Hier ein paar Kriterien, um das Treffen von Bundeskanzler Karl Nehammer mit Wladimir Putin zu beurteilen. Immer daran denken: Das sind Gespräche mit einem Kriegsverbrecher.

Wenn Putin anschließend erklärt, mit der Beschießung der Städte und der Ermordung von Zivilisten werde nun aufgehört, war es ein Erfolg. Wenn er die nun anlaufende Offensive im Südosten der Ukraine abblasen lässt, ein großer Erfolg. Wenn er sagt, er sei bereit zu Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, womöglich auch noch in Wien, ein sehr großer Erfolg.

Bundeskanzler Karl Nehammer in der österreichischen Botschaft in Moskau vor einem Treffen mit dem russischen Präsidenten.
Foto: APA/BKA/DRAGAN TATIC

Dazu müsste Nehammer nicht einmal ein Genie der diplomatischen Überredungskunst sein. Es würde genügen, wenn Putin an sich schon nach einem Ausweg aus dem bisher wenig gelungenen Krieg sucht – und ihm Nehammer gelegen kommt, um dieses Signal über den Kanzler eines neutralen, kleinen Staates zu senden.

Wenn Putin Nehammer mit ein paar freundlichen Worten verabschiedet und den Friedenswillen Russlands betont, war es ein Flop. Nehammer kann sagen, er habe es versucht, aber wofür hat er dann die EU-Solidarität beschädigt und Österreich blamiert? Für nichts.

Wenn Putin das als Signal für einen Riss in der westlichen Solidarität nimmt und verstärkt weitermacht, ist es eine Katastrophe. Eine noch größere wäre es, wenn herauskommt, dass Nehammer sich die Reise von irgendeinem PR-Berater hat einreden lassen. (Hans Rauscher, 11.4.2022)