Die Anschaffung war schon immer die größte Hürde beim Elektroauto. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher schreckte bisher der hohe Kaufpreis ab. Dabei hat der deutsche ADAC erst vergangenes Jahr aufgezeigt, dass selbst die Anschaffungskosten bei Elektroautos öfter sogar unter denen ihrer verbrennerischen Kollegen liegt – rechnet man sämtliche Förderungen mit ein, versteht sich. Im Laufe der Nutzung hätten E-Autos sowieso einen Preisvorteil.

Jetzt könnte aber das öffentliche Image des E-Autos erneut Schaden erleiden. Denn die Preise für Elektroautos steigen. Den Anfang machte Tesla vor kurzem mit seinem Model 3.

Bisher kostete das Basismodell des Model 3 42.900 Euro. Diesen hat die Firma von Elon Musk nun auf 49.900 Euro erhöht. Das ist nicht nur eine Steigerung von 7.000 Euro, sondern hat, zumindest in Deutschland, auch Auswirkungen auf den Umweltbonus.

Bei Tesla immerhin größere Reichweite

Für Elektroautos mit einem Nettolistenpreis von unter 40.000 Euro gibt es nämlich insgesamt 9.000 Euro Förderung – 6.000 Euro vom Staat, 3.000 Euro vom Hersteller. Nun, da der Nettolistenpreis über 40.000 Euro liegt, gibt es lediglich 7.500 Euro (5.000 Euro vom Staat, 2.500 Euro vom Hersteller).

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Das Tesla Model 3 ist mittlerweile 7.000 Euro teurer.
Foto: Reuters

Gleiches gilt für das Basismodell des Ford Mustang Mach-e. Laut ecomento.de soll der Preis im Konfigurator von 46.900 Euro auf 56.500 Euro gestiegen sein. Auch hier würde wegen des Nettolistenpreises der kleinere Umweltbonus zum Tragen kommen.

In Österreich gilt für die Förderungen von E-Autos: Die vollelektrische Reichweite muss über 50 Kilometer betragen, und der Bruttolistenpreis (also das Basismodell ohne Sonderausstattung) darf 60.000 Euro nicht überschreiten. Damit wären das Model 3 und auch der Mustang Mach-e in ihrer Basisversion weiterhin förderbar.

Seit Ende 2021 gibt es für das Model 3 von Tesla immerhin eine etwas größere Reichweite. Beim Mustang Mach-e hat sich auf dem Papier nichts verändert.

Halbleiter, Kabelbäume und Co

Bei Ford nennt man dem STANDARD unter anderem die aktuelle Weltwirtschaftslage, steigende Rohstoffkosten für Batterien und auch einen sich verändernden Wechselkurs als Gründe. Diese Preissteigerung sei "kostendeckend".

Weitere Ursachen dürften auf der Hand liegen. Die hohe Inflationsrate dürfte sich demnach nicht nur bei alltäglichen Gegenständen im Supermarkt widerspiegeln, sondern nun auch in der Autobranche. Hinzu kommt die weiterhin anhaltende Halbleiterkrise, die nicht nur die Wartezeiten auf die Lieferung von E-Autos verlängert hat, sondern auch zu einem Anstieg der Kosten führen dürfte.

Des Weiteren hat der Ukraine-Krieg die Branche auch in einem weiteren Teil getroffen: Kabelbäume. Die sind mittlerweile für fast alle Autos essenziell und werden per Hand unter anderem in der Ukraine hergestellt. Zwar gibt es weitere Werke, unter anderem in Nordafrika, allerdings sagten bereits mehrere Hersteller, dass eine Umstellung so schnell nicht funktionieren würde.

Problem mit neuen Stromverträgen

Auch die steigenden Energiepreise, die so gut wie jede Branche momentan treffen, dürften ein Grund sein. Diese haben nämlich Auswirkungen auf die langfristigen Kosten von E-Autos, denn der Strompreis steigt ebenso.

Zwar liegen laut Energieregulator E-Control die Gesamtkosten bei Bestandskunden pro Kilowattstunde (kWh) im Schnitt unverändert bei etwa 23 Cent (DER STANDARD berichtete). Das Problem besteht aber dann, wenn ein neuer Stromvertrag abgeschlossen werden muss. Vor allem in Ostösterreich liegt die kWh bei Neuverträgen bei 40 Cent und mehr, was ein Plus von fast 100 Prozent zum aktuellen Durchschnittswert bedeutet.

Damit dürften die Kosten derzeit fast so hoch wie bei Benzin und Diesel liegen. Und dabei sind die Kosten für E-Tankstellen unterwegs noch nicht einberechnet.

Es bleibt abzuwarten, ob und wie andere E-Auto-Hersteller nachziehen werden und welche Entwicklung die Preise noch nehmen. Nach einer Preissenkungen sieht es zumindest aktuell aber nicht aus. Im Gegenteil. (Thorben Pollerhof, 13.4.2022)