Auf der Internationalen Raumstation (ISS) ist es zu einem Zwischenfall gekommen. Aus einem an die Station angedockten russischen Sojus-Raumschiff tritt Flüssigkeit aus, nach ersten Informationen dürfte es sich um Kühlmittel handeln, das durch ein Leck ins All gelangt. Ein routinemäßiger Außenbordeinsatz zweier russischer Kosmonauten musste kurz vor Beginn abgesagt werden, Untersuchungen zu dem Vorfall laufen.

Das Sojus-Raumschiff MS-22 (rechts im Bild) verliert Kühlflüssigkeit.
Foto: Nasa TV

Nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa suchen Bodenteams der Missionskontrolle in Moskau derzeit nach der Ursache und evaluieren, welche Auswirkungen das Leck auf Sicherheit und Funktionalität des Sojus-Raumschiffs MS-22 hat. Das mehrfach weiterentwickelte russische Sojus-System ist seit mehr als fünf Jahrzehnten im Einsatz und gilt als eines der sichersten Transportsysteme der Raumfahrt.

Probleme und technische Gebrechen

Für die aktuell siebenköpfige ISS-Crew, darunter drei Russen, drei US-Amerikaner und ein japanischer Astronaut, bestehe keine Gefahr, ihre Sicherheit sei zu jeder Zeit gewährleistet gewesen, betonte die Nasa. Man arbeite mit der russischen Weltraumagentur Roskosmos zusammen und werde nach Abschluss der laufenden Analysen das weitere Vorgehen abstimmen.

In jüngerer Zeit kam es auf der in die Jahre gekommenen Raumstation, die seit mittlerweile 22 Jahren permanent bewohnt ist, immer wieder zu Zwischenfällen und technischen Gebrechen. So sorgten schwer zu lokalisierende Sauerstofflecks in der Außenhülle der ISS in den vergangenen zwei Jahren für Probleme, zudem gab es Schwierigkeiten mit einem System zur Sauerstoffherstellung, einer Toilette und einem Ofen in der Bordküche der Station. Im Vorjahr fiel kurzfristig auch die Klimaanlage im russischen Modul Swesda aus.

In die Jahre gekommene Weltraum-WG: Seit 22 Jahren ist die ISS permanent bewohnt.
Foto: AP/Roskosmos

Ablaufdatum in der Schwebe

Fachleute sehen in derartigen Altersbeschwerden keinen Grund zur Beunruhigung – Defekte und Ermüdungseffekte an Bauteilen sind nach dem langen Betrieb keine Überraschung. Durch Reparaturen oder Austausch einzelner Geräte und Komponenten lasse sich der Außenposten im All, der gemeinsam von Nasa, Roskosmos, der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) sowie den Raumfahrtagenturen Kanadas (CSA) und Japans (Jaxa) betrieben wird, noch eine ganze Weile am Laufen halten. Wie lange die Station aber tatsächlich bewohnt bleiben wird, ist eine politische Frage.

Gesichert ist der Betrieb aktuell bis 2024. Die USA wollen die ISS, in deren Bau mehr als 100 Milliarden Euro geflossen sind, nach Möglichkeit bis 2030 betreiben, Ende November sprachen sich auch die Esa-Mitgliedsstaaten für die Verlängerung aus. Seit Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, ist die Lage allerdings unsicher: Russland hat mehrfach mit einem Ausstieg Ende 2024 gedroht und im Sommer 2022 angekündigt, eine eigene Raumstation bauen zu wollen. Inzwischen ist Roskosmos allerdings wieder zurückgerudert und stellte eine Verlängerung über 2024 hinaus in Aussicht. Die ISS ist nach dem russischen Überfall auf die Ukraine eines der wenigen Projekte, in denen westliche Staaten und Russland noch kooperieren. (David Rennert, 15.12.2022)