Nach dem Sturm auf den Kongress war die Angelobung von Sônia Guajajara verschoben worden.

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Brasilia – Die Indigenen-Anführerin Sônia Guajajara hat in Brasilien Geschichte geschrieben: Die ehemalige Koordinatorin des indigenen Dachverbands Abip wurde in Brasília am Mittwoch als erste indigene Ministerin vereidigt. Sie steht künftig dem von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva geschaffenen Ministerium für indigene Völker vor.

Bei der Zeremonie würdigte Guajajara den britischen Journalisten Dom Phillips und den Indigenen-Experten Bruno Pereira, die im vergangenen Jahr im Amazonasgebiet ermordet worden waren. Bei der Veranstaltung in Anwesenheit Lulas wurde auch die Schwester der von Paramilitärs getöteten Stadträtin Marielle Franco, Anielle Franco, als Ministerin für die Gleichstellung ethnischer Gruppen ins Amt eingeführt.

Bolsonaro-Anhänger stürmten Kongress

Der Linkspolitiker Lula hatte sich Ende Oktober in einer Stichwahl gegen den rechten Amtsinhaber Jair Bolsonaro durchgesetzt. Der 77-Jährige war bereits von 2003 bis 2010 Präsident des größten Landes Lateinamerikas. Er hat sein Amt am 1. Jänner angetreten. Die Vereidigung Guajajaras und Francos war nach dem Sturm radikaler Bolsonaro-Anhänger auf das Regierungsviertel in Brasília am Sonntag verschoben worden.

In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage verurteilten die meisten Brasilianer den Sturm auf das Regierungsviertel. 93 Prozent lehnten den Sturm auf Kongress, Regierungssitz und Obersten Gerichtshof ab, teilte das Meinungsforschungsinstitut Datafolha mit. Nur drei Prozent der Befragten unterstützten die Attacke.

Am Sonntag hatten tausende Bolsonaro-Anhänger kurzzeitig die Schaltzentralen des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, randalierten in Büros und Sitzungssälen und hinterließen eine Spur der Zerstörung. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage unter Kontrolle. (APA, 12.1.2023)