Hat die besten Chancen, das IHS zu leiten: Lars Feld.

Foto: Imago Images

Wien – Das Rennen um die Führung des Instituts für Höhere Studien (IHS) ist offenbar entschieden: Das Kuratorium hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch mit breiter Mehrheit für Lars Feld ausgesprochen. Der deutsche Makroökonom lehrt an der Universität Freiburg und war bis vor kurzem Vorsitzender des Sachverständigenrats der deutschen Bundesregierung. Dieses Gremium berät die Regierung in makroökonomischen Fragen.

Mit Feld werde jetzt über seinen Wechsel an das IHS verhandelt, erfuhr DER STANDARD nach der Sitzung. Dem Vernehmen nach ist Lars Feld auch für Spitzenpositionen an anderen Instituten in der engeren Wahl, deshalb müsse man die Verhandlungen mit ihm abwarten, heißt es. IHS-Präsident Franz Fischler, der das Institut seit dem Wechsel von Martin Kocher ins Arbeitsministerium interimistisch mit IHS-Generalsekretärin Eva Liebmann-Pesendorfer leitet, bestätigte die Auswahl am Mittwochnachmittag. "Ziel ist, die Verhandlungen rasch zu finalisieren, um im Herbst Lars Feld am Institut begrüßen zu können", teilte Fischler mit.

Reserve aus Brüssel

Sollte die Nachbesetzung der Position des nunmehrigen Arbeitsministers Martin Kocher (ÖVP) wider Erwarten doch nicht klappen, würden mit Guntram Wolff Gespräche aufgenommen. Der Direktor des Brüsseler Thinktanks Bruegel ist zweitgereiht und findet ebenfalls breite Zustimmung des IHS-Aufsichtsgremiums.

Aus dem Rennen scheint diesfalls Soziologieprofessor Frank Kalter von der Uni Mannheim zu sein, der dritte auf der von der Findungskommission erstellten Shortlist.

Ordoliberal und CDU-nahe

Der 54-Jährige Feld ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Freiburg in Baden-Württemberg und gilt als Vertreter des Ordoliberalismus. Das ist eine marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, in der der Staat für einen Wettbewerbsrahmen gleichzeitig aber auch die Freiheit auf dem Markt sorgt. Feld gilt als Gegner starker Staatsverschuldung und expansiver Fiskalpolitik und als Verfechter staatlicher Schuldenbremsen: "Die Konsolidierung kann auch vor den Sozialausgaben nicht haltmachen."Politisch ist er punziert. Feld steht der CDU nahe, ist der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates des CDU-Wirtschaftsrates und ist nicht der Vorsitzende des CDU-Wirtschaftsrates, wie irrtümlicherweise berichtet.

Klappt alles wie geplant, bekommen die beiden großen österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS im Herbst neue Chefs. Das Wifo-Kuratorium hat Gabriel Felbermayr vom Kieler Institut für Weltwirtschaft zum Nachfolger von Christoph Badelt bestellt. Der scheidende Wifo-Chef wiederum wurde, wie berichtet, zum Vorsitzenden des Fiskalrats ernannt, dem Gremium, das über Staatsausgaben und -schulden wacht. (Luise Ungerboeck, 30.6.2021)