Die Aktion ist der Abschluss einer großangelegten Aktionswoche.

Foto: APA/Florian Wieser

Zum großen Finale der Aktionswoche, mit der die sogenannte Letzte Generation Maßnahmen zum Klimaschutz einmahnt, hat die Gruppe eine der Wiener Hauptverkehrsadern blockiert: die Kreuzung von Wienzeile und Getreidemarkt. Die Teilnehmer klebten sich Freitagfrüh auf die Fahrbahn des Getreidemarkts, der Friedrichstraße sowie der Rechten Wienzeile.

Fotos am Twitter-Account der Aktivistinnen und Aktivisten zeigen, wie diese vor an der Ampel wartenden Autos saßen und mitten auf der Fahrbahn musizierten. "Wir sind der Feueralarm dieser Gesellschaft. Niemand mag es, vom Feueralarm aus dem Schlaf gerissen zu werden. Aber was ist die Alternative? Die Hütte brennt!", heißt es im Begleittext.

Auf der sonst vielbefahrenen Kreuzung wurde ein meterhohes gelbes X aufgebaut – ein Zeichen der Solidarität mit Lützerath, einem deutschen Dorf, das dem Braunkohleabbau weichen soll. An die Regierung wurde die Frage gerichtet: "Wo ist euer Klimaplan?"

Polizei löste Kleber ab

Die Wiener Polizei riet, die betroffene Stelle zu meiden: "Aktuell kommt es im Bereich Getreidemarkt/Wienzeile zu Blockadeaktionen von Klimaaktivist*innen. Wir sind mit verstärkter Kräftezahl im Einsatz, um die Behinderungen so schnell wie möglich zu beenden. Bitte den Bereich großräumig umfahren!", schrieb sie auf Twitter. Unmittelbar nach Beginn der Aktion begann die Exekutive, erste Aktivisten von der Fahrbahn zu lösen, sagte eine Polizeisprecherin. Gegen 9.15 Uhr waren die Fahrbahnen wieder frei. Zwölf Personen wurden laut Polizeiangaben festgenommen.

Die Polizei rückte an – gegen 9.15 Uhr konnte der Verkehr wieder fließen.
Foto: APA/Florian Wieser

Laut ÖAMTC-Verkehrsinfo war am Getreidemarkt beziehungsweise auf der Linken Wienzeile konkret der Bereich zwischen Lehargasse und Millöckergasse blockiert. Vermeldet wurde dies auch für die Rechte Wienzeile im Bereich Pressgasse. Vorerst gab es keine großen Staus im für einen Freitag recht ruhigen Frühverkehr, sagte ÖAMTC-Sprecher Marc Römer auf Anfrage. Auf der Rechten Wienzeile standen die Autos zurück bis zur Kettenbrückengasse, auf der ehemaligen Zweierlinie bis zum Volkstheater. Auf den Ausweichstrecken in der unmittelbaren Umgebung gab es auch stockenden Verkehr beziehungsweise Staus.

Die Polizei löste die angeklebten Protestierenden von der Fahrbahn.
Foto: APA/Florian Wieser

Dennoch sorgte die Aktion wieder für entsprechende Emotionen bei den gestoppten Autofahrern. Martha Krumpeck, Mitbegründerin der Letzte Generation, soll angespuckt worden sein. Ein Gastronom, der seine krebskranke Tochter im Spital besuchen wollte, beschimpfte die Klimademonstranten und versuchte einige zur Seite zu drängen, um einem anderen Pkw die Durchfahrt zu ermöglichen.

Die Aktionen im Überblick

Am Donnerstag blockierte die Letzte Generation die Schüttelstraße in Wien-Leopoldstadt an zwei Stellen. Geplant war laut deren Sprecher Florian Wagner, dadurch auch den Verkehr auf der Ostautobahn (A4) lahmzulegen und sich danach dort auf die Fahrbahn zu kleben. Dieser Versuch wurde jedoch von der Polizei vereitelt.

Das gelbe X ist ein Zeichen der Solidarität mit dem deutschen Dorf Lützerath.
Foto: APA/Florian Wieser

Der Verkehr am Gürtel beim Westbahnhof war Ziel der Aktion am Mittwoch. Ein aggressiver Verkehrsteilnehmer griff dabei die auf dem Boden sitzenden Aktivisten an und zog sie von der Straße. Die Polizei erstattete Anzeige gegen unbekannt.

Am Dienstag gab es eine Blockadeaktion beim Praterstern. Rund 50 renommierte Wissenschafterinnen und Wissenschafter solidarisierten sich mit den Aktivisten und stellten sich hinter die Anliegen der Letzten Generation. Und am Montag wurde der Protest vor verschiedenen Wiener Schulen ausgetragen.

Nehammer: Methoden sind "nicht zu tolerieren"

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nahm die Aktion am Freitag zum Anlass, um die Debatte über eine strengere Handhabe gegen derartige Proteste anzuheizen. "Ich habe heute Innenminister Gerhard Karner beauftragt, mir einen Bericht zu liefern, wie der Einsatz der Exekutive in dieser Woche im Umgang mit den Klimakleber-Aktionen funktioniert hat. Und zu prüfen, ob die bestehenden rechtlichen und operativen Regelungen ausreichen, oder ob es darüber hinaus gehende Verschärfungen braucht", sagte er.

Bei allem Verständnis für das Anliegen des Klimaschutzes seien die Methoden der Klimakleber nicht zu tolerieren. "Wer Sachschäden in Kauf nimmt, wer Sicherheit und Gesundheit von Menschen durch Manipulation an Fahrzeugen gefährdet, wer mutwillig stundenlange Staus und Verzögerungen in Kauf nimmt, der sabotiert unser gesellschaftliches Zusammenleben und stellt sich damit über die geltenden Regeln, die für alle gelten", so der Regierungschef. Wenn jeder sein Anliegen zur Rechtfertigung nimmt, um sich über die Regeln zu stellen, habe das mit Demokratie nichts zu tun. Dafür gebe es die Demonstrations- und Versammlungsfreiheit.

Auch Wiens ÖVP-Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer meldete sich zu Wort: "Menschen, die Rettungseinsätze blockieren oder das Leben anderer gefährden, indem sie Radmuttern lockern, sind keine Klimaaktivisten, sondern schlichtweg Straftäter und missbrauchen demokratische Grundrechte." (rach, APA, 13.1.2023)