An der Neonatologie versahen zuletzt auch Kinderärztinnen und Kinderärzte ohne die Zusatzausbildung für Neugeborene Dienst. Im Bild ein Sujet aus dem AKH mit einer Puppe.

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Wieder macht Personalnot an einem Wiener Krankenhaus Schlagzeilen: Ende vergangener Woche berichteten "Kurier" und "Krone", dass der Primar der Kinder- und Jugendheilkunde an der Klinik Floridsdorf gekündigt hat. Der Grund sei Personalmangel: An der Neonatologie, die der Versorgung Neugeborener dient und zur Kinderabteilung gehört, sind von sieben Fachärztinnen und Fachärzten bald nur noch drei übrig. Diese Zahlen bestätigte auch der Spitalsträger Wiener Gesundheitsverbund (Wigev).

Der Wigev gab darüber hinaus bekannt, dass die Abteilung in Floridsdorf sukzessiver stärker an jene in der Klinik Donaustadt angebunden wird. Ab sofort wird daher die Ärzteschaft der Neonatologie in Floridsdorf (dem ehemaligen Krankenhaus Nord) dem Primar der Klinik Donaustadt, Herbert Kurz, unterstehen. Der Personalmangel habe es notwendig gemacht, dass auch Pädiaterinnen und Pädiater ohne Zusatzfach Neonatologie Dienste auf der Neonatologie versehen mussten. Nun sollen zwischenzeitlich entsprechend ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner anderer Spitäler in Floridsdorf Dienst versehen, neben jenen der Donaustadt auch aus den Kliniken Favoriten und Ottakring.

"Mangelfach in ganz Europa"

"Die Neonatologie ist ein Mangelfach in ganz Europa. Wir werden die fehlenden Fachärztinnen und Fachärzte am Markt nicht bekommen", hieß es am Montag vom Wigev auf STANDARD-Nachfrage zu den Vorgängen. Man habe da "extrem viel in Sachen Recruiting gemacht". Daher hoffe man, dass durch die Umstrukturierung mehrere Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde auch für das Zusatzfach Neonatologie gewonnen werden können. Außerdem sei man durch die erweiterte Größe des Teams beim Erstellen der Dienstpläne flexibler.

Der scheidende Primar der Kinderabteilung in Floridsdorf, Milen Minkov, bleibt bis Ende März 2023 tätig. Er teilte in einem Statement, aus dem "Wien heute" am Wochenende zitierte, mit, dass er die Gründe für seine Entscheidung den zuständigen Entscheidungsträgern mitgeteilt habe und sich erlaubt habe, "denen einige Ratschläge im Sinne der Abteilungszukunft zu geben. (...) Nun sind die Entscheidungsträger gefordert." Der STANDARD konnte Minkov nicht erreichen.

Ein Primar für beide Standorte

Mit April 2023 wird die Leitung der gesamten Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde in Floridsdorf dann an den Leiter der – viel größeren – Kinderabteilung in der Donaustadt gehen. Eine ähnliche Zusammenlegung hat es laut Wigev bereits 2019 bei den Abteilungen gleichen Fachs an den Kliniken Landstraße und Favoriten gegeben (jene im zehnten Bezirk ist in diesem Fall die größere). Von der Ärztekammer hieß es, dass die "Notlösungen des Wigev" meistens "in die Unendlichkeit perpetuiert werden". Kolleginnen und Kollegen, die anderswo einspringen, würden an ihren Stammabteilungen fehlen, was dort wieder zu Überlastung führe.

An der Klinik Floridsdorf gibt es 24 Normalbetten für Kinder sowie sechs neonatologische "Intermediate-Care-Betten", das sind Krankenhausbetten mit stärkerer Überwachung. An der Klinik Donaustadt stehen laut Wigev 52 normale Betten auf den Kinderstationen sowie sieben pädiatrische Intensivbetten und zwölf neonatologische Intensivbetten sowie acht neonatologische Intermediate-Care-Betten zur Verfügung.

Kein Problem mit Pflege

Ein Pflegemangel ist an der Abteilung in Floridsdorf im Übrigen nach Auskunft des Wigev kein Thema – die Kinder- und Jugendheilkunde gilt auch im Pflegeberuf als sehr beliebtes Fach. Wie berichtet, haben mehrere Spitalsabteilungen in Wien insbesondere wegen des Pflegemangels in den vergangenen Monaten Betten oder Untersuchungslabore gesperrt, darunter die Uniklinik für Urologie und jene für Kardiologie am Allgemeinen Krankenhaus sowie die Urologie an der Klinik Favoriten. Facharztmangel ist zum Beispiel auch an der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hietzing ein enormes Problem. (Gudrun Springer, 7.11.2022)