Rund um die ehemalige Meinl-Bank werden neue Ermittlungen geführt – diesmal geht es um Whatsapp-Nachrichten, die angeblich gefakt worden sein sollen.

Foto: Matthias Cremer

In London wartet Ex-Meinl-Bank-Chef Peter Weinzierl auf die Entscheidung des Gerichts, ob es ihn gegen umgerechnet rund sechs Millionen Euro aus dem Gefängnis entlässt, wo er seit 25. Mai sitzt. Die USA haben seine Auslieferung beantragt, es geht um den Vorwurf der Beihilfe zu Geldwäscherei und Bestechung rund um den brasilianischen Odebrecht-Schmiergeldskandal. Die Meinl-Bank soll über die Meinl-Bank Antigua dabei gewesen sein, heißt es in der Anklageschrift eines New Yorker Gerichts; Weinzierl hat das immer bestritten, es gilt für alle Genannten die Unschuldsvermutung. Auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt in dem Kontext seit Jahren gegen ihn und gegen Julius Meinl V.

Seit heuer ist auch die Staatsanwaltschaft (StA) Wien aktiv – sie prüft Vorwürfe der üblen Nachrede und der Verleumdung gegen ein Mitglied des letzten Vorstands der Bank bzw. ihrer Nachfolgegesellschaft, der Anglo Austrian AAB AG. Angezeigt hat den der größte private Gläubiger mit einer angemeldeten Forderung von 34,4 Millionen Euro. Es handelt sich um eine Londoner Projektgesellschaft, die Immobiliengeschäfte in Äquatorialguinea macht und seit 2012 Geld regelmäßig auf zwei Geschäftskonten bei der früheren Meinl-Bank eingezahlt hatte. Die Gesellschaft ist Ende Jänner aus dem Gläubigerausschuss rausgeflogen. Der Anlass: Whatsapp-Nachrichten.

"Du wirst in der Hölle brennen!"

Laut Masseverwalter soll der Eigentümer der Gesellschaft, Herr P., einen damaligen AAB-Chef am 28. Dezember 2020 in zwei Nachrichten "verbal angegriffen" haben, deren Art mit der Funktion eines Gläubigerausschussmitglieds unvereinbar sei. "Du Schurke wirst in der Hölle brennen! Wie deine Kinder, wie deine Enkelkinder! Für alles, was du getan hast", habe die eine Mitteilung gelautet, die andere: "Du wirst für immer leiden, bis zum Ende deiner Tage! Und kein Geldbetrag wird dir helfen! Du bist ein Dieb!!! Du bist verdammt!!!!" Die Screenshots der Nachrichten lieferte der Exbanker.

P. wehrte sich. Die Nachrichten stammten nicht von ihm oder ihm zuzurechnenden Personen, sein letzter Kontakt mit dem Banker habe im März 2020 stattgefunden, als ihn der via Signal über die Insolvenz der Bank unterrichtet habe. Zudem sei der Umgang zwischen ihm und dem Banker "stets freundlich und respektvoll" erfolgt, ließen seine Anwälte das Handelsgericht wissen, das die Gesellschaft aus jenem Gremium entfernte, das im Insolvenzverfahren die Interessen der Gläubiger vertritt.

Anzeige wegen Fakes

Die Folge: P. zeigte den Exbanker bei der StA Wien an, wegen des Verdachts der Verleumdung, Urkundenfälschung und übler Nachrede. Er behauptet, dass die Nachrichten "über frei zugängliche Apps" gefakt worden sein könnten. Er hegt u. a. den Verdacht, dass der Exvorstand ihn aus dem Gremium raushaben wollte, damit er dort nicht an "Hintergrundinformationen über die Misswirtschaft innerhalb der Geschäftsführung" der früheren Meinl-Bank kommen könnte. Eine Darstellung, die der Masseverwalter laut seiner Äußerung ans Handelsgericht nicht für sehr plausibel hält. Die StA Wien sah jedenfalls einen Anfangsverdacht, bestätigte ein Sprecher. Sie führt ein Ermittlungsverfahren. (Renate Graber, 7.7.2021)