Der Schulanfang kostet Eltern immer viel. Neben Heften und Stiften müssen auch Kosten für Laptops oder Schulausflüge berücksichtigt werden.

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Kinder kosten viel Geld. Das hat der Schulstart wieder deutlich gezeigt. Hefte, Stifte, Schultaschen, Zusatzangebote wie Skikurse, Laptops – das schlägt sich im Haushaltsbudget nieder. Vor allem wenn eine Familie mehrere Kinder hat, kann diese Kostenbelastung schnell intensiv werden. Zwischen 100 und 300 Euro kostet das "einfache Schulstartpaket", erklärte Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk zuletzt im STANDARD.

Doch die Schule ist nur ein Teil, der bei den Kosten für die Kinder zu berücksichtigen ist. Von den ersten Windeln bis zum ersten Auto ist es ein langer finanzieller Weg. Mehr als 800 Euro pro Monat benötigt man im Schnitt für ein Kind mit sieben bzw. 14 Jahren. Das hat die ASB, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, erstmals berechnet. Drei Viertel der Ausgaben machen dabei die Basics aus: Essen, Wohnen und Schule.

Analyse gibt Einblick

Die Analyse der Kinderkosten ist Teil der neuen Referenzbudgets der ASB Schuldnerberatungen. Diese zeigen, wie viel Geld ein Haushalt bei bescheidener Lebensführung braucht. Erstmals wurde dabei auch berechnet, welche monatlichen Kosten für ein Kind in Österreich entstehen: Anteilsmäßig für die benötigte größere Wohnung, die höheren Heizkosten, Nahrungsmittel, Schule samt Nachmittagsbetreuung und ein Minimum an der für Heranwachsende so wichtigen sozialen Teilhabe.

Die Zahlen: 784 Euro werden für ein siebenjähriges Kind benötigt, 842 Euro für einen 14-jährigen Teenager – monatlich. Die Ausgabenbereiche variieren freilich je nach Alter und Bereich.

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·Nahrung Der Bereich "Nahrung inklusive Snacks" bildet den steigenden Bedarf bei Heranwachsenden ab, 201 Euro macht er für siebenjährige aus, 269 Euro für 14-Jährige.

·Wohnen In dieser Rubrik wurden neben den anteiligen Kosten für die Miete auch jene für Heizung, Strom, Haushaltsversicherung, Möbel und Reinigung miteinbezogen. Für Siebenjährige sind das monatliche Kosten von 172 Euro, für 14-Jährige 185 Euro (Mehrkosten für Möbel und Ausstattung).

·Schule Die dritte große Rubrik ist der Schulbesuch. Hier wurde neben Schul- und Schulmaterialkosten auch Nachmittagsbetreuung inkludiert sowie öffentliche Verkehrsmittel, die für den Schulbesuch oftmals notwendig sind. Bei den Siebenjährigen belaufen sich die Kosten hier auf 208 Euro, bei den 14-Jährigen auf 143 Euro (weniger Notwendigkeit von Nachmittagsbetreuung).

Drei Viertel der Ausgaben für Kinder und Jugendliche entfallen damit auf diese ersten drei Punkte.

·Freizeit und Medien Dieser Punkt mag auf den ersten Blick als nicht unbedingt nötig eingestuft werden, ist aber jene Kategorie, die die soziale Teilhabe ermöglicht, die für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen fundamental wichtig ist. Der Besuch eines Freibades, ein Geschenk für eine Geburtstagsparty (auf die man sonst aus Scham nicht gehen könnte), mal ins Kino oder auf ein Eis mit Freunden. Dieser Bereich setzt sich bei den Siebenjährigen aus den Kategorien soziale und kulturelle Teilhabe sowie Taschengeld zusammen (in Summe 101 Euro). Bei den 14-Jährigen kommen neben etwas höherem Taschengeld auch noch Handykosten sowie anteilig Internet und Kabelfernsehen dazu (in Summe 131 Euro).

·Gesundheit Relativ kleine und dennoch unverzichtbare Posten sind schließlich noch "Gesundheit und Körperpflege" (30 Euro bei Siebenjährigen, 42 Euro bei 14-Jährigen) sowie "Kleidung und Schuhe" (in beiden Altersgruppen 72 Euro).

Forderung nach Anpassung

Aussagen wie "Wer sparen muss, kauft eben keine Markenjeans oder teuren Turnschuhe" verpuffen damit. Denn bei einem Kleidungsbudget von 72 Euro im Monat für Kinder und Jugendliche, denen man phasenweise beim Wachsen zusehen kann, ist für solchen Luxus ohnehin selten Platz. Hier geht es darum, dass die Schuhe nicht drücken und die Hose der Jahreszeit entspricht.

"Die Berechnungen zeigen, dass die Grundkosten für ein Kind kaum Einsparpotenzial bieten", sagt Maria Kemmetmüller, stellvertretende Geschäftsführerin der ASB. Die Familienbeihilfe deckt diese Kosten bei weitem nicht ab, diverse Beihilfen ebenfalls nicht. "Was bleibt, ist eine Summe von rund 800 Euro, die monatlich aufgebracht werden muss. Was bleibt, ist ein Kind, das immer dann leidet und von Armut und Ausgrenzung bedroht ist, wenn einer der Ausgabenbereiche nicht abgedeckt wird", so Kemmetmüller.

Clemes Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der Schuldnerberatungen, fordert eine Anpassung der sozialen Transferleistungen für Familien. Dass jetzt jede Familie 360 Euro ausbezahlt bekommt, sei zwar gut. Es bekommen aber Gutverdiener wie Geringverdiener die gleiche Summe. Hier gehöre die soziale Treffsicherheit erhöht. Ebenso beim Familienbonus. Die volle Höhe des Bonus könnten laut Mitterlehner nur jene ausschöpfen, die genug verdienen. Geringverdiener würden benachteiligt. (Bettina Pfluger, 10.9.2020)