Die Zahl der bekannten Exoplaneten wächst unaufhaltsam. Im März dieses Jahres gaben Astronominnen und Astronomen den Fund des fünftausendsten Planeten außerhalb des Sonnensystems bekannt, inzwischen sind es schon 5.227. Die Vielfalt dieser Fülle an Welten ist groß, unter ihnen sind heiße Gasriesen und Eiswelten, Wasserplaneten, erdähnliche Planeten und Objekte, die gleich zwei Sterne umkreisen. Manche dieser Exoplaneten könnten lebensfreundliche Bedingungen aufweisen und theoretisch außerirdisches Leben beherbergen. Andere befinden sich in einer katastrophal aussichtslosen Lage.

Erspäht wurde Kepler-1658b schon vor Jahren. Genauere Beobachtungen enthüllten nun seine missliche Lage.
Illustration: Gabriel Perez Diaz/Instituto de Astrofísica de Canarias

Letzteres gilt für den Gasriesen Kepler-1658b, wie ein Forschungsteam in einer aktuellen Studie berichtet: Er befindet sich in einer langsamen "Todesspirale" um seinen Stern, der ihn letztlich verschlingen wird. Es sei das erste Mal, dass ein dem Untergang geweihter Planet um einen Stern in einer späteren Entwicklungsstufe beobachtet werden konnte, sagte Shreyas Vissapragada vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik in Cambridge, Massachusetts, einer der Autoren der Studie in den "Astrophysical Journal Letters". "Jetzt können wir Theorien über diesen Vorgang endlich anhand von Beobachtungen überprüfen."

Legendärer Exoplanetenjäger

Entdeckt wurden Hinweise auf Kepler-1658b schon 2009 mithilfe des überaus erfolgreichen Kepler-Weltraumteleskops der Nasa, das bis zu seinem Betriebsende 2018 rund 2700 ferne Planeten aufgespürt hat. Es dauerte aber fast ein Jahrzehnt, bis die Existenz des Planeten bestätigt werden konnte. Heute ist klar, dass Kepler-1658b ein heißer Jupiter ist, ein Gasriese, der durch die große Nähe zu seinem Stern enorme Oberflächentemperaturen aufweist. Der Planet umrundet seine Sonne etwa alle vier Tage und dürfte Temperaturen von mehr als 1000 Grad Celsius aufweisen.

Noch länger als der endgültige Nachweis seiner Existenz dauerte es, die fatalen Veränderungen des Orbits von Kepler-1658b zu messen. Der neuen Studie zufolge nimmt die Umlaufzeit des Exoplaneten etwa 131 Millisekunden pro Jahr ab, was zeigt, dass er seinem Stern langsam, aber sicher näher kommt – bis er sein gewaltsames Ende findet. Der Nachweis dafür erforderte Jahre sorgfältiger Messungen mithilfe mehrere Teleskope. Neben dem inzwischen ausrangierten Exoplanetenjäger Kepler kamen das Hale-Teleskop am kalifornischen Palomar-Observatorium und das 2018 gestartete Nasa-Weltraumteleskop Tess (Transiting Exoplanet Survey Telescope) zum Einsatz.

Gewaltsames Ende

Besonders spannend an diesem System sei, dass der Stern bereits einen Punkt in seinem Lebenszyklus erreicht hat, an dem er sich langsam aufbläht, schreiben die Forschenden. Ein solches Schicksal ist dereinst auch unserer Sonne beschieden: Sie wird sich in fünf Milliarden Jahren zu einem Roten Riesen aufblähen und die inneren Planeten unseres Systems verschlingen. "Das System Kepler-1658 kann uns als himmlisches Labor dienen, um unsere Modelle zu verfeinern", sagte Vissapragada. (dare, 27.12.2022)