zumindest überlappend durchlaufen, anstatt wie früher nacheinander.

Das kann nur gewährleistet werden, wenn bürokratische Verfahren wie Antragsfristen zwischen den Phasen verkürzt oder überhaupt gestrichen werden. Dennoch: Nach üblichen internationalen Standards allgemein zugelassen ist aktuell noch kein einziger der Impfstoffe.

Risikoreicher Blindflug

Parallel dazu – und auch das ist bisher einzigartig – arbeiten die Pharmaunternehmen bereits jetzt an der aufwendigen und komplizierten Massenproduktion der Vakzine. Ohne diese Vorgehensweise wäre Anschobers zuversichtliche Prognose über eine Impfung für 300.000 Österreicher bis zum Jahreswechsel gänzlich unhaltbar.

Das Risiko dieses Blindfluges liegt auf der Hand: Sollten sich die Impfstoffe in den Prüfverfahren letztlich als wenig wirksam oder, schlimmer noch, wegen ihrer Nebenwirkungen als gefährlich erweisen, müssten Hunderttausende schon produzierte Impfdosen wieder vernichtet werden.

Mehrere Ansätze

Grund zur Hoffnung liefern immerhin Studien, die darauf hindeuten, dass Sars-CoV-2 von unterschiedlichen Abwehrmechanismen des Immunsystems bekämpft wird. Entsprechend wird es daher auch eine größere Anzahl Impfstoffe mit verschiedenen Ansätzen geben, was die Chance für tatsächlich funktionierende Vakzine erhöht. (red, 1.9.2020)